2G in Berlin

 

2G oder 4G – das ist die Frage

In Berlin gilt neuerdings 2G. Und ich dachte immer, wir sind schon bei 5G. Aber Spaß beiseite. In der deutschen Hauptstadt scheint man nun endgültig den Verstand verloren zu haben, außer beim Berliner Arbeitsamt. Mit dem habe ich Anfang der Woche telefoniert und erfuhr, dass es dort neuerdings wieder Publikumsverkehr gibt, was ich nicht wusste. Auf meine Nachfrage, zu welchen Regeln, sagte man mir: „2G!“ Was genau 2G im Berliner Arbeitsamt bedeutet, will ich noch wissen. Abstand und Maske, so die Antwort. Und was ist mit Testen? Sie kontrollieren nichts, so der nette Herr vom Berliner Arbeitsamt. Als ich ihm zum Schluss freundliche Grüße aus Bulgarien nach Berlin übermittle, freut er sich. Und auch ich freue mich, denn das Berliner Arbeitsamt kommt mir doch sehr vertraut, da recht balkanisch und nah am Menschen vor.

Dass in der deutschen Hauptstadt 2G gilt, ist auch in den Nachrichten des Bulgarischen Nationalradios „Christo Botew“. Danach wird dort über Demonstrationen von Eltern und Kindern in verschiedenen Städten Bulgariens gegen die Pflicht, Schüler regelmäßig testen zu lassen, berichtet. Eine Mutter und Teilnehmerin einer dieser Demonstrationen kommt im Radio zu Wort und darf ihre Argumente erklären, warum sie gegen eine solche Testpflicht ist. Diese werden vom Radio nicht kommentiert, der Mutter wird keine verkehrte Haltung vorgeworfen, und sie wird auch nicht mit irgendwelchen Schimpfwörtern bedacht, wie dies in Deutschland seit einiger Zeit an der Tagesordnung ist. Ausgerechnet in Deutschland. Im Land der Dichter und Denker. Aber es ist eben auch das Land der Richter und Henker. Und neuerdings auch der Polizei. Das ist auch wahr.

Nun will ich bei der Berliner Polizei, am besten bei unserem Innensenator anrufen, um zu erfahren, welche Regeln auf den Straßen und Plätzen und in den zahlreichen Parks der deutschen Hauptstadt gelten. Um genau zu sein, möchte ich in Erfahrung bringen, ob dort noch 2G gilt, also zwei Beamte auf einen Bürger, oder bereits 4G, das wären dann vier Beamte pro Bürger. Die Antwort ist für mich wichtig, wenn nicht sogar überlebenswichtig, weil ich überlege nach Berlin zurückzukommen. Und da wäre es schon interessant für mich zu wissen, wie es auf dem Weg zum Jobcenter aussieht. Arbeit gibt es auch in Berlin für mich nicht, wie mir der nette Herr am Telefon bereits mitteilte, also genauso wie auf dem Balkan. Immerhin habe ich die Hoffnung, dass ich irgendwie durch die Stadt komme, auch wenn man dort komplett den Verstand verloren zu haben scheint, und dass auf dem Berliner Arbeitsamt dann noch das balkanische 2G nah am Menschen, also Abstand und Maske, aber kein Test und auch keine Kontrolle gilt.

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Sex in Zeiten von Corona

Der Austausch von Zärtlichkeiten – in Bronze gegossen
Vorm „Dramatischen Theater“ der Stadt Montana / Bulgarien

In Zeiten von Corona muss ein jeder von uns noch mehr als zuvor schon sehen, wo er bleibt, auch was den Sex angeht. Sex ist auch für mich ein großes Thema, alles andere wäre gelogen, aber von irgendwas muss auch ich meine Rechnungen bezahlen. Ich bin aber nicht einfach nur so ein Commercial-Guy, dem es vor allem ums Geld geht. Nein, auch der Sex darf dabei nicht zu kurz kommen. Nicht nur manchmal schwanke ich zwischen Sex und Geld, sondern praktisch permanent. Ganz offen gestanden gehöre ich zu jenen Zeitgenossen, die nicht wirklich wissen, was ihnen das wichtigste, das liebste im Leben ist: der seelenlose Mammon oder die lustvolle Ekstase? Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass beides zur Droge werden, ich von beidem nicht genug kriegen kann. 

Hatte ich vor einiger Zeit versucht, mit schriftlichen „Einwilligungserklärungen“ bezüglich einvernehmlichem Sex meinen Schnitt zu machen, so spricht heute über diese keiner mehr. Die Erklärung war damals wichtig, damit keiner der beiden Vertragspartner später sagen konnte, der oder die andere hätte sie oder ihn vergewaltigt. Wobei man dazu sagen muss, dass eigentlich immer nur der Mann die Frau vergewaltigt. Oder hat man je von einer Vergewaltigerin gehört? Mein Schreibprogramm kennt dieses Wort jedenfalls nicht. Dagegen ist jeder Mann ein Schwein und potenzieller Vergewaltiger, das ist bekannt. Ich selbst würde mich, in Anlehnung an die „gemäßigten Rebellen“ im Syrien-Krieg, als einen „gemäßigten Vergewaltiger“ bezeichnen.

