Bericht aus Bulgarien (455) – „Vom Schnee unbefreit“

Mein Wagen
Vor einer Woche hat es geschneit und seither liegt Schnee in den Schluchten des Balkans. Einmal kam mein Bürgermeister mit dem Schneeschieber auch zu mir hoch. Danach sogar ein LKW mit zwei Leuten hinten drauf, die Sand gestreut haben. Alles nur wegen mir und meinen Nachbarn. Die mit den Hunden, um die sie sich nicht wirklich kümmern, weil sie ihren Geschäften nachgehen. Immerhin nutzen sie dazu den vom Schnee befreiten Weg. Das werde ich heute auch tun. Denn heute ist Basar, also Markt, im Nachbarstädtchen, und ich muss mich mit neuen Vorräte eindecken. Vorher muss ich noch dies und das vom Schnee befreien.
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„How America Blew Up The Nord Stream Pipeline“

Investigative Journalisten sind rar geworden im Meer der Haltungsjournalisten. Man muss ein gewisses Alter erreicht haben, um überhaupt noch zu wissen, was investigativer Journalismus ist. Umso schöner ist es zu sehen, dass zwei jüngere Kollegen sich die Mühe machen, den Bericht „How America Took Out The Nord Stream Pipeline“ des investigativen Journalisten Seymour Hersh zu lesen. Viele in der Heimat sind so abgestumpft und taub, dass sie das gar nicht mehr machen. Grundvoraussetzung, um eine Vorstellung zu bekommen, worum es geht. Völlig unabhängig von ihren Englischkenntnissen. – Das ist zumindest meine Erfahrung.
Video Natali&ClaytonMorris
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Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr

Auch ein Pulitzer-Preisträger und investigativer Journalist, der als einziger, indem er den Watergate-Skandal aufdeckte, schon einmal einen US-Präsidenten zum Rücktritt zwang, und zwar Richard Nixon, kann sich irren. Er könnte mit seiner aktuellen Recherche, dass die USA hinter der Sprengung der Ostsee-Pipelines stecken, aber auch richtig liegen. Sein Name ist Seymour Hersh.
Video MarcFriedrich
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Bericht aus Bulgarien (455) – „Wir brauchen mehr Verschwörungstheorien“

Behelfsbrücke vor alter Brücke

Wir brauchen mehr Verschwörungstheorien, denn alle bisherigen sind wahr geworden. Allen voran die, dass es bei der Coronapanikdämie niemals um Gesundheit ging. Auch, dass in der Ukraine unsere Freiheit verteidigt werden würde. Meine neueste Lieblingsverschwörungstheorie ist die, dass die Amerikaner die Ostsee-Pipelines gesprengt haben. Dabei ist diese auch schon wieder veraltet. Ich meine, sie hatten es ja vorher angekündigt. Es war sozusagen eine Sprengung mit Ansage. Praktisch wie das Hochhaus in New York. Da wurde der Einsturz von einer Journalistin der BBC auch vorhergesagt, da stand das Gebäude noch. – Keine Verschwörungstheorie ist, dass man militärische Behelfsbrücken auch ohne Krieg haben kann. Einfach weil Menschen und Mittel fehlen, die alte zu reparieren. Bulgarien macht es mal wieder vor. Demnächst auch in Deutschland. Garantiert!

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Bericht aus Bulgarien (454) – „Lang lebe Lula!“

Präsident Lula: „Brazil will not help arm Ukraine“
(„Brasilien wird nicht helfen, die Ukraine zu bewaffnen“)
Als der Präsident in Brasilien noch Bolsonaro hieß, war dies in Deutschland ein Daueraufreger. Seit der Präsident Lula heißt, ist Brasilien vergessen. Schade eigentlich, denn der neue Präsident des südamerikanischen Landes denkt genauso, wie die meisten Bulgaren denken: Waffen in die Ukraine? Ausgeschlossen! No Way! Keine Beteiligung am Krieg! Null! Zero! Sondern den Krieg beenden, denn dieser ist vor allem im Interesse der USA. Endlich an den Verhandlungstisch und nicht auf Waffenwerbetour quer durch Europa wie Selenskyj es tut. Würde der ukrainische Präsident wirklich Politik für seine Landsleute machen, würde er nicht den letzten Ukrainer opfern, sondern Friedensverhandlungen beginnen, so wie es die Präsidenten Brasiliens und Bulgariens fordern. Jeder, der Selenskyj weiter Waffen liefert oder dies auch nur gutheißt, verlängert den Krieg und damit das Sterben.
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Bericht aus Bulgarien (453) – „High Noon Heute“

Downtown

Über eine Woche habe ich meinen Iglu nicht verlassen, was auch an den drei Bestien meiner Nachbarn liegt. Meine Nachbarn haben ihren Iglu bereits vor Tagen verlassen und sind seither nicht zurück gekehrt. Ihre drei Tölen haben sie aber hier gelassen. Auch in Bulgarien ist jeder sich selbst der Nächste. Seither schleichen die drei zähnefletschend um meine Hütte. Genau ist es Sohn und Tochter samt Mutter. Oder muss ich schon Elternteil zwei sagen? Egal, heute high noon muss ich raus. Um 12 Uhr bin ich mit meinem englischen Freund Jerry, der am liebsten Deutscher wäre, am Brunnen verabredet. Der ist auf dem zentralen Dorfplatz, weswegen ich Downtown sage. Oben ist das gleichnamige Hotel nicht in unserem Dorf, sondern in Sofia auf dem Boulevard Wassil Lewski 27A zu sehen, und zwar auf Kyrillisch: Даунтаун. Ich habe auch schon meine Machete rausgelegt. Jetzt nicht, weil ich ins Zentrum gehe. Mein Dorf ist nicht Klein Chicago. Und auch nicht wegen Jerry, obwohl er als alter englischer Landser weiß, wie man mit einer Machete umgeht. Bisher hat sich Jerry, der selbst eine Cat-Person ist, über meine Beschwerden wegen der drei Bestien meiner Nachbarn lustig gemacht. Nach meinem gestrigen Notruf rät er mir nun zu einer klaren Ansage an meine Nachbarn. Ungefähr so: „Eure drei Tölen beißen nur einmal zu – es wird das erste und letzte Mal sein!“

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