Gerade erreicht mich die e-mail eines Freundes und Lesers meines Blogs und Unterstützers meiner Arbeit in der Heimat. Er findet, dass meine gestrige Banitsa sehr lecker aussieht, was mich freut, denn sie schmeckt auch sehr lecker. Dann möchte er wissen, warum ich Natron verwende, was ich ihm gar nicht genau sagen kann. Ich glaube mich zu erinnern, dass man das in Bulgarien so macht. Dass beispielsweise meine bulgarische Cousine, die eine sehr gute Köchin ist, auch etwas Natron nimmt, wenn sie Banitsa macht. Was ich in meiner Reha “Sucht” in Berlin gelernt habe, wo wir auch gekocht haben, ist, dass man beim Backen sich streng an das Rezept halten und keine Experimente machen soll. Im Gegensatz zum Kochen, wo man etwas experimentieren kann. Doch zurück zu meinem Leser, Unterstützer und Freund in der Heimat, der mich noch fragte, ob es sich um Yufka-Teig handelt. Genau, es ist Yufka-Teig, den man auch in Deutschland im Kühlregal findet. Auf der Seite KochDichTürkisch werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Teigarten gut erklärt. Die bulgarische Küche ist stark türkisch beeinflusst, was keine Überraschung ist, denn Bulgarien war 500 Jahre Teil des Osmanischen Reiches. Nun noch etwas zu obiger Banitsa. Genau genommen sind es zwei, links eine Kürbis-Banitsa und rechts eine Apfel-Banitsa oder auch Apfel-Strudel, die ich bereits am Sonntag gemacht habe. Dazu habe ich ein Stück Kürbis und drei Äpfel aus dem Garten grob gerieben und das Geriebene dann mit Olivenöl, Zucker und Honig verfeinert. Den Äpfeln habe ich noch etwas Zimt und klein gehackte Wallnüsse von meinem Wallnussbaum hinzugegeben. Ich habe keinen zusätzlichen “Sud” wie bei der Lauch-Schafkäse-Banitsa gestern gemacht und auch kein Natron verwendet. Was ich aber gemacht habe, ist, den Teig mit Olivenöl einzufetten, damit er nicht trocken wird, und zwar mit einem Backpinsel. Mit dem habe ich am Ende auch ein Eigelb auf der Oberfläche vom Teig verrieben, damit die Banitsa goldgelb wird. Ich arbeite sehr gerne mit dem Backpinsel. Man kommt sich dann mehr wie ein Künstler vor, auch wenn es am Ende “nur” Backen nach Zahlen ist.
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Eine Banitsa zu machen, ist gar nicht schwer. Man bekommt den Blätterteig fertig, auch in Deutschland. Hier in Bulgarien kostet er 1,50 Euro. Lauch, genauer Porree, habe ich auf dem Markt gekauft – Kostenpunkt 50 Cent die große Stange. Diesmal habe ich richtigen Schafkäse verwendet, sogar Bio. Ich habe aber nicht das ganze Stück genommen (400 Gramm haben 5 Euro gekostet!), sondern nur ein Drittel davon. Dann habe ich immer zwei Lagen von dem hauchdünnen Teig genommen, eine ist zu “delikat”, und mit einem “Sud” aus Ei, Joghurt, Olivenöl, Backsoda und Pfeffer & Salz bestrichen. Diesmal habe ich weniger “Sud” gemacht, als im Rezept steht, und zwar nur ein Ei, drei Esslöffel Joghurt und einen Esslöffel Olivenöl. Üblich ist in Bulgarien Sonnenblumenöl, aber das ist nicht gesund. Nachdem der Teig mit dem “Sud” bestrichen war, habe ich den klein gemachten Schafkäse und den leicht angebratenen Lauch sparsam auf ihm verteilt. Dann muss man ihn nur noch zusammenrollen, die Enden am Besten mit einrollen, damit nichts ausläuft, und aufs vorgeölte Blech legen. Das volle Blech kommt dann für 30 Minuten in den mit 180 Grad vorgeheizten Ofen und fertig ist die Banitsa. Dazu gibt es einen Ayran, auch selbstgemacht, einfach Joghurt mit Wasser verdünnen und Salz dazu geben. Nichts geht über eine frische selbstgemachte Lauch-Schafkäse-Banitsa mit Ayran.
