Von Oliven, Schafen, Menschen, Häusern & Kirchen

Auf Kreta

Neben Oliven gibt es auch Schafe auf Kreta. Menschen gibt es dagegen kaum. Viele Häuser stehen deswegen leer, oft sind ganze Ortschaften verlassen. Und das schon lange, so dass die Häuser dort verfallen. Das einzige Haus, das nicht verfällt, ist immer die Kirche (ab Sekunde 17). – Auch in Bulgarien verfallen viele Häuser, allerdings schneller als auf Kreta, was daran liegt, dass sie hier aus Stein gebaut sind, in Bulgarien dagegen meist aus Lehm. Mit den Häusern verfällt in Bulgarien oft auch die Kirche, soweit vorhanden. Hier eine Kirche ohne Dach und ohne dazugehörigem Dorf:

Irgendwo im bulgarischen Nirgendwo

Big Brother bucht ab

Gestern haben wir unsere Oliven zur kommunalen Presse gebracht. Es sind wirklich Oliven und keine Kaffeebohnen, wie ein nächtlicher Röstversuch bestätigte. Die 11 1/2 Säcke im Vordergrund, die sind von uns. Im Hintergrund oben auf dem Berg, das ist eine Abhörstation vom Großen Bruder, wie es sie auch auf dem Berliner Teufelsberg gab. Unseren Oliven sollen am Samstag gepresst werden, was eine Spitzenzeit ist. Wenn nichts dazwischen kommt, können wir also morgen schon unser Olivenöl, das “Gold Kretas”, abholen. Jeder etwa 50 Kilogramm schwere Sack ergibt 10 Liter, so dass wir mit 110 bis 120 Liter Olivenöl rechnen. Der Preis pro Liter liegt bei um die sieben Euro. Die Presse übernimmt auch den Verkauf und überweist das Geld dann automatisch aufs Konto, wenn man das will. Wir werden unser gesamtes Öl abholen, auch wenn das mit dem Überweisen problemlos funktionieren soll. Genauso wie das automatische Abbuchen, wenn man eine Strafe bekommen hat, beispielsweise wenn man zu schnell gefahren ist, keine Maske getragen hat oder sich nicht hat impfen lassen. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. In dem Gebäude rechts wird übrigens Schnaps gebrannt. Es gehört, genauso wie die Ölpresse, der Gemeinde. Der Schnaps, der aus den Resten der Weinherstellung gemacht wird, heißt Raki – in Bulgarien Rakija.

Der Verkauf geht weiter

Auch wenn ich gerade nicht in Berlin bin, geht der Bücherverkauf weiter. Im Netz ist neulich eine großartige Rezension über den von mir herausgegebenen “Bai Ganju” erschienen. “Bai Ganju”, wer ihn nicht kennt, ist bis heute der bekannteste literarische Charakter in Bulgarien. Jeder Bulgare kennt den “Bai Ganju”, und vielleicht bald auch Du! Denn möglicherweise kannst auch Du Dir Deutschland demnächst nicht mehr leisten und musst auf Bulgarien ausweichen, wo vieles anders und manches sogar umgedreht ist. So kostet nicht alles aber vieles in Bulgarien bis heute nur die Hälfte oder sogar weniger. So wie auch mein Buch, das man in der Vergangenheit nur mit viel Glück bekommen hat. Und das, obwohl für ein gebrauchtes Exemplar früher zwischen 20 und 50 Euro aufgerufen wurden. Heute, nachdem ich es neu herausgegeben habe, kann es jeder für nur 11,95 € neu kaufen. Egal, ob man nach Bulgarien auswandern oder dort nur Urlaub machen möchte, man braucht den “Bai Ganju”. Denn der “Bai Ganju”, das ist keine Übertreibung, ist wichtiger als jeder Reiseführer. Die beiden Ks, also die Kirche und das Klo, die findet man sowieso. Aber was bedeutet es beispielsweise, wenn ein Bulgare “Einen Moment bitte!” zu einem sagt und dann den Raum verlässt? Und was ist mit der “Bulgarisierung” der Toiletten gemeint? Und warum essen Bulgaren, wenn sie zum Essen eingeladen sind, kein Brot sondern nur Fleisch, obwohl Weißbrot in Bulgarien Grundnahrungsmittel Nummer Eins ist? Antworten auf diese und viele andere Fragen findest Du in keinem Reiseführer, sondern nur im “Bai Ganju”! Den habe ich, jetzt kann ich es verraten, nur unter großem Widerstand neu auf Deutsch herausgegeben. Sämtliche Bulgaren, denen ich von meinem Vorhaben erzählt habe, haben unisono die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und dabei “Bloß nicht!” und “Was sollen die Deutschen über uns denken?” gesagt. Trotzdem habe ich mich nicht von meinem Vorhaben abbringen lassen. Denn in jedem von uns steckt ein “Bai Ganju” – auch in jedem Deutschen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass der “Bai Ganju” beim Deutschen sogar größer ist. Das hängt damit zusammen, so denke ich, dass der Deutsche immer so korrekt und vor allem gut gegenüber anderen ist, obwohl es eigentlich nur um ihn und seinen Vorteil geht.