Die Einwilligungserklärung wurde bald „aufgrund der aktuellen Situation“ von  der „Selbstanzeige“, einer weiteren Geschäftsidee von mir, abgelöst. Denn heute wird nicht mehr geraucht nach dem Sex, sondern sich selbst angezeigt, und zwar wegen unerlaubtem Körperkontakt. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: „Erst  ficken – dann melden!“ oder: „Erst Kopulieren – dann kontaktieren!“ oder auch „Erst Deflorieren – dann denunzieren!“, auch das ist möglich. Wie viele dieser Aufforderung zur Selbst- und auch Fremdanzeige nachgekommen sind, ist bisher nicht bekannt geworden, obwohl sonst viel Wert auf Zahlen gelegt wird dieser Tage. Viele können es nicht gewesen sein, ich bin jedenfalls keine einzige Selbstanzeige losgeworden.

Auch diese Geschäftsidee war also eher ein Flop, was wohl auch daran liegt, dass die meisten Menschen gar keinen Sex mehr haben, und das schon lange vor Corona. Auch darüber gibt es leider keine genauen Zahlen, sondern nur indirekte, die Reproduktionszahlen. Und da sieht es so aus, dass, nachdem zuvor schon die Produktion ausgelagert war, ihr nun die Reproduktion gefolgt ist.

Für die allermeisten ist es also nichts wirklich Neues, beim Austausch von Körperflüssigkeiten auf dem Trockenen zu sitzen. Mit dem Sex scheint es wie mit der Arbeit und auch dem Geld zu sein: Viele haben wenig oder gar keine/s und einige wenige haben zu viel. In der Sex-Branche nennt man die, die viel Sex haben, Sex-Arbeiterinnen. Es soll auch Sex-Arbeiter geben, aber die sind, obwohl von Natur aus besser für schwere, körperliche Arbeit geeignet, hier zu vernachlässigen. Nicht nur der Mensch an sich ist nicht immer logisch, sondern auch seine Natur.

Wenn ich mich recht entsinne, hatte Angela Merkel ihrerzeit den Sex-Arbeiterinnen höchstpersönlich das Arbeiten verboten. An die genaue Formulierung erinnere ich mich nicht mehr, aber sie hat das Wort „Bordelle“ in einer offiziellen, mündlichen Erklärung wirklich in ihren Bundeskanzlerinnen-Mund genommen, und zwar deswegen, weil diese zu schließen seien. Und offiziell geschlossen sind sie bis heute, zumindest so weit ich informiert bin. Dabei wären die Sex-Arbeiterinnen die ersten gewesen, denen man für ihren harten aber schlecht bezahlten Job einen Orden für ihre systemrelevante Tätigkeit an ihre blanke Brust hätte heften müssen.

Das ist leider nicht passiert, wie überhaupt die Ehrung oder auch nur die Erwähnung systemrelevanter Berufe komplett eingeschlafen ist. Es sprach auch niemand von notleidenden Bordellen wie zuvor von notleidenden Banken, wobei letztere nur Not litten, weil sie sich zuvor verzockt hatten. Das Geld, das man den Bankern wie einem Junkie das Heroin hinterhergeworfen hat, wäre bei den Sex-Arbeiterinnen viel besser angelegt gewesen. Denn die Sex-Arbeiten verrichten nicht einfach nur EINE systemrelevante Tätigkeit, sondern ihr Beruf war und ist möglicherweise DER systemrelevanteste überhaupt. Das ist keine Übertreibung, ganz im Gegenteil. Die armen Banker, die damals in ihrer Not und mit unserem Geld noch öfter als zuvor schon die Dienste der Sex-Arbeiterinnen in Anspruch nahmen, könnten dies bestätigen, wenn man sie fragen würde.

Zurück zu den Menschen von heute, die über Monate eingeschlossen waren, die darüber hinaus ihre Liebsten nicht sehen und keinen Sex mehr mit anderen haben durften. Auch das Fremdgehen ist seit letztem Jahr komplett eingeschlafen, die meisten gehen nicht einmal mehr bekannt. Was soll ihnen noch schlimmeres passieren? Gut, viele Menschen hatten, wie gesagt, auch schon vor Corona keinen Sex mehr gehabt. Das ist zumindest meine ganz persönliche Erfahrung. Insbesondere für den Mann ist es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, an Sex heranzukommen.

Das hängt sicherlich auch mit dem Alter zusammen, keine Frage, aber nicht nur. Woran es genau liegt, kann auch ich nicht sagen. Möglicherweise ist einfach das Angebot kleiner geworden, an der mangelnden Nachfrage kann es nicht liegen. Jedenfalls scheint mir dies die größte Ungerechtigkeit zu sein, die die Welt von heute für uns Babyboomer bereithält, sieht man einmal von der Forderung ab, dass wir Babyboomer besser das Maul halten sollen, was immerhin bedeutet, dass man uns den Sex zumindest in geräuschloser Form noch zugesteht. Ich würde trotzdem behaupten, dass es sich beim mangelnden Angebot an Sex generell um eine noch größere Ungerechtigkeit handelt, als es das ständige „aufgrund der aktuellen Situation“ darstellt. Und an dieser Ungerechtigkeit ist nicht einmal Corona Schuld – auch das gibt es!

Die sexuelle Situation im Lande, die wie gesagt, schon zuvor prekär war, ist jetzt ausweglos, verfahren und in einer Sackgasse. Die Engländer nennen das Problem kurz und knapp „oversexed and underfucked“. Wir Deutsche reden zum Glück anders, meistens sogar gar nicht. Was wir Deutschen aber auch tun, und das war schon immer so, ist, dass wir in Krisenzeiten zusammenrücken. Das haben die Menschen immer getan, aber genau das dürfen sie jetzt nicht mehr, und das macht mir große Sorge. Auch ich ein besorgter Bürger und nicht nur ein Commercial-Guy und Sex-Maniac.

