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Autofiktion

Aus dem Leben eines ehemaligen Berliner Taxifahrers in den Schluchten des Balkans

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Aus dem Leben eines ehemaligen Berliner Taxifahrers in den Schluchten des Balkans

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  • 27 Aug. 2023
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Zurück in Bulgarien (022) – “Thomas Bernhard auf Bulgarisch: Томас Бернхард”

Thomas Bernhard, der alte Grantler aus Österreich, ist auch ins Bulgarische übersetzt. Er selbst ist wohl nur bis Jugoslawien gekommen. Zu der Annahme komme ich, weil der Autor in “Alte Meister” die Toiletten in Jugoslawien erwähnt, die er als besser empfand als die Toiletten in Wien. Thomas Bernhard war – genauso wie ich – besessen von Toiletten. Leider ist “Alte Meister” noch nicht ins Bulgarische übersetzt, was Bernhard aber vermutlich egal gewesen wäre. Das denke ich, weil der Meister in seinen Monologen auf Mallorca über seine ins Spanische übersetzten Bücher meinte, dass jede Übersetzung schon wieder eine anderes Buch ist. Dem bulgarischen Verlag “Atlantis” war das egal. Dort muss man, auch weil sich der Verkauf der Übersetzungen ins Bulgarische in Grenzen hält, von Thomas Bernhard besessen sein. Möglicherweise so besessen wie Bernhard – und auch ich – von Toiletten. Das ist jetzt nur eine Vermutung. Was ich mit Sicherheit weiß, ist, das folgende fünf Bücher von Thomas Bernhard ins Bulgarische übersetzt sind:
“Frost”

“Das Kalkwerk”

“Beton”

“Meine Preise”

“Holzfällen”

 Fotos&Text TaxiBerlin

  • 25 Aug. 2023
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Zurück in Bulgarien (021) – “Beim Friseur”

Gestern war ich bei meiner bulgarischen Friseurin. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal bei ihr war. Bin ja so viel unterwegs gewesen. Jedenfalls hat sie den Preis von fünf auf sechs Lewa erhöht, also von 2,50 auf 3,00 Euro, was mir aber egal ist. Denn in Wahrheit gehe ich gar nicht zum Haare schneiden zu ihr, sondern wegen ihren Sprüchen. In Bulgarien erzählt man nichts seinem Friseur, sondern der Friseur erzählt einem etwas mit Sprüchen, die man lesen muss. Zumindest mache ich das immer. Gestern hat mir obiger eingerahmter Spruch am besten gefallen: “Wenn Gott dich glücklich machen möchte, führt er dich normalerweise auf den schwersten Weg, denn einen leichten Wege zum Glück gibt es nicht.”

Foto&Text TaxiBerlin

  • 25 Aug. 2023
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Zurück in Bulgarien (020) – “Gelber Code”

Im Stadtgarten (“Градска градина”) von Sofia – 1872 angelegter Park mit Springbrunnen und Blumenbeeten, beliebter Treffpunkt für Schachspieler

Bis gestern galt für ganz Bulgarien mit Ausnahme von Sofia der Gelbe Code, was auch ein Grund für meine Fahrt in die bulgarische Hauptstadt war. Der Gelbe Code, der auch für mein Dorf galt, bedeutet, dass die Temperaturen zwischen 36 und 38 Grad liegen. In Sofia lagen sie bei 32 Grad, was wiederum Grüner Code bedeutet. Früher, als es keinen Gelben Code gab, waren die Temperaturen im August in Bulgarien genauso hoch, manchmal sogar noch höher. Ich erinnere an Sommertemperaturen von über 40 Grad. Möglicherweise ein Grund, warum hier niemand vor dem drohenden Hitzetod warnt. So bleibt Zeit für den Deutschen in mir, sich darüber Gedanken zu machen, ob es sich bei obiger Skulptur in einem Springbrunnen in Sofia um Sexismus handelt. Immerhin hat die Skulptur weibliche Formen. Hätte sie männliche, würde niemand auf die Idee kommen, an Sexismus denken. Und hier liegt, so denkt der Bulgare in mir, der Schlüssel beziehungsweise die Lösung. Um sich auch in Zukunft an dieser und ähnlichen Skulpturen zu erfreuen, stellt man einfach vor, dass sich die dargestellte Frau als Mann definiert.

