Geht gar nicht

Neulich war ich im Brandenburgischen unterwegs. Aber was musste ich da wieder sehen. Ein Restaurant mit deutscher Küche. Deutsch soll plötzlich lecker sein. Das muss man sich einmal vorstellen! Das müssen Rechtsradikale sein, die dieses Restaurant betreiben, ging mir durch den Kopf, um mich sogleich selbst zu korrigieren: Das können nur Rechtsradikale sein! Gleichwohl sahen die Menschen an den Tischen ganz normal und geradezu harmlos aus. Das war natürlich nur Tarnung. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder von unserem Land und unserer Küche sprechen darf, die auch noch lecker sein soll! Es wird höchste Zeit, dass nur noch der von unserem Land und unserer Küche sprechen darf, der auch unsere Demokratie sein Eigen nennt.

Nichts zu verschenken

Ich hatte versprochen dranzubleiben, an den zwei frei gewordenen Plätzen unter der Brücke bei mir um die Ecke. Heute kann ich sagen: Leute, bleibt wo ihr seid! Denn wie ich in Erfahrung bringen konnte, hat der Eigentümer Eigenbedarf angemeldet (Foto unten). Der Eigenbedarf von Eigentümern wird in letzter Zeit immer größer in der Bundeshauptstadt. Was auch immer größer wird, ist die Zahl der Obdachlosen. Wie erst kürzlich die Aktuelle Kamera berichtete, rechnet selbst der Berliner Senat mit einer Steigerung der Obdachlosen-Zahl um fast 60 Prozent bis zum Ende des Jahrzehnts in der Zentrale des deutschen Irrenhauses. Das wären dann nahezu 100.000 Menschen ohne ein Dach über’m Kopf. Juhu, kann ich da nur sagen. Mehr ist bekanntlich immer besser.

Interessant in diesem Zusammenhang die deutlich höheren Strafen in Berlin. Für illegale Sperrmüllentsorgung werden jetzt 4.000 statt bisher 150 Euro fällig, bei größeren Mengen sogar 8.000 Euro statt bisher 500. Eine Zigarettenkippe auf den Boden zu werfen kostet 250 Euro statt bisher 55 Euro. Und für nicht entfernten Hundekot sollen künftig 80 statt 55 Euro fällig werden. Finden Einwegbecher, Trinkpäckchen oder Verpackungsmaterial nicht den Weg in den Abfallbehälter, schlägt das mit mindestens 250 Euro Bußgeld zu Buche. Für eine Matratze am Straßenrand werden mindestens 100 Euro fällig, für Altreifen 700 Euro pro Reifen. Und es wird noch besser: Auf den Bürgersteig gestellte Kisten mit dem Hinweis „zu verschenken“ stellen ebenfalls eine Ordnungswidrigkeit dar, für die in der Bundeshauptstadt ein Bußgeld fällig wird. Aber gut, wer hat heute noch etwas zu verschenken?

An alle: Kommt nach Berlin!

Gut, „An alle“ sollte man jetzt nicht zu wörtlich nehmen. Aber zwei Plätze unter der Brücke bei mir um die Ecke sind gerade frei geworden. Nicht der Rote, dafür aber der gute Schwarze Teppich mit den schwarzen und weißen Klaviertasten ist auch schon ausgerollt. Unklar ist, was mit den beiden Vormietern passiert ist. Ich bleibe dran!

Warum auch ich jetzt für Krieg bin

Kriegstüchtig – ich bin’s!

Ich bin gerade dabei meine Meinung in Sachen Krieg und Frieden zu ändern. Warum sollte nicht auch ich meine Meinung mal ändern dürfen. Andersrum tun es ja auch so einige. Vermutlich die meisten, die gestern noch unsere Freiheit in der Ukraine verteidigen wollten, wollen davon heute nichts mehr wissen. Zumindest wollen sie nicht an die Front und ihre Kinder auch nicht. Diese Lücke muss doch irgendwie gefüllt werden. Gestern hörte ich nun, dass Flüchtlinge sie füllen sollen und dafür den deutschen Pass bekommen. Das finde ich unfair. Erst will man ihnen helfen, und dann das … ! Als halber Migrant kann ich da nicht einfach nur am Rand stehen, sondern muss Haltung zeigen. Hinzu kommt, dass im Krieg alles erlaubt ist. Aber nicht nur das. Am Ende gibt’s vielleicht noch einen Orden fürs Rauben, Morden und Vergewaltigen. Alleine mir fehlt der Glaube, dass ausgerechnet ich jetzt Russland besiegen werde. Auch zusammen mit den anderen Migranten kann ich mir das nur schwer vorstellen. Warum ich an meiner Idee festhalte, in den Krieg ziehen zu wollen, weswegen ich mir jetzt auch schon Munition nach Bulgarien habe liefern lassen, ist, damit es schneller geht. Im Moment geht es mir nicht schnell genug. Ich kann dieses Leben in Slow Motion, dieses in Zeitlupe gegen den Baum fahren einfach nicht mehr ertragen.