Deswegen überlege ich seit einiger Zeit, ob es nicht kontaktlosen Sex geben sollte, ob der kontaktlose Sex nicht sogar die Zukunft und die Lösung aller Probleme sein könnte. Da es bereits die kontaktlose Abholung, die kontaktlose Bezahlung, die kontaktlose Bestellung und auch die kontaktlose Zustellung gibt, scheint mir der kontaktlosen Sex unumgänglich, auch wenn ich noch nicht weiß, wie dieser genau aussehen könnte. Machen wir uns eines grundsätzlich klar: Sex der alten Schule, also wie wir in kennen oder zumindest bis vor kurzem kannten, war und ist unhygienisch und gehört, unter dem Aspekt der Hygiene, komplett verboten. Das muss einmal klar ausgesprochen werden, auch weil viele es nicht wissen.

Die ganze Sache kann aber auch eine Chance sein, und zwar für mich, um wieder oder besser: überhaupt einmal ins Geschäft zu kommen. Man muss aus der Hygiene nur ein Business machen, so einfach ist das. Denn eigentlich bin ich, wie gesagt, auch ein totaler Commercial-Guy, aber Commercial-Guys haben es gerade auch nicht leicht, zumindest die meisten. Aber es geht mir nicht nur ums Geld, auch das erwähnte ich bereits, sondern ebenso um den Sex, den auch ich irgendwann einmal hatte. Zugegeben, das ist bei mir auch „aufgrund der aktuellen Situation“ jetzt schon etwas her. Aber, und das ist die gute Nachricht, man verlernt den Sex nicht. Sex ist wie Fahrrad fahren oder wegen mir schwimmen, man ist ganz schnell wieder obenauf.

Als erstes kam mir bei kontaktlosem Sex die Idee, Sex nur noch von hinten zu gestatten. Früher, als Kinder, sagten wir immer, dass es von hinten kein Kindergeld gäbe, aber was wussten wir denn?! Das mit dem Sex von hinten scheint mir erst einmal der richtige Weg, oder besser: die richtige Richtung zu sein. Irgendwo hatte ich gelesen, dass bei einem Naturvolk bereits junge, attraktive Männer das Problem haben, dass es nicht genügend Frauen in ihrem Alter gibt, mit denen sie Sex haben können. Bei diesem Naturvolk schlafen deswegen alte, hässliche Frauen mit diesen jungen Männern, denen sie dabei den Rücken zudrehen. So wird der Körperkontakt auf ein Minimum reduziert, vor allem aber sehen die jungen Männer nicht das hässliche Gesicht der alten Frau, mit der sie gerade Sex haben. Dabei hilft auch eine Maske, also prinzipiell und nicht nur bei Naturvölkern. Mit Maske sehen Menschen irgendwie alle gleich aus. Eine hässliche Frau mit Maske habe ich noch nicht gesehen und ist mir demzufolge auch noch nicht untergekommen.

Fassen wir zusammen: Von hinten und mit Maske ist Sex, wer ihn haben möchte, möglich und auch halbwegs sicher, da kaum Körperkontakt. Klar, hundertprozentig sicher ist von hinten und mit Maske auch nicht. Ich sage jetzt aber nicht, dass im Leben nichts sicher ist, sondern denke stattdessen weiter angestrengt darüber nach, wie Sex in Zeiten von Corona sicherer gemacht werden kann. Dabei geht es mir sowohl um den Sex, als auch ums Geschäft, also ums Geld machen. Und da wundere ich mich gerade, dass sich Prostitution auf Prohibition reimt. Komisch, oder?

Zu Zeiten der Prohibition gab es in Amerika sogenannte „Flüster-Kneipen“, in denen illegal Alkohol ausgeschenkt wurde. So eine „Flüster-Kneipe“ stelle ich mir gerade vor. Das Licht schön schummrig, damit man den Alkohol nicht sieht, der in Tassen getarnt auf den Tischen steht. Schummrig rot war es auch im Bordell, und geflüstert wurde dort mit Sicherheit auch. So ein „Flüster-Bordell“ wäre natürlich total illegal und damit nicht gutzuheißen, auch wenn es sie geben wird oder schon gibt, die neuen „Flüster-Kneipen“, da bin ich mir sicher. Ich bin bei den „Flüster-Bordellen“ jedenfalls nicht dabei.

Auch weil die kriminelle Energie, oder sollte ich besser die kriminelle Lust sagen?, des modernen Menschen möglicherweise völlig überschätzt wird. Der Mensch von heute sitzt vermutlich viel lieber vor seinem Rechner und sieht sich mit einem Feuchttuch in der Hand hygienisch korrekt und absolut legal einen Porno im Internet an. 

Die Pornoindustrie ist einer der größten Profiteure von „aufgrund der aktuellen Situation“, und natürlich auch die Feuchttücherindustrie, das ist kein Geheimnis. Vielleicht ist der Porno sogar die Zukunft des Sex’, so wie die Karte die Zukunft des Geldes ist. Ich will es mir besser gar nicht vorstellen, muss es aber, denn ich habe gerade schwerwiegende geschäftliche Entscheidungen zu treffen, bei denen es um eine Menge Geld geht, das ich nicht habe, und das ich mir demzufolge von meiner Bank borgen muss. Und da wäre es schon hilfreich zu wissen, ob der Mensch von morgen noch Sex in der Form haben wird, wie wir ihn von früher kennen, oder eben nicht.