Von Oliven in Kaffeesäcken

Seit Sonntag bin ich zum Ernteeinsatz auf Kreta. Offiziell ernten wir Oliven. Ob es wirklich Oliven sind, da bin ich mir nicht sicher. An erster Stelle deswegen, weil die angeblichen Oliven sehr klein sind, kaum größer als Kaffee-Bohnen. Hinzu kommt, dass die vorgeblichen Oliven in Kaffee-Säcken gesammelt werden. Dann schmecken diese Möchtegern-Oliven auch noch sehr bitter. Gut, sie schmecken nicht nach Kaffee, aber sie sind ja auch (noch) nicht geröstet. Das habe ich für heute Nacht geplant, bevor die vermeintlichen Oliven morgen zur kommunalen Presse gebracht werden.

Ich als Investigativer

Olivenfischen auf Kreta

Seit Sonntag bin ich investigativ auf Kreta unterwegs. Zuvor ist mir eine schier unglaubliche Geschichte zu Ohren gekommen, der ich auf den Grund gehen musste. Die Geschichte fängt damit an, dass kretisches Olivenöl seit einiger Zeit total angesagt ist, wobei niemand so recht sagen kann, warum eigentlich. Meine Vor-Ort-Recherche hat ergeben, dass sich kretische Oliven von anderen Oliven dadurch unterscheiden, dass sie fliegen können, weswegen sie gefischt werden müssen. Man muss sich das so vorstellen, dass die kretischen Oliven wie kleine Kaulquappen vom Baum fallen. Kaulquappen, wer sie nicht kennt, sind junge Frösche, oft keinen Zentimeter groß, so wie auch die kretischen Oliven. Also zumindest die, aus denen Öl gemacht wird. Das ganze erinnert ein wenig an bulgarische Weintrauben. Die, aus denen man Wein macht, sind ebenfalls klein und mit harter Schale. Die Oliven hier haben zwar keine harte Schale, sind dafür aber bitter. Wie aus bitteren Oliven gutes Öl gemacht wird, ist das nächste Geheimnis, dem ich auf der Spur bin.

Am Boden angekommen

Früher sind wir praktisch nur so gereist wie die drei jungen Männer oben. Die Bahnhöfe von Prag, Bratislava und Budapest, um nur einige zu nennen, waren unser zuhause. Nicht zu vergessen den Pannonia-Express von Berlin-Lichtenberg nach Sofia, wo wir Tage mit unserem Schlafsack im Gang liegend zugebracht haben. Das ist ein paar Tage her. Den Pannonia-Express gibt es nicht mehr. Dafür die Fähre von Piräus rüber nach Kreta, wo obige Aufnahme entstand. Es ist der gute Salon, wo man heute mit dem Schlafsack auf dem Boden liegt. In dem Salon, der früher mal der Ballsaal war, gibt es auch ein Klavier. Auch wenn man auf der Erde schläft, oder mit anderen Worten: am Boden angekommen ist, geht es heute etwas gediegener zu als früher. Das muss man schon sagen. Am Prinzip hat sich aber nichts geändert. Wer keine Kohle hat, muss zusehen, wo er bleibt.

