Bericht aus Bulgarien (514) – “Plamen Goranow”

Die Flamme

Heute ist in Bulgarien ein Feiertag, und zwar “Tag der Befreiung”, offiziell ist es der “Tag der Befreiung Bulgariens vom Osmanischen Reich”. Am dritten März vor zehn Jahren ist Plamen Goranow gestorben. Plamen, auf deutsch “Flamme”, hat sich am 20. Februar vor dem Rathaus in der Stadt Varna am Schwarzen Meer selbst verbrannt. Plamen, der Tage später im Krankenhaus verstarb, war Künstler und Fotograf, darüber hinaus Kletterer. Als solcher ist er auch auf Hochhäuser geklettert. Plamen war Protestführer der landesweiten sozialen Proteste in Bulgarien in den Jahren 2012&13. Ausgelöst wurden sie durch die Erhöhung der Strompreise, nachdem eine Firma aus der Tschechischen Republik Teile des bulgarischen Strommarktes übernommen hatte, vergleichbar mit der Übernahme des Berliner Strommarktes durch Vattenfall. Die Bulgaren sollten plötzlich das drei- oder gar vierfache für Strom bezahlen, und zwar von Geld, das sie nicht hatten. Praktisch das, was jetzt auch in der Heimat passierte, nur dass dort die Proteste ausblieben. Für einige ist Plamen Goranow der bulgarische Jan Palach. Von offizieller Seite ist Plamen praktisch vergessen. Kein Denkmal erinnert an ihn. Letztes Jahr habe ich Plamens besten Freund Dimitar kennengelernt. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten, er hat mir Fotografien von Plamen gezeigt. Ich habe auch sein Buch “Salamander” über Plamen gelesen. Als die besagte tschechische Firma damals den Strommarkt auch in meiner Region übernahm, funktionierte plötzlich mein Stromzähler nicht mehr. Ich erinnere mich, dass ich deswegen runter in die Kneipe von meinem Bürgermeister ging, die damals gut besucht war. Nachdem ich von meinem Problem mit dem Stromzähler erzählt hatte, war ich nicht mehr nur “Rumen, der Deutsche”, sondern darüber hinaus “Rumen, der Glückliche”. Von dem Moment war es nochmal ein weiter Weg bis zur Herausgabe zweier Werke von Aleko Konstantinow, der in Bulgarien als “Der Glückliche” bekannt ist. Doch zurück zu Plamen. Er war nicht der einzige, der sich damals verbrannt hat. Mit ihm haben es dreißig andere getan oder versucht. Auch sie sind offiziell vergessen. Auch mit dem Tschechen Jan Palach, der sich aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannte, können immer weniger etwas anfangen. Ursache von Protesten, soweit sie im Westen stattfinden, wo jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, sind heute euphemistisch “Verwerfungen”. Das hört sich harmlos an und klingt nach Völkerball. Wer es im Westen nicht schafft, ist ein Loser, hat es nicht geschafft, hat sich wohl “verworfen”.

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Bericht aus Bulgarien (513) – “Schreiben als Therapie – Wege zu sich selbst und zu anderen”

Auch in Sachen “1984” ist man in Bulgarien der Zeit voraus
In meinem gerade in der Berliner Zeitung erschienenen Beitrag “Schreiben als Therapie” geht es sowohl um den Klassiker “Kreatives Schreiben – Wege zu sich selbst und zu anderen” von Jürgen vom Scheidt, als auch um meine ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Schreiben. Das Erscheinen meines Beitrags, an dem ich lange gearbeitet habe, nehme ich zum Anlass, eine eigene Schreibgruppe ins Leben zu rufen. Hintergrund ist der, dass ich bisher keine passende Schreibgruppe gefunden habe, und ich neulich gesagt bekam, in dem Fall einfach eine eigene zu gründen. Jeder, der etwas mit meinem Beitrag in der Berliner anfangen kann und der darüber Interesse an einem Austausch hat, kann sich gerne bei mir melden. Auch Anregungen, Kritiken, Hinweise und Tips sind willkommen – wegen mir auch Faktenchecker. Hauptsache sie sind wie ich ehrlichen Herzens.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (512) – “Raina Velitshka”

Anstecker für Schriftsteller und Autoren
(und natürlich auch für Leser)

Den heutigen 1. März, an dem in Bulgarien traditionell der Frühling begrüßt wird, indem man sich gegenseitig rot-weiße Anstecker schenkt, nehme ich zum Anlass, ein Crowdfunding zu starten. Es ist mein erstes Crowdfunding, und ich habe lange überlegt, ob ich es mache. Am Ende habe ich mich dafür entschieden, weil ich von meiner Idee überzeugt bin. Meine Idee ist, in den Schluchten des Balkans einen Rückzugsort für Schreibende zu schaffen, an dem es auch Esel gibt. Die Esel sind sozusagen das I-Tüpfelchen. Warum das so ist, darum geht es in der Beschreibung meines Projektes, dessen Name “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” ist. Es wäre der erste Rückzugsort für Schreibende überhaupt, an dem es auch Esel gibt.

Foto&Text TaxiBerlin