Ich glaube ehrlich gesagt fest daran, denn eine Welt ohne die körperliche Berührung, ohne den Austausch sowohl von Zärtlichkeiten, als auch von Körperflüssigkeiten, ohne das Eins werden von zwei Körpern in lustvoller Ekstase, die kann und möchte ich mir nicht vorstellen.

Möglicherweise, es ist nicht völlig auszuschließen, ist aber auch meine neueste Idee, nach der Einwilligungserklärung und der Selbstanzeige, in die ich gerade viel Geld und Zeit investiere, zum Scheitern verurteilt. Das ist durchaus möglich, und dann kann ich sie auch gleich verraten. Es ist auch keine neue Idee, sondern eine alte, und zwar die Idee des Ganzkörperkondoms. Ein jeder und auch eine jede hat vermutlich schon von ihm, dem Ganzkörperkondom gehört, aber noch niemand hat eins gesehen.

Jetzt ist die Zeit gekommen, ein solches zu entwickeln, um den Sex nicht komplett der Pornoindustrie und den Herstellern von Feuchttüchern zu überlassen. Das ist zumindest meine Meinung, oder wenn man so will, meine Haltung, obwohl ich ansonsten völlig haltlos bin, vor allem beim Sex natürlich, aber auch sonst, wie zum Beispiel jetzt, ohne rechte Haltung, also wie ein Schluck Wasser, vor meinem Computer sitze. Ob das jetzt richtig ist oder falsch, das weiß ich auch nicht. Das herauszufinden, überlasse ich anderen. Ich bin gerade mit der Entwicklung und dem Ausprobieren des erstens Ganzkörperkondoms voll und ganz ausgefüllt. Denn ich plane ein fulminantes Come-Back, was vielleicht das verkehrte Wort ist, weil ich noch nie irgendwie oben war.

Mit dem ersten Ganzkörperkondom überhaupt werde ich es garantiert schaffen. Ich muss nur fest daran glauben, und das tue ich. Ich kann auch dieses ganze Gerede nicht mehr hören, dass man irgendetwas tun müsste. Diese nichtstuenden, nichtssagenden Heuchler, die nicht nur nie etwas tun, sondern darüber hinaus auch nie das meinen, was sie sagen, weil sie selbst nicht wissen, was ihre Meinung ist, oder was sie von irgendwas halten sollen. Die Welt ist voll von ihnen, von denen man, wenn sie sich dann doch einmal aufraffen und versuchen eine eigene Meinung zu artikulieren, eigentlich immer nur erfährt, wer gerade wieder für sie denkt.

Ich kann sie nicht mehr sehen, nicht mehr ertragen. Ich gehe lieber aufs Ganze und riskiere Alles, selbst hier darüber zu schreiben. Ich halte mich an Nietzsche, der daran glaubte, dass ein Deutscher großer Dinge fähig ist, und ignoriere einfach den zweiten Teil seines Aphorismus’, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass er es auch tut. Sollte allerdings auch meine neueste Geschäftsidee scheitern, dann bin ich geliefert, und zwar meiner Bank mit ihren blutsaugenden und spermaspritzenden Bankern. 

Ich arbeite hart daran, dass dies nicht passiert, obwohl ich, alleine das muss man sich einmal vorstellen, nicht sicher bin, ob ich das von mir erfundene Ganzkörperkondom selbst benutzen würde. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, eher nicht. Ich weiß, das hört sich heuchlerisch an, und ist es auch. Auch ich ein Heuchler. Aber ist es denn nicht so, dass die stolzen Smartphone-Erfinder ihren eigenen Kindern, immerhin haben sie noch welche, auch besser keines ihrer hervorragenden Geräte in die Hand drücken?

Mir geht es mit meiner Erfindung genauso. Ich sage das auch ganz klar vorher, damit es später keine Klagen gibt. Wem das egal ist, der kann jetzt schon mal eins von meinen Ganzkörperkondomen vorbestellen. Auch Anfragen zwecks Verabredungen zum nicht kontaktlosen Kennenlernen in alter Manier werden ab sofort vom Heuchler und Autor dieser Zeilen persönlich entgegengenommen. Deswegen überhaupt der ganze Aufwand.

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Schämen sie sich, Angela Merkel

Vor der Party

Ich schäme mich für Angela Merkel, aber ich schäme mich nicht nur für sie. Dass Politiker Opportunisten sind, die ihr Fähnchen in den Wind halten, das ist bekannt. Angela Merkel kommt aber aus dem Osten, wo auch ich herkomme. Sie ist ein Produkt der Wende von 1989 in der DDR. Ohne die Wende, keine Kanzlerin Angela Merkel.

Die Mauer fiel vor genau 32 Jahren. Sie fiel, weil mutige Menschen auf die Straße gingen, obwohl dies genauso wie heute verboten war, und etwas riskiert haben. Angela Merkel hat nichts riskiert. Sie warf sich nur der Partei an den Hals, die die größten Chancen versprach, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Angela Merkel ist ein Emporkömmling. Ein Begriff, dessen Genderung noch aussteht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.

Dass sich jemand an seine Macht krallt, hat er sie einmal in den Händen, das ist nichts Neues. Neu ist, dass dies nicht kritisiert oder gar ernsthaft in Frage gestellt wird. Wie konnte Angela Merkel am Ende länger regieren als Helmut Kohl? Wie hat eine einzelne Person es geschafft, nicht nur die Politik, sondern ein ganzes Land so lange in Schach zu halten? Und wie konnte sie dabei immer öfter ganz andere Interessen vertreten?

