Bericht aus Bulgarien (497) – “Friedenskundgebung”

Der englische Guardian nennt es eine “Friedenskundgebung” mit Anführungszeichen. In Deutschland scheint es noch schlimmer zu sein. Sahra Wagenknecht rechnet mit Provokateuren auf ihrer morgigen Friedenskundgebung um 14 Uhr am Brandenburger Tor. Ich tue dies auch. Ich habe solche Provokateure auch schon mit eigenen Augen gesehen und hier darüber berichtet. Und Ja, die “Debattenkultur” in der Heimat ist auch für mich eine Beleidigung meiner Intelligenz. Auch in diesem Punkt stimme ich mit Sahra Wagenknecht überein.
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Bericht aus Bulgarien (496) – “Fotos schießen”

In reißendem Gebirgswasser

“Schieße Fotos – keine Menschen!”, ist mein Motto. Das letzte Mal, dass ich Fotos geschossen habe, war vorgestern. Mein Modell, das dafür extra aus der Hauptstadt Sofia zu mir in die ärmste Region nicht nur Bulgariens, sondern der gesamten EU, rausgekommen ist, hat mir erlaubt, eines davon zu veröffentlichen. Der Weg hat sich gelohnt, und nicht nur des Wetters wegen. Bei den Fotos ging es, wie man sieht, nicht nur um nackten weißen Mann in kühlem Gebirgsnass, sondern auch um die Tattoos auf seiner Haut. Diese sind mittlerweile so zahlreich bei meinem Landsmann, dass man durchaus von einem Gesamtkunstwerk sprechen kann. Damit zum Ablichten in ein Fotostudio gehen, das kann jeder. Raus in die Natur zu gehen und dort in eiskaltes, reißendes Gebirgswasser zu steigen, dazu gehört Mut.

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Bericht aus Bulgarien (495) – “Beethovens Bulgarisierung”

Beim Dritten Klavierkonzert
Mein englischer Freund Jerry hat viele Jahre in der Armee ihrer Majestät gedient, und zwar als Musiker. Mehrfach hat er mit seinem Orchester für die kürzlich verstorbene Queen gespielt. Heute war ich mit ihm zu Beethovens drittem Klavierkonzert. Auch in den Schluchten des Balkans kennt man Beethoven. Diesmal haben die Musiker aber nicht nur seine Noten gespielt, sondern waren wirklich mit Enthusiasmus bei der Musik. Das ist selbst mir aufgefallen, obwohl ich keine Ahnung von Musik habe. Jerry hat sie, er spielt auch gelegentlich mit in dem Orchester, dem wir heute gemeinsam gelauscht haben. Nach dem Konzert war Jerry so aufgeregt, dass er jedem einzelnen Musiker und auch dem Dirigenten persönlich gratulieren musste. Zuvor war er schon von seinem Stuhl aufgesprungen und hatte laut “Bravo!” gerufen. So habe ich Jerry noch nie erlebt. Er ist sonst immer sehr britisch. Heute war er Bulgare, was für mich aber keine Überraschung ist, denn ich habe selbst eine wunderbare Bulgarisierung hinter mir. Beim Briten kann sie schonmal etwas dauern. Jerry lebt nun schon mehr als zehn Jahre hier. Nur die Bulgarisierung des Deutschen braucht länger. Mit ihr verhält es sich wie mit der deutschen Sprache. Manch einer lernt sie selbst in dreißig Jahren nicht.
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Stell dir vor, ein vermeintlicher Freund zerstört deine Infrastruktur und du weigerst dich, es zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn darauf zu reagieren

“Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke”
Auf einer Friedensdemonstration am 19. März 2022 in Sofia / Bulgarien

Erfahre gerade, dass Russland am Dienstag den UN-Sicherheitsrat einberufen hat, um auf Basis der Enthüllungsstory von Seymour Hersh die Vereinten Nationen mit der Untersuchung des Anschlags zu beauftragen. Du hast noch nichts davon gehört? Komisch, oder? Dabei geht es doch auch um deine Infrastruktur, deine Pipelines, durch die jetzt kein Gas mehr aus Russland bei dir ankommt und weswegen du frieren musst. Bei der hitzigen Debatte soll es unter anderem um die Frage gegangen sein, ob die bereits laufenden Untersuchungen von Deutschland, Dänemark und Schweden ausreichend sind. Der Ökonom Jeffrey Sachs, Professor an der Columbia University, widersprach dem als geladener Experte in seiner Aussage. Die NachDenkSeiten haben Sachs’ Aussagen ins Deutsche übersetzt.

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Über die Fähigkeit, auf den rechten Weg zu kommen

Es ist eine legendäre Rede, allerdings eher im zweifelhaften Sinne. Heute sagt man, glaube ich, “umstritten” dazu. Aber eben nur in der Form. Dylan scheint betrunken zu sein, vielleicht hat er auch andere Drogen genommen. Er erinnert mich mit seinem Auftritt an Fahrgäste in meinem Taxi. Dort habe ich gelernt, mehr auf den Inhalt und nicht so sehr auf dir Form zu achten. Und da erscheint es mir wichtig, gerade auch in unseren Tagen, genau hinzuhören, was Bob Dylan am 25. Februar 1991 beim Erhalt eines Grammys für sein Lebenswerk zu sagen hatte. Die Laudatio hielt niemand Geringerer als Jack Nicholson
Also (…) mein Vater, er hat mir nicht viel hinterlassen, er war ein ganz simpler Mann. Er hat immer gesagt: ‘Sohn’ (lange Pause), also (…) er hat so viele Sachen gesagt (das Publikum lacht). Mein Vater sagte: In dieser Welt kann man so leicht verdorben werden, dass sogar deine Eltern dich verstossen. Und wenn das passiert, dann wird Gott dafür sorgen, dass du die Fähigkeit behältst, auf den rechten Weg zu kommen. Danke
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Bericht aus Bulgarien (494) – “Ich als Fotograf”

In den Schluchten des Balkans

Ein Landsmann, der seit eineinhalb Jahren in Bulgarien lebt, hat mich kontaktiert und gefragt, ob ich Fotos von ihm machen könne. Er war durch meine neue Seite und da durch meine Dienstleistung auf mich aufmerksam geworden. Gestern kam er zusammen mit seinem Freund vorbei. Auch er ein Deutscher, der ebenfalls seit anderthalb Jahren hier lebt. Beide sind sie, so wie ich, vor dem Corona-Wahnsinn in der Heimat geflohen. Sie fühlen sich wohl in Bulgarien, sind von den echten und authentischen Menschen angetan. Mein Freund Dietrich hätte sie vermutlich “dreidimensional” genannt. Ich sage einfach nur “normal” zu ihnen. Früher habe ich, kam ich aus Amerika zurück und war in der Berliner Ringbahn auf dem Weg nach Hause, gesagt: “Endlich normale Leute!”. Leider kann man das selbst über die Berliner heute nicht mehr sagen. Dafür über die allermeisten Bulgaren. Doch zurück zur Fotosession. Die fand an Wasserfällen statt, die die beiden alleine vermutlich nicht gefunden hätten. Obwohl das Wetter seit einigen Tagen fast Frühlingshaft ist, ist das Wasser, das vom Balkan-Gebirge kommt, natürlich kalt. Trotzdem ist einer von den beiden ins Wasser gestiegen, und ich habe ihn fotografiert. Knapp 1.000 Fotos sind dabei entstanden. Darunter viele sehr schöne von einem nackten Deutschen in kaltem Gebirgs-Wasser umgeben von unberührter Natur bei schönstem Sonnenschein. Im Hintergrund sah man die schneebedeckten Gipfel des Balkangebirges. In den vier Stunden, die die Fotosession dauerte, waren nur wir an den Wasserfällen. Es gibt kaum noch Bulgaren in Bulgarien. Sind ja alle im Ausland auf der Suche nach dem Glück. Haben sie es gefunden? – Wir haben es.

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Bericht aus Bulgarien (493) – “Beten hilft”

Als ich noch Taxi in Berlin gefahren bin, habe ich Sonntags öfters Serdars Sendung auf RadioEins dabei gehört. Ich sage es gleich am Anfang: Ich bin kein Fan von Serdar – im Gegenteil. Seine Sendung habe ich mir angehört, weil ich schon damals dialektisch gedacht habe. Ich hab mir gedacht, dass auch ein Serdar sich verbessern kann. Ich habe Serdar also nie aufgegeben, sondern ihn in meine Gebete eingeschlossen. Meine Gebete wurden erhört. Serdar ist besser geworden, hat dazu gelernt. Ein Fan von ihm bin ich deswegen immer noch nicht. Aber immerhin sehe ich ihn ihm ein Beispiel dafür, dass man auf den rechten Weg zurückfinden kann, auch wenn man zuvor verkehrt abgebogen ist. Ich sage das auch als Taxifahrer, der sich selbst nach vielen Jahren auf den Berliner Straßen immer noch verfahren hat.
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