Auch “Du schaffst das!”

Gestern habe ich mir Schuhcreme und Schuhbürste gekauft und zum ersten Mal seit Jahre Schuhe geputzt. Bei meinem Einkauf bin ich an obigen Kugelschreibern nicht vorbei gekommen, sondern sogleich eine Handvoll mitgenommen, die demnächst bei Freunden unter dem Weihnachtsbaum liegen werden. “Du schaffst das!” ist “Wir schaffen das!” – Muttis Mantra – zu Ende gedacht. Warum niemand früher darauf gekommen ist, bleibt ein Geheimnis. Die Belohnung fürs Schuheputzen kam dagegen prompt. Heute morgen hatte ich “Du-schaffst-das-Schokolade” im Schuh.

Bücher wie Blei

Es gibt Bücher, die gehen gar nicht. Die stehen in den Regalen und verkaufen sich nicht. Selbst wenn man sie auf den Tisch legt, will sie keiner haben. Noch nicht einmal geschenkt. Warum die Autoren immer noch gewählt werden, ist und bleibt eines dieser ewigen und unheimlichen deutschen Mysterien. Immerhin, Bücher wie Blei passen zu der bleiernen Zeit, in der wir leben. Bisher war damit die deutsche Nachkriegsgeschichte mit ihrem Weiter so gemeint. Heute ist es ein Weiter so bis zum nächsten großen Krieg. Angeführt von Menschen mit Nie wieder auf den Lippen.

Auch Biden ein Bulgare?

Auch Joe Biden meint, genauso wie der Bulgare, wenn er Nein sagt Ja, weswegen ich sogleich an Bulgarien denken musste, wo darüber hinaus Ja Nein bedeutet. Ich halte also, um es ganz klar zu sagen, Biden nicht für einen Lügner. Ich halte es mit meinem bulgarischen Bürgermeister, der meint, dass alle Politiker Lügner und Banditen sind. Lügen und betrügen ist ja nur dann schlimm, wenn lediglich ein paar es tun. Wenn alle es machen, dann betrügt am Ende keiner mehr. Man muss sich das vorstellen wie beim Dopen, also wenn alle dopen. Dann wird keiner mehr betrogen. Der ein oder andere stirbt zwar früher, weil er das Dopen nicht so gut verträgt, praktisch so wie beim so genannten Impfen, aber das ist sein persönliches Problem. Viel wichtiger ist, dass er seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass keiner mehr betrügt, oder dass man selbst das Virus nicht weitergibt, obwohl letzteres von den Impfstoffherstellern nie untersucht wurde. Um auf den Bulgaren zurückzukommen: Der Bulgare hilft einem, genau das zu verstehen. Er tut dies mit den zu einhundert Prozent umgedrehten Kopfbewegungen beim Ja und Nein sagen. Dies erinnert einen immer daran, dass irgendetwas faul ist, besser sein muss, bei allen, die andere Kopfbewegungen haben. So auch bei der Werbung, wo vieles oft mehr SCHEIN als Sein ist. Laut obiger soll Freude zu meinen Liebsten gebracht werden. Woher die Werbung weiß, dass meine Liebsten zwei Frauen sind, soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren. Aber ist es denn wirklich so, dass von allen zwei Frauen die Liebsten sind. Ganz klar: Nein! Also wurde auch hier gelogen, trotzdem aber mit Werbung Geld gemacht. Du verstehst das Prinzip, oder? Falls nicht, habe ich hier mal alle Unterschiede zwischen Bulgaren und Deutschen zusammengefasst, Weltuntergang inklusive.