Mit diesen Fragen werden sich demnächst Doktorarbeiten beschäftigen. So ist es üblich in einer Demokratie. Normalerweise gibt es dafür die Medien, die vierte Gewalt im Staat, die vielleicht größte Enttäuschung unserer Zeit. Als jemand, der sich mit der Sprache beschäftigt, schäme ich mich für sie, für ihren falschen Gebrauch unserer Sprache, der mir körperliche Schmerzen bereitet, aber vor allem für ihre falsche Berichterstattung.

Schämt euch, ihr Journalisten. Und schämen sie sich, Angela Merkel.

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Das Impf-Abonnement

manchmal ist sie auch tödlich

Gestern hätte ich mich fast mit jemandem geschlagen, und zwar mit einem von diesen blöden Bulgaren – auch die gibt es. Normalerweise haben Bulgaren eine hohe und vor allem gute Meinung über Deutschland. Bei Frau Merkel gehen die Meinungen bereits auseinander, aber die ist schon so gut wie weg, oder? Das letzte, was ich von ihr hörte, war letzte Woche, dass sie jetzt den Druck auf Ungeimpfte erhöhen wird, damit auch diese sich endlich impfen lassen. Auf derselben Seite stand auch, dass es keinen Druck auf Ungeimpfte gibt, damit auch diese sich endlich impfen lassen, und wer so etwas behaupte, ein Querdenker sei oder zumindest Querdenkerniveau habe. Angela Merkel eine Querdenkerin mit Querdenkerniveau? Ich war verwirrt und wusste nicht, was ich denken sollte, und das machte mich aggressiv. Aggressiv bin ich immer noch, auch weil ich niemandem zu nahe kommen darf, an dem ich meine Aggressionen auslassen kann. Ich kann nicht mal nach Deutschland kommen, um Angela Merkel zu verabschieden, denn Bulgarien ist angeblich Hochrisikogebiet, ich in meinem Dorf mit Sicherheit nicht, trotzdem müsste ich bei einer Rückkehr erstmal zwei Wochen in häusliche Quarantäne, ohne Kohle, auch wenn ich gar nicht krank bin.
Gestern nun behauptete jemand hier in der Kneipe von meinem Bürgermeister, dass die Menschen in Deutschland alle ein Impf-Abonnement haben und sich alle sechs Monate neu impfen lassen würden, wenn sie die Grünen Pässe haben wollen. Aber es wurde noch „besser“. Es sollen sogar schon Kinder nach der Impfung verstorben sein in Deutschland. Dass in Cuxhaven unmittelbar nach der Impfung ein Kind gestorben ist, das stand sogar im Münchner Merkur. Das ist also keine Verschwörungstheorie. Oder hat der Münchner Merkur jetzt Querdenkerniveau? Weil ich schon so lange weg bin aus „Deutschland, mir gruselt vor dir“, bin mir nicht mehr sicher. Fast hätte ich gesagt „Deutschland, halt’s Maul!“, aber ich war immer noch mit diesem blöden Bulgaren und seinem Impf-Abo beschäftigt. Und da ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte, was wahr ist, hab ich einfach zu ihm gesagt: „Blöder Bulgare, halt’s Maul!“ Ganz laut und in der Kneipe, damit es auch alle hören konnten. Und das haben sie auch. Nur verstanden haben sie es nicht, denn sie verstehen kein Deutsch, die blöden Bulgaren. Zum Glück!
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Übersetzung unerwünscht – „aus ideologischen Gründen“

Nicht der „Magische Goldesel“ – Nur ein „Normaler Esel“ in Bulgarien

Dass es „Impfdurchbrüche“ geben würde, davon steht in „Der Große Umbruch“ noch nichts. Abgesehen davon findet sich in dem Buch aber alles wieder, was gerade passiert. Das Buch „Der Große Umbruch“ ist ein Bestseller und im Moment eine Art „Mutter aller Bücher“, weil sich viele andere Bücher auf dieses Buch beziehen. Mitgeschrieben hat den Bestseller, der im Sommer vergangenen Jahres erschien, Corona war da gerade ein paar Tage alt, der deutsche Weltretter Klaus Schwab – am deutschen Wesen soll mal wieder die Welt genesen. Die Chancen dafür stehen gut, denn Klaus Schwab ist ganz zufällig auch Chef des Weltwirtschaftsforums in Davos, eine Art Weltschattenregierung.

Klaus Schwabs „Der Große Umbruch“ gibt es auch auf Englisch, dort heißt das Buch „The Great Reset“. Warum das Buch, dessen deutscher Titel „Der Große Umbruch“ ist, auf Englisch „The Great Reset“ heißt, kann ich nicht sagen. So etwas kommt aber öfters vor, insbesondere bei fiktionaler Literatur. „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ ist in gewisser Weise auch fiktional, vor allem aber visionär. An erster Stelle ist es eine Fiktion und eine Vision, die uns alle betrifft, weil sie, wie gesagt, gerade umgesetzt wird, weil wir mittendrin sind in dem von Klaus Schwab beschriebenen Experiment.