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Es sollen auch Polizisten gerade günstig zu haben sein im “Totalen Ausverkauf” in Bulgarien, wie ich gehört habe. Eigentlich wollte ich heute deswegen zum Flohmarkt nach Montana fahren, aber der Schnee hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem er 24 Stunden ununterbrochenem gefallen ist, habe ich jetzt einen Meter von ihm vor meiner Hütte. Mein Bürgermeister ist auch kein zweites Mal mit seinem Schneeschieber zu mir hochgekommen. Keine Ahnung, was so ein Polizist im Ausverkauf kosten soll. – Joseph Biden hat damals in der Ukraine eine Milliarde gezahlt, um einen Staatsanwalt zu kaufen. Genauer hat er den damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko gekauft, damit dieser den Staatsanwalt feuert. Jener, sein Name ist Viktor Schokin, wurde daraufhin auch gefeuert, aber nicht nur das. Man wollte ihn auch noch mit Quecksilber vergiften. Es war nicht der erste Mordversuch auf ihn, aber über diesen sagte er: “Ich gehe davon aus, dass Biden dahintersteckt”. – In Bulgarien herrscht, im Gegensatz zu Deutschland, Meinungsfreiheit. Die Dinge werden beim Namen genannt in den Schluchten des Balkans. Der “Totale Ausverkauf” wird nicht ohne Grund hier “Liquidierung” genannt. Einen Staatsanwalt oder gar Präsidenten kann ich mir nicht leisten, aber ein Polizist im Totalen Ausverkauf ist möglicherweise drin. So denke ich zumindest. Leider komme ich heute nicht raus, weil ich zu viel Schnee vor der Hütte habe. Holz habe ich dafür dort so gut wie keins mehr. Bei Heizmitteln gibt es leider keinen Totalen Ausverkauf. Dort gehen die Preise kontinuierlich nach oben, im Moment gelten erhöhte Winterpreise. Auch deswegen hatte ich an einen Polizisten gedacht, der mir mit seiner bloßen Anwesenheit etwas die Hütte wärmt.
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Am 2. Oktober wurde das letzte Mal gewählt in Bulgarien, es war die vierte Wahl in eineinhalb Jahren. Nur wenige Tage zuvor ist ein Artikel von mir mit dem Titel “Die Wahl vor der Wahl” erschienen. Ich sollte Recht behalten, am 2. April wird erneut gewählt in Bulgarien. Es wird die fünfte Wahl in zwei Jahren sein. Staatspräsident Radew hat vor wenigen Tagen den Weg dafür frei gemacht, wie man so schön auf Deutsch sagt, indem er das Parlament aufgelöst hat. Das bemerkenswerte an diesem Vorgang ist, dass es zwar gewählte Parlamentarier gab, wenngleich von nicht einmal 40 Prozent der Wähler, aber keine gewählte Regierung, sondern nur eine “amtsführende”, zuvor vom Präsidenten eingesetzte. Trotzdem ist es den nur von einer Minderheit der Wahlberechtigten gewählten Parlamentariern gelungen, aus der “militärtechnischen” Hilfe für die Ukraine eine “Militärhilfe” zu machen. Und das, obwohl die Zustimmung der Bürger Bulgariens und Griechenlands am geringsten ist, was EU-Beschlüsse zur Unterstützung der Ukraine angeht. Während sie im EU-Durchschnitt von 74 Prozent und in Schweden von 97 Prozent der Bevölkerung befürwortet werden, stimmen ihnen nur 48 Prozent der Bulgaren und Griechen zu, also weniger als die Hälfte. Das erklärt auch, warum mehr als 60 Prozent der Bulgaren Nichtwähler sind, woran sich auch bei der nächsten Wahl nichts ändern wird. Darauf gebe ich Garantie, genauso wie ich auf “Die Wahl vor der Wahl” Garantie gegeben habe, obwohl Garantie geben in Bulgarien unüblich ist.
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