Zurück in Bulgarien (080) – “Zugrundegehen lernen”

Bulgarien ist Deutschland nicht nur was die Uhrzeit angeht voraus (immerhin eine ganze Stunde), sondern auch was den Zustand des Landes betrifft. Die Welt, wie wir sie kennen, ist dabei unterzugehen. All die gewohnten Sicherheiten wie die Rente, die angeblich sicher ist, über Kranken- und Sozialversicherung, bis hin zum Dach über dem Kopf, das sich immer weniger Menschen in der Heimat noch leisten können. Auch in Bulgarien ist das Dach über dem Kopf alles andere als sicher, wie das Haus gegenüber meiner Hütte mir jeden Tag aufs Neue veranschaulicht. Immerhin, das Haus gehörte dem, der drin wohnte. Seine Nachkommen sind seit Jahren in aller Welt verstreut, darunter auch in Deutschland, weil sie in Bulgarien kein Auskommen mehr für ein halbwegs normales Leben fanden. Die Rückkehr ist für sie insoweit versperrt, weil ihnen hier das Dach über dem Kopf von der Natur genommen wurde. Ein Grund, warum ich hier bin – vielleicht der wichtigste. Ich will sicher gehen, dass die Natur nicht auch mir das Dach über dem Kopf nimmt. Bisher ist mir das halbwegs gelungen. Was der morgige Tag bringt, werde ich sehen. Woran ich in diesem Zusammenhang in letzter Zeit immer öfter denken muss, ist dieses Zitat von Goethe: “Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht.” – Das Zugrundegehen ist demnach etwas Natürliches, zum Leben Dazugehörendes. Bulgarien ist nicht nur der ideale Ort, Achtsamkeit zu lernen, sondern auch das Zugrundegehen. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Das sage ich aus eigener Erfahrung. Jeder kann es lernen. Und viele müssen es wohl auch.

Foto&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (079) – “Heizsaison eröffnet”

Die Heizsaison ist nun auch offiziell eröffnet bei mir. Habe ich bisher nur einmal am Abend zum Duschen kurz angeheizt, heize ich nun auch am Morgen, aber auch nur kurz. Nur kurz deswegen, weil im Normalfall die Sonne mein nach Süden gelegenes Wohnzimmer aufheizt, auch im Winter. Wie man sieht, verbrenne ich nur Kleinkram, also Äste und Zweige, und das von mir Gehäckselte. Normalerweise würde ich das im Garten verwenden, aber da ich dieses Jahr so viel unterwegs war, habe ich nichts angebaut wie im letzten Jahr, weder Tomaten noch Gurken. Was größere Stücke Brennholz angeht, so warte ich noch auf die Lieferung. Und das, obwohl sich der Preis im Vergleich zum letzten Jahr praktisch verdoppelt hat. Die Leute kaufen jetzt trotzdem mehr, weil sie einen weiteren Preisanstieg erwarten. Obwohl ich direkt beim Bürgermeister bestellt habe, ist bis heute kein Holz bei mir angekommen. Deswegen ziehe ich immer wieder los so wie gestern und sammle Holz ein. Es liegt genug davon herum, fast so viel wie Müll herumliegt in Bulgarien.
PS: Die Backsteine im und den Feldstein auf dem Ofen heize ich auf, um sie später als Wärmespender mit ins Bett zu nehmen, aber erst wenn es richtig Winter ist.

Foto&Text TaxiBerlin

Zurück in Bulgarien (078) – “Holz oder Müll”

Bin ich früher losgezogen und habe meditativ Müll eingesammelt, sammle ich aktuell Holz ein. Gerade bin ich rein von draußen, wo obiges Foto entstanden ist, mit zwei schweren Säcken voll Holz. Ich bin richtig ins Schwitzen gekommen beim Holz einsammeln, was gar nicht so geplant war. Jedenfalls musste ich nach dem Holz einsammeln duschen. Genauer Sommerduschen, also draußen. Das war zugegeben etwas frisch, aber wenn man vorher seine Hütte anheizt*, ist das super. Ein bisschen wie Sauna, nur ohne Heizkabine. Obwohl, in meinem Wohnzimmer sind jetzt auch schon wieder 25 Grad. Fast schon wieder zu warm, weswegen ich das Feuer einfach ausgehen lasse. Das mit dem Müll einsammeln ist übrigens nicht vorbei. Müll gibt es immer noch jede Menge in Bulgarien. Aber auch was das Sammeln von Sachen angeht, muss man mit der Zeit gehen – mit der Jahreszeit.