Alleine deswegen lohnt sich die Lektüre, und auch damit später keiner sagen kann, er hätte wieder von nichts gewusst. „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ von Klaus Schwab ist eine Mischung aus „Schöne Neue Welt“ von Huxley, „1984“ von Blair und „Mein Kampf“ von Knausgard – versteht sich. Ein klein wenig ist es auch wie „Die Olsenbande“, wo Egon Olsen immer einen Plan hat. Mit dem Plan von Klaus Schwab verhält es sich aber nicht so wie mit den Plänen von dem Dänen Olsen, die alle nicht funktionieren und Egon am Ende immer im Gefängnis landet, und auch nicht wie mit dem Pläne machen in Brechts „Dreigroschenoper“: „Drum mach nur einen Plan, sei in großes Licht, und mach noch einen zweiten Plan – geh’n tun sie beide nicht.“

Bisher jedenfalls läuft bei Klaus Schwab und seinem „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ alles nach Plan. Der Plan, das wichtigste hätte ich fast vergessen, ist: „Wir werden alle gleich arm, und nur einige wenige werden gleicher, also reicher.“ So lässt sich „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ kurz zusammenfassen, wobei Klaus Schwab zu den letzteren, also den Gleicheren gehört. Das ist keine Übertreibung, ganz im Gegenteil. Und es ist auch keine Verschwörung, denn es ist alles absolut öffentlich. Lesen sollte man allerdings schon können, das ist auch hier auf jeden Fall von Vorteil.

In Bulgarien, wo es bereits einige Übersetzungen von Büchern gibt, die sich auf „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ beziehen, wird man die „Mutter aller Bücher“ von Klaus Schwab nicht lesen können, zumindest nicht auf Bulgarisch. Der Autor Klaus Schwab hat aktuell und zur großen Überraschung des bulgarischen Verlegers, Inhaber eines nicht gerade kleinen und im Lande anerkannten Verlages, die Übersetzung ins Bulgarische abgelehnt, und zwar „aus ideologischen Gründen“.

Und das, obwohl der bulgarische Verleger extra durch einen Bekannten, einen Wirtschaftsprofessor, der Klaus Schwab persönlich kennt, bei dem Deutschen wegen der Übersetzung ins Bulgarische hat anfragen lassen. Ich weiß das, weil ich wiederum den Übersetzer persönlich kenne, der „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ für seine Landsleute ins Bulgarische übersetzen wollte. Was „aus ideologischen Gründen“ heißt, das weiß allerdings auch er nicht, das weiß nur Klaus Schwab selbst. Eine Übersetzung ins Bulgarische ist von dem deutschen Weltretter und Chef des Weltwirtschaftsforums offensichtlich nicht erwünscht.

Das ist bedauerlich, dass es den Bestseller und aktuell die „Mutter aller Bücher“ nicht auf Bulgarisch geben wird. Selbst auf unserem Geld, das es bald nicht mehr geben soll, ist das Kyrillische zu finden. Dass es unser Geld bald nicht mehr geben soll, steht zumindest in einigen Büchern, die sich auf das Buch von Klaus Schwab beziehen, und die bereits ins Bulgarische übersetzt sind. Aber steht es auch im Original, der „Mutter aller Bücher“? 

Was auf jeden Fall in „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ vorkommt, ist der „magische Goldesel“, und dass die Politik unter Druck gerät, wenn diesen „magischen Goldesel“ auch „die Bürger erkennen“ würden. Klaus Schwab selbst hat einen solchen „magischen Goldesel“, mit dem er „die amtierenden Politiker unter heftigen und unerbittlichen öffentlichen Druck“ setzen kann, „immer mehr zu schaffen“, und zwar für ihn und seinesgleichen, die Gleicheren, „und dann kommt die Inflation“, die wiederum mit digitalem Geld bekämpft werden muss. Dass der deutsche Weltretter seinen „magischen Goldesel“ nun ausgerechnet dem bulgarischen „Bürger“, immerhin der Souverän, vorenthalten will, der bereits alle seine „normalen Esel“ aufessen musste, nur um irgendwie zu überleben, das ist nicht fair. (aus Kapitel 1.2.3. „Finanz- und Geldpolitik“)

Auch der des Lesens kundige „Bürger“ und Souverän Bulgariens speist seine Informationen am liebsten aus der Quelle, genauso wie er sein Wasser am liebsten an der Quelle abfüllt, ihm kein Weg zu weit ist, um an eine der zahlreich im Land vorhandenen Quellen zu gelangen. Zweifellos würden die Pläne von Klaus Schwab hier auf großes Interesse und auf noch größeres Verständnis stoßen. Dass „Bürger“ in Bulgarien in diesen Plänen irgendetwas Neues erkennen könnten, diese Angst von Klaus Schwab ist unbegründet. Denn der Bulgare hat das wichtigste bereits erkannt. Beispielsweise, dass etwas ohne jegliche demokratische Legitimation geschieht. Das ist man in Bulgarien gewöhnt. Es wird hier „Demokratisierung“ genannt. Und auch dass Geld, ganz egal ob analog oder digital, die einzige Expertise dabei sein kann. Das kennt der Bulgare nur zu gut. Bis heute gilt in der Region das Sprichwort: „Wenn du ein Problem hast, das du nicht mit Geld lösen kannst, dann kannst du es nur mit viel Geld lösen.“ Dieser Plan funktioniert immer.

Es ist nicht auszuschließen, dass Klaus Schwab Angst vor dem bulgarischen Leser hat, dass er ihn durchschauen könnte. Für den Souverän, dem bulgarischen „Bürger“, der das Buch nicht in seiner Muttersprache lesen kann, muss Klaus Schwabs Vision zwangsläufig eine Verschwörungstheorie bleiben, über die er sich nur aus anderen Büchern informieren kann. Dass es nicht am Geld liegt, wenn Klaus Schwab die Übersetzung seines Buches „Der Große Umbruch“ alias „The Great Reset“ ins Bulgarische „aus ideologischen Gründen“ ablehnt, dürfte auch dem klar sein, der sich mit Bulgarien und dem Balkan nicht auskennt. Denn egal bei welchem Verlag das Buch erscheint, Geld ist damit in der Region für Klaus Schwab kaum zu machen. Immerhin könnte er seine Visionen mit noch mehr Menschen als bisher schon teilen. Das sollte dem Weltretter aus Deutschland Grund genug sein, so denke ich, oder wie man in Bulgarien sagt: „Nicht alles ist Geld!“ 

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Offener Brief an Karl Lauterbach

 

Transparenz in Zeiten von Corona

Dass ich das noch einmal miterleben muss, dass wieder nur eine Meinung die richtige sein soll, und dass der, der sich eine andere, abweichende Meinung erlaubt, sogleich ein Feind, ein Gefährder, ein Aluhut, ein Antisemit, ein Nazi, ein Leugner, ein Schwurbler, ein Idiot, ein Rechter, besser gleich Rechtsradikaler (das ist sicherer) und allen voran ein Querdenker oder auch nur jemand mit „Querdenkerniveau“ (der neueste Kampfbegriff) ist, das habe ich mir nicht träumen lassen, selbst in meinen schlimmsten Alpträumen nicht. Immerhin, die Spreu trennt sich nun vom Weizen. Einen Freund erkennt man in der Not. Das war schon immer so, daran hat sich nichts geändert. Aber man lernt auch neue Leute kennen in Krisenzeiten. Auch das war schon immer so, und auch daran hat sich – zum Glück – nichts geändert.

Der Bulgare sagt, dass alles Schlechte auch sein Gutes hat. In diesem Fall ist es wohl die Erkenntnis, dass es Mitläufer, die einer angeblich richtigen Haltung hinterherlaufen, nicht nur in der Vergangenheit gab, sondern immer noch gibt und auch immer geben wird, so lange es Menschen gibt. Die Funktionsweise ist immer dieselbe. Man baut eine Bedrohung auf (Viren, Terroristen, Klassenfeinde, Kommunisten, Juden, Bolschewisten, Untermenschen etc.), an die die Mehrheit glaubt. Das mit dem Glauben ist wichtig, denn der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Zur Not hilft man mit Angst und Schrecken oder gar mit Gewalt nach. Diese Stufe der Eskalation erreichen wir gerade. Die Mehrheit muss aber nicht nur an die Bedrohung glauben, sondern auch daran, dass sie selbst die Guten sind. Vielleicht das Schwierigste überhaupt an der ganzen Sache. 

Einer, der tagtäglich äußerst hart daran arbeitet, genau diese Bedrohung und den Glauben daran aufrechtzuerhalten, ist der Herr Lauterbach, der Ärmste, von der SPD, jetzt Regierungspartei – leider. Herr Lauterbach ist auch Mediziner, sein Spezialgebiet sind aber nicht die Viren, sondern das „Krankenhausmanagement“, oder genauer das Kaputtsparen von Krankenhäusern. Übrigens ein Grund, warum ich als examinierter Krankenpfleger schon lange nicht mehr in meinem erlernten Beruf in einem Krankenhaus arbeite, sondern es vorgezogen habe Taxi zu fahren.

Dass das Kaputtsparen von Krankenhäusern das Spezialgebiet von Karl Lauterbach ist, in dessen Folge wir jetzt ca. 5.000 weniger Intensivbetten haben als noch im letzten Jahr, erfährt man allerdings nicht von den so genannten Journalisten, die dem SPD-Politiker hinterher laufen, förmlich an ihm kleben, mit ihren Kameras und ihren Mikrofonen. Obwohl das ihre originäre Aufgabe wäre, den Zuhörer und Zuschauer mit relevanten Informationen zu versorgen, denken kann er in der Regel alleine, und eben nicht eine angeblich richtige Haltung einzufordern. Ekelerregend, diese Speichellecker.

Doch zurück zu Karl Lauterbach, der aktuell die vermeintlich Bösen nicht sich selbst überlassen möchte, sondern ihnen die angeblich Guten an die Seite stellen will. Nur: Wozu eigentlich? Was ist jetzt genau der Grund dafür? Und: Verhält es sich in Wahrheit nicht genau umgedreht? Dazu mein offener Brief an den SPD-Politiker:

Werter Herr Lauterbach,

auch für Sie gilt, dass auch wenn ich Ihre Meinung nicht teile, ich doch mein Leben dafür geben würde, dass Sie sie äußern dürfen. Ich gehe davon aus, dass Ihrerseits für mich diese Prämisse Voltaires ebenso ihre Gültigkeit hat. Und rechnen Sie auch mit Reaktionen auf Ihre Meinungsäußerung, das gehört zum Meinung sagen dazu, der Austausch darüber.

Ihr „Man kann die Ungeimpften nicht sich selbst überlassen.“ neulich bei Anne Will klingt für mich als Ungeimpfter wie eine Drohung. Auf jeden Fall ist es eine weitere Grenzüberschreitung, rechnen Sie also mit Widerstand von Ungeimften wie mir. Die Geimpften werden Ihnen vermutlich Beifall klatschen, Ihre Zeugen Coronas.

Nur, und das würde mich interessieren: Wen genau wollen Sie mir schicken? Wer von Ihren Jüngern hat den Mut, sich in die Schluchten des Balkans zu begeben? Immerhin „Hochrisikogebiet“, was immer das heißen mag, wo ich zwar mir selbst überlassen bin, hier haben Sie recht, aber sind wir am Ende nicht alle uns selbst überlassen?, wo ich mich aber bester Gesundheit erfreue, vermutlich weil ich weit weg bin von Ihnen und Ihren Jüngern. Wer also soll auf mich aufpassen und mich auf den „rechten“ Weg bringen? Pädagogen? Demagogen? Krankenschwestern und Krankenpfleger? (Da dürften einige von Ihnen kaputtgesparte freigestellt sein.) Gefängniswärter? Einschließer? Ehemalige Häftlinge? Polizei in Schwarz? Oder gleich die Impf-Antifa, die so antifaschistisch ist, wie der „Antifaschistische Schutzwall“, besser bekannt als „Die Mauer“, es war? (Ebenfalls in Schwarz, wie die Polizei.)

Wenn man jemanden nicht sich selbst überlassen darf, dann sind das wohl am ehesten Sie. (Was ist bei Ihnen bloß schief gelaufen?) Vor allem darf man Sie nicht den so genannten Journalisten überlassen, die Sie ständig vors Mikrofon oder vor die Kamera zerren, und alles nur der Quote wegen. Unerträglich diese tägliche Freak-Show.

Herr Lauterbach, kommen Sie mich besuchen, ich lade Sie hiermit ein. Damit Sie runter kommen von Ihren Höllenritt. Es ist schlimm, ständig diese Angst und Panik verbreiten zu müssen. Sie müssen das nicht! Genauso wenig wie ich trinken muss. Denn das hält kein Mensch auf Dauer aus. Ich weiß, wovon ich Rede. Auch ich war dem Wahnsinn lange genug ausgesetzt in unserem Land, und es war nicht einfach, ihm zu entkommen. Aber den Wahnsinn selbst zu verbreiten, das ist noch einmal etwas anderes.

Geholfen hat mir dabei auch mein Bürgermeister hier in Bulgarien, der immer wieder zu mir sagte: „Beruhige dich!“ – Das hat gewirkt, irgendwann. Deswegen gebe ich diesen Rat nun an Sie weiter. Beruhigen Sie sich und kommen Sie runter in die Schluchten des Balkans. Wir gehen hier zusammen spazieren, ich mache Sie mit meinem Bürgermeister bekannt, zeige Ihnen unser Dorf und die Berge, wir sammeln Hagebutten zusammen, machen Marmelade aus ihnen, noch ist es nicht zu spät dafür, und trinken Kräutertee dabei – das beruhigt ungemein.

Dann schauen wir uns in aller Ruhe die Zahlen an. Selbst in Ihrer Altersklasse dürften nur etwa 0,3 % oder weniger an der vom Virus hervorgerufen Erkrankung versterben. Die Wahrscheinlichkeit ist also ungefähr so groß, wie ein größerer Gewinn im Lotto. Jetzt mal ehrlich: Wovor genau haben Sie Angst? Zugegeben, es wird eine Weile dauern, bis Sie aus dem Angst- und Panikmodus herauskommen. Das war bei mir nicht anders. Aber glauben Sie mir, auch Sie werden es schaffen. Auch sie werden wieder frei und ganz ohne Maske durchatmen können.

Ich erzähle Ihnen nichts Neues, denn das ist Ihr Fachgebiet, das Sparen. Man kann, lässt man Maske und Impfung weg, eine Menge Geld einsparen. Sie werden keine Kameras und auch keine Mikrofone mehr brauchen. Sie müssen auch nicht mehr den Guru für irgendeine Sekte spielen, sondern können ganz Sie selbst sein. Zweifellos das Schwerste überhaupt. Oder wie Brecht meinte, dass es das Einfache sei, das so schwer zu machen ist.

So weit der Offene Brief an Karl Lauterbach. Nun noch ein Wort an all jene, die aufstehen wollten, wenn Menschen, die ihre Einladung zum Impfen nicht annehmen, anders behandelt werden würden als sie selbst, also als diejenigen, die diese Einladung angenommen haben. Der Fachbegriff dafür ist Diskriminierung. Ich habe nie an euren Aufstand, der auch nicht kommen wird, geglaubt. Die Ungeimpften, zu denen ich gehöre, werden ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Das ist nur fair, zumindest in gewisser Weise. Fair ist aber auch, dass diejenigen, die versprochen hatten aufzustehen, wenn ihre Freunde, Nachbarn, Bekannte, Kollegen etc. diskriminiert werden, irgendwann in der Zukunft gefragt werden, warum sie dies nicht getan haben.

Viele halten das, was ich gerade tue, für mutig. Also mich in der grauen Jahreszeit mit wenig Tageslicht ganz alleine und nur mit einem Ofen in den Schluchten des Balkans zurückzuziehen. Ich sage euch: Das ist nicht mutig! In gewisser Weise ist es sogar feige und eine Flucht. Ich bewundere vielmehr euren Mut, die ihr ausharrt in der großen Stadt Berlin und den tagtäglichen Wahnsinn in den Supermärkten, in den Öffentlichen, auf den Straßen, im Radio und auch im Fernsehen, im Internet, im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis, mit der Politik und ihren „Experten“, vor allem aber mit den so genannten Journalisten, immerhin die vierte Gewalt im Staat, aushalten müsst.

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Text TaxiBerlin