Bericht aus Bulgarien (467) – “Die Landesmutter”

Mutter Bulgarien

Obiges Denkmal erinnert an den Krieg im Jahre 1923, der jetzt 100 Jahre zurückliegt. Worum es in diesem Krieg ging, soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren. Nur soviel: Krieg hat es immer gegeben – auch in Bulgarien. Obiges Denkmal, das wie ein sozialistisches Denkmal aussieht, erinnert an diesen Krieg. Die Hauptfigur, die knapp zehn Meter in die Höhe ragt, ist eine weibliche Person, also eine Frau. Aber nicht irgendeine, sondern Mutter Bulgarien, die Landesmutter. Unter ihr die Hungernden und Frierenden, die Elenden und Gepeinigten des Krieges, die sie schützt und wärmt, um die sie sich also kümmert. Bis vor kurzem war Angela Merkel, die selbst keine Kinder hat, deutsche Landesmutter. Es gibt durchaus Stimmen, die sagen, sie hätte ihren Job “gar nicht so schlecht” gemacht. Nur, einer Landesmutter, die ihren Job “gar nicht so schlecht” gemacht hat, würde man nie ein Denkmal bauen. Das ist leider wahr. Und auch, dass es heute in der Heimat nicht einmal eine gibt, die ihren Job “gar nicht so schlecht” machen würde.

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Bericht aus Bulgarien (466) – “Die Balkanisierung Berlins”

Rot-Grüner Zug abgefahren?

Die Balkanisierung Berlins schreitet weiter mit Riesenschritten voran. So interpretiere ich die Abnahme der Wahlbeteiligung von 75,4 Prozent neulich auf nur noch 63 gestern. In Bulgarien liegt sie konstant bei 40 Prozent. In Berlin reden alle von den 10 Prozent, die die CDU zulegen konnte. Niemand spricht von den 12,4 Prozent, die die Partei der Nichtwähler zugelegt hat. Auch die Häufigkeit der Berliner Wahlgänge scheint sich immer mehr der auf dem Balkan anzugleichen. Zwischen den beiden Berliner Wahlen lagen noch nicht einmal eineinhalb Jahre. In derselben Zeit haben es die Bulgaren allerdings geschafft, viermal wählen zu gehen. Es gibt durchaus noch Luft nach oben. Berlin hat, was seine Balkanisierung angeht, also noch Nachholebedarf. Man könnte den Landsleuten in der deutschen Hauptstadt in Sachen Urnengänge nun empfehlen, einen Gang hochzuschalten und noch einmal richtig Gas zu geben, was aber wegen dem bösen Russen nicht geht. Oder waren es doch die Freunde aus Amerika, die den Gashahn zugedreht haben?

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Bericht aus Bulgarien (465) – “Kämpfen im Schnee”

Schattenboxen

Das mit dem “Yoga im Schnee” und dem “Liegen im Schnee” ist nur das Vorspiel. Am Ende geht es auch beim “Frieren für den Frieden” nur darum, in den Krieg zu ziehen. Wer will schon immer nur Schattenboxen? Deswegen gilt es aufzupassen. Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. So sagte es Jesus, und auch dies: Der Klügere lässt sein Schwert besser in der Scheide.


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Bericht aus Bulgarien (464) – “Liegen im Schnee”

In den Schluchten des Balkans
“Yoga im Schnee” ist die bulgarische Antwort auf “Hot Yoga”. Das ist keine Überraschung, denn in dem kleinen Land am Rand ist immer alles umgedreht. Auch beim “Frieren für den Frieden”. Duscht man in der Heimat nur kalt für den Frieden, liegt man in den Schluchten im Schnee für ihn. Neulich lag ich eine Stunde im Schnee für den Frieden, aber das war nur der Anfang. Heute liege ich schon zwei und morgen habe ich mir drei vorgenommen. Man gewöhnt sich an alles. Nicht nur auf dem Balkan. Mir scheint, man gewöhnt sich in der Heimat schneller an alles.