PS: Präsident Selenskyj soll bei seinem Besuch heute im Weißen Haus keine Uniform tragen dürfen. Das muss man sich mal vorstellen! Wo kommen wir denn da hin? Jetzt erst Recht Krieg Krieg Krieg – bevor es zu spät ist!

Teilen Wachsen Verbinden

Vielleicht ist es dir auch schon aufgefallen: Die Menschen sagen heute, sie wollen „wachsen“, wenn sie sich weiterentwickeln meinen. Oder sie „teilen“ etwas, wenn sie dem anderen etwas mitgeteilt haben. Und sie „verbinden“ sich neuerdings, wenn sie etwas mit anderen zusammen machen. In Bulgarien gibt es dafür ein Sprichwort: „Das alte Lied mit neuer Stimme singen.“ Denn dadurch, dass man andere Worte verwendet, wird es nicht automatisch besser. Das heißt nicht, dass der ein oder andere in seiner Entwicklung vorangekommen ist. Das nicht. Es ist aber die Ausnahme. Das ist zumindest meine Beobachtung. Es ist wie mit dem Demokratie-Spiel, das bis vor kurzem gespielt wurde, und das seit einiger Zeit „unsere Demokratie“ heißt, was bedeutet, dass nicht mehr alle mitspielen dürfen. Wirkliche Veränderungen gibt es in aller Regel erst, nachdem man zuvor auf die Schnauze gefallen ist. Die Schnauze der Berliner ist zwar aggressiver geworden, ich habe hier darüber berichtet. Das bedeutet aber nicht, dass man schon auf der Schnauze liegt. Ich sehe es eher so, dass man auf dem Weg ist. Da fällt mir mein schottischer Freund Hugh ein, der in solchen Situationen immer sagte: „Enjoy your trip!“

Flohmarkt-Scharia

Der Flohmarkt beginnt um Zehn. Am Anfang ist nicht viel los, das Geschäft demzufolge eher lau. Die wenigen, die kommen, sind aber die Normalsten. Sieht man von den paar völlig Verstrahlten ab, die direkt aus dem Club zum Flohmarkt kommen. Die Normalen interessieren sich wirklich für Bücher, lesen sie auch. Die nach Zwölf kommen, stellen sich das Buch meist nur ins Regal, wenn überhaupt. Auch Bücher können zum Konsum verkommen, genauso wie Reisen. Wer lernt auf seinen Reisen noch Einheimische kennen und schließt Freundschaft mit ihnen? Hände hoch! – Lange habe ich mich gefragt, warum meine Laune nach Zwölf kontinuierlich in den Keller geht. Heute habe ich es begriffen. Es liegt nicht an mir, es liegt an den Leuten. „Hell is other people“ stimmt wirklich – auf dem Flohmarkt „after twelve“. Gut, einige sind ganz nett anzusehen. Immerhin ist Sommer, und mancher Ausschnitt geht bis zum Bauchnabel. Wenn die Frauen, die sich wie Nutten kleiden, wenigstens verfügbar wären. Dann wäre die Welt in Ordnung. Aber so?!? Heute habe ich mich gefragt, ob ich einschreiten würde, wenn eine Flohmarkt-Scharia diesen Frauen eine Burka überziehen würde? Ich bin mir unsicher. In gewisser Weise wäre es ja auch ein Verlust. Männer sind bekanntlich Augentiere. Und obwohl auch ich zu den Männern gehöre, die ständig Frauen retten müssen, glaube ich Nein. Da soll ein „feminist man“ ran.

Schnauze ohne Herz

Einst waren die Berliner bekannt für ihre Schnauze mit Herz. Heute ist davon nur noch ihre dumme Schnauze geblieben. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, kommt zur chronisch schlechten Laune eine unterschwellige Aggressivität hinzu, die immer öfter hinaus will. Da hat sich einiges angestaut. Nicht nur bei den Berlinern, sondern auch bei ihren Besuchern, die die Bundeshauptstadt wieder ungefragt und in immer größer werdenden Stückzahl heimsuchen. Fast ist man geneigt zu sagen: Zum Glück gibt es Drogen und Smartphones.