Foto&Text TaxiBerlin

  • 24 Aug. 2023
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Zurück in Bulgarien (019) – “Hачалник – Chef de Gare”

Viersprachig in der ersten Klasse Toilette der Bulgarischen Eisenbahn

Die Sprache der Eisenbahn in Bulgarien ist traditionell das Französische, daran hat auch der Sozialismus (nicht Kommunismus!) nichts geändert. Auf den Bahnhöfen äußert sich das so, dass selbst der kleinste Bahnhof einen “Chef de Gare” hat. Sein Büro ist mit “началник” (Natschalnik), also “Vorsteher” und “Chef de Gare” gekennzeichnet. Der “Chef de Gare” gibt das Zeichen, wann der Zug weiter fahren kann. Im Zug selber sind immer noch mindestens zwei Schaffner, die das Zeichen geben, wenn der Bahnhof mal keinen “Chef de Gare” hat, auch das gibt es. Sind ja alle ausgewandert hier oder eben ausgestorben. Die wenigen Verbliebenen fahren selber mit der Bahn und sorgen dort für die Bewässerung und auch Düngung.

Ist die Düngung biologisch, also natürlich wie auf dem Bild oben, werden die Dinge, die dort wachsen, “чистo” (tshisto), also sauber genannt. Bei der bulgarischen Bahn ist das beispielsweise die berühmte bulgarische Rosa Tomate. Allgemein ist die Natur, sind die Pflanzen sehr widerstandsfähig in Bulgarien, genauso wie die Bulgaren. Aus ihrem Widerstand machen sie aber kein großes Gewese, sondern sie tun es einfach. Der gute Mensch tut Gutes, der Gutmensch delegiert die gute Tat.

Selbst auf den Bahnhöfen in Bulgarien wachsen neuerdings Tomaten, und das, obwohl dort der natürliche Dünger eher rar ist, denn steht der Zug an einem Bahnhof, darf die Toilette nicht benutzt werden. Dass die Schilder auf den Toiletten im Zug viersprachig und auch auf Deutsch sind, ist deswegen so, weil die meisten Waggons in der DDR hergestellt wurden, beispielsweise im Waggonbau Dessau.

Ich empfehle, in Bulgarien gar nicht auf Toilette zu gehen, weder auf dem Bahnhof, noch im Zug, und schon gar nicht auf die in der ersten Klasse (Fotos oben und unten). Besser ist es, die Flüssigkeit auszuschwitzen. Das ist auch der Grund, warum in Bulgarien traditionell so viel geschwitzt wird. Also nicht etwa der Hitze wegen, die auch gerade wieder herrscht im Land, wobei die Temperaturen hier noch althergebracht in der Luft gemessen werden und nicht am Boden wie in Deutschland neuerdings. Auch weil sich die meisten kein Deo leisten können, nehmen viele Bulgarien Knoblauch zu sich, um besser zu riechen. Am Anfang ist das etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich rasch daran, genauso wie an die Toiletten. Man kann in Bulgarien auch viel Schweiß riechen, so ist es nicht. Das liegt daran, dass sich einige Bulgaren nicht einmal mehr Knoblauch leisten können, was wiederum damit zu tun hat, dass Knoblauch das natürliche Antibiotikum in Bulgarien ist. Antibiotikum aus der Apotheke können sich nur noch Reiche kaufen, und “Nur der Scheich ist wirklich reich” – auch in Bulgarien.

Fotos&Text TaxiBerlin

  • 23 Aug. 2023
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Zurück in Bulgarien (018) – “Zugfahren”

Ich bin gestern mit dem Zug in Sofia gewesen, auch um Geld zu sparen, und das, obwohl ich erster Klasse gefahren bin. Erster Klasse bin ich gefahren, weil ich dort einen sicheren Sitzplatz habe, und weil ich es mir leisten kann in Bulgarien. Der Zug fuhr um 7:57 Uhr ab der Stadt Vraca und war genau um 10:00 Uhr in Sofia. Obwohl Vraca nur gut 100 Kilometer von Sofia entfernt ist, braucht der Zug dafür über zwei Stunden, was daran liegt, dass die Gleise, die sich am Fluss Iskar entlang schlängeln, alt und holprig sind, so wie früher im Osten. Dafür gibt es richtig was zu sehen, man fährt fast die ganze Zeit durch die malerische Iskar-Schlucht. Der Fluss Iskar ist der einzige Fluss, der das Balkangebirge durchschneidet. Bevor ich in der ersten Klasse Platz nehmen konnte, musste ich mir den Fahrschein kaufen. Der kostet für Hin- und Rückfahrt 11,85 Lewa, also sechs Euro. Für den Sitzplatz kommen 50 Stotinki hinzu, was 25 Cent sind. In Sofia, und das ist der Haken bei der Geschichte, musste ich erneut zum Schalter, um meinen Fahrschein der zweiten Klasse auf die erste Klasse zu erhöhen. Dass ich nicht auch für die Rückfahrt gleich einen Fahrschein für die erste Klasse kaufen konnte, lag daran, dass ich bei der Hinfahrt noch nicht wusste, welchen Zug ich zurück nehmen werde und Tickets für die erste Klasse nur mit Sitzplatz verkauft werden. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Auch die Zettelwirtschaft (Foto) sieht schlimmer aus, als sie ist. Der mittlere Fahrschein über 1,30 Lewa (65 Cent) ist die Differenz zwischen erster und zweiter Klasse. Dann gibt es einen Null Summen Bon, den ich aber nicht verstehe. Ganz rechts, das ist nochmal die Fahrkarte für den Sitzplatz für 50 Stotinki. Insgesamt habe ich also für Hin- und Rückfahrt erster Klasse nach Sofia 11,85 Lewa + 1,30 Lewa + 2x 50 Stotinki = 14,15 Lewa (etwas mehr als 7 Euro) bezahlt. Sowohl auf der Hin-, als auch bei der Rückfahrt kam der Schaffner vorbei. Es war nicht nur jedes Mal ein anderer, sondern auch mit einer jeweils anderen Kontrollmethode. Der Schaffner auf der Hinfahrt riss den Fahrschein ein, während der auf der Rückfahrt ihn mit einem Kugelschreiber mit blauer Miene durchbohrte. Hinweisen möchte ich noch auf die Stempel auf jedem einzelnen Fahrschein. Die wurden am Schalter per Hand auf den Fahrschein aufgebracht. In Bulgarien gibt noch viel analoge Handarbeit, und das nicht nur bei der Bahn. Ich finde das nicht schlimm. Ganz im Gegenteil find ich Handarbeit geil, vor allem wenn ich sie mir leisten kann.

Foto&Text TaxiBerlin

  • 22 Aug. 2023
  • TaxiBerlin
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Zurück in Bulgarien (017) – “Berlin in Bulgarien”

Sowjetisches Ehrenmal in Sofia und in Berlin

Gestern war ich für einen Tag in Sofia, auch um mal was anderes als immer nur alte Leute und verfallende oder bereits in sich zusammengefallene Häuser zu sehen. Da ich zuvor im Radio von einem Protest vor dem Denkmal für die Sowjetische Armee im Herzen der bulgarischen Hauptstadt in Form von Zelten, was in Bulgarien Tradition hat, gehört hatte, habe ich mir diesen Protest angesehen und mit den Leuten vor Ort gesprochen. Insgesamt waren knapp zehn Zelte vor dem Denkmal aufgebaut und etwa genauso viele Protestierende saßen unter einem Sonnenschutz davor. Der Protest richtet sich gegen die Idee, das Denkmal für die Sowjetische Armee abzureißen und es irgendwo bei Dimitrowgrad unweit der Grenze zur Türkei in einem “Museum des Kommunismus” wieder aufzubauen. Unter den Protestierenden war auch eine Frau um die Sechzig, die, wie sie mir erklärte, einige Zeit im Ausland gelebt hat, unter anderem auch in Deutschland. Auch wenn dies nicht in Berlin, sondern in Leverkusen war, wusste sie, dass es in Berlin drei Denkmäler für die Sowjetische Armee gibt. Der Protest weist mittels Plakaten auf den Umstand hin. Neben dem Ehrenmal der Sowjetischen Armee an der Straße des 17. Juni in West-Berlin (Foto), gab es auch Plakate von ähnlichen Denkmälern beispielsweise in Wien. Weder in Wien, noch in Berlin ist man bisher auf die Idee gekommen, diese Denkmäler abzureißen. In Sofia schon, was wohl auch zu dem Kapitel gehört, dass in Bulgarien vieles anders ist. Die Frau erklärte mir, dass der Protest zwar von der linken Koalition “Lewizata!” und der Partei “Wiedergeburt” organisiert ist, sie aber als bulgarische Staatsbürgerin und Einwohnerin von Sofia hier sei. Für den Erhalt des Denkmals ist sie, weil es ein Teil der bulgarischen Geschichte sei. Das Denkmal abzureißen ist für sie gleichbedeutend mit dem Umschreiben der Geschichte ihres Landes. In Berlin ist dies beispielsweise mit dem Palast der Republik geschehen, fällt mir gerade ein. Zum Glück gab es in “Erichs Lampenladen” zu viel von dem gefährlichen Asbest, so dass der Abriss kein Umschreiben der Geschichte war, sondern nur zu unserer Sicherheit geschah.

Teilweise zerstörte Inschrift

Sonnenschutz mit Protestierenden

Fotos&Text TaxiBerlin

  • 21 Aug. 2023
  • TaxiBerlin
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Zurück in Bulgarien (016) – “Sommerdusche”

Meine Sommerdusche

Wie viele Bulgaren war mein Vater ein großer Fan der Sommerdusche. Früher, als Kind und auch später als Heranwachsender, habe ich das nie verstanden. Was ist so toll an einer Sommerdusche, wenn ich zuhause im Bad eine richtige Dusche mit warmen Wasser rund um die Uhr habe? Spätestens seit ich selbst eine eigene Sommerdusche in Bulgarien habe, und die habe ich seit über 20 Jahren, verstehe ich meinen Vater viel besser. Und das, obwohl man so eine Sommerdusche nur von April bis Oktober nutzen kann. Und auch, wenn das Wasser nicht immer warm ist. Nach der Sauna spüle ich mich schließlich auch nicht mit warmem Wasser ab. Denn wenn ich auch nur etwas draußen gearbeitet habe, ist mir praktisch so warm wie nach der Sauna. Überhaupt halte ich tägliches Duschen für übertrieben, womit ich nicht alleine dastehe. Hat Wirtschaftsminister Habeck nicht neulich noch dasselbe gesagt? Warum täglich duschen, wenn man den ganzen Tag nichts anderes gemacht hat als vorm Monitor zu sitzen, und das vielleicht noch in einem klimatisierten Raum? Ich habe keine Klimaanlage. Meine Klimaanlage ist meine Sommerdusche. Und noch etwas ist anders. Mein Wasser ist weich. Dadurch verbrauche ich weniger, denn die Seife spült sich viel schneller raus. Man merkt das auch, wenn man Wäsche wäscht, dass man weniger Waschmittel braucht. Das harte, weil kalkreiche Wasser in Berlin ist für sensitive Menschen wie mich eine Zumutung. Aber das beste kommt noch bei meiner Sommerdusche, und das ist der Blick aufs Gebirge. Die Werbung für Irischer Frühling Deo und auch die für Irischer Frühling Duschgel ist ein Scheißdreck gegen meine Bulgarische Sommerdusche mit Ausblick.

mit Ausblick

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