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Bericht aus Bulgarien (463) – “Yoga im Schnee”

Hilft beim Denken

Yoga im Schnee hilft beim Denken, vor allem beim Klar- und Geradeausdenken. Gerade findet nämlich eine “Umwertung aller Werte” statt, wie Nietzsche es nannte. So ist beispielsweise gesund nicht länger gesund sondern krank, und zwar symptomlos. Gegen symptomlose Krankheiten ist kein Kraut gewachsen, höchstens das bulgarische in den Schluchten des Balkans. Das bulgarische Heilmittel funktioniert so: Wenn man als Symptomloser, weil gesund, für krank erklärt wird, nickt man einfach dazu, denn beim Bulgaren meint Nicken Nein. Das funktioniert immer. Die Bulgaren haben auch das vorgemacht. Man muss allerdings etwas Zeit mitbringen. Das ist leider auch wahr. Beim Bulgaren waren es aber nur 500 Jahre, bis sich das Imperium, zu dem das Land am Rand einst gehörte, aus ihm zurückzog.

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Bericht aus Bulgarien (462) – “Maroder Charme”

Ein Land im Dornröschenschlaf
Nach 25 Jahren als Berliner Taxifahrer weiß ich, was es heißt, Dienstleister zu sein. Als solcher war ich nicht einfach nur auf den Straßen und Plätzen der deutschen Hauptstadt unterwegs, sondern habe mit meinem Taxi professionell individuelle Stadtrundfahrten angeboten. Mein Fokus waren vor allem die weniger bekannten Orte der Hauptstadt und ihr maroder Charme. Wegen diesem maroden Charme sind in den Neunzigern die Menschen in Scharen nach Berlin gekommen. Zum Schluss gab es ihn dann nicht mehr, war er komplett wegsaniert.
Bulgarien hat nicht nur das Potential das neue Berlin zu werden, sondern die deutsche Hauptstadt sogar noch zu übertreffen. So viel maroder Charme wie hier war nie. Nicht einmal im Berlin der Neunziger. Wenn man nicht aufpasst, wird man sprichwörtlich erschlagen vom maroden Charme Bulgariens. Auf ihn habe ich mich spezialisiert. Allen voran auf den maroden Charme der zahlreichen verlassenen Orte, in denen nur noch wenige oder gar kein Mensch mehr lebt.
Aber ich kenne auch anderes. Zum Beispiel unberührte Wasserfälle, verborgene Höhlen und last but not least Menschen. Auch in den Schluchten des Balkans bin ich ein Menschensammler geblieben. Ich höre ihnen zu, sammle ihre Geschichten, ihre Denkweisen und ihre Lebens- oder besser Überlebensstrategien.

Deswegen erweitere ich mein Angebot aktuell um die Kategorie Dienstleistung. Mein Fokus ist dabei der Nordwesten, die ärmste und unberührteste Region des Landes, vielleicht des ganzen Kontinents. Gerne teile ich mein Insiderwissen über Bulgarien und seinen maroden Charme mit Dir.

Bei Interesse zögere nicht, mich zu kontaktieren. Leite das Angebot auch gerne an Menschen weiter, die es interessieren könnte.

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Bericht aus Bulgarien (461) – “Letzte Zuflucht”

Kaputte Kirche in Bulgarien
(“Kaputte Kirche” ist Taxisprech für die Berliner Gedächtniskirche)

Während in Deutschland immer mehr Menschen aus der Kirche austreten, gehen in Bulgarien immer mehr in sie hinein, beispielsweise am heutigen Sonntag. Diese Entwicklung setzte in den Schluchten des Balkans mit den Wende ein, die in dem Land am Rand bis heute “Demokratisierung” genannt wird, ganz bewusst mit Anführungsstrichen. Das letzte Mal, dass es in der Heimat Menschen in Massen in die Kirchen getrieben hat, war vor der Wende, und das vorzugsweise im Osten. Die bis heute anhaltenden Kirchenaustritte kann man als Hinweis darauf deuten, dass die Talsohle in Deutschland noch lange nicht erreicht ist. Vergleicht man die aktuellen Ereignisse mit der Wende von 1989, so befinden wir uns heute eher im Jahre 1968, also beim Prager Frühling. Und das, obwohl die Berichterstattung vieler Haltungsjournalisten heute bereits flächendeckend das unterirdische Niveau der Menthol-Zigaretten-Story des “Neuen Deutschlands” von 1989 erreicht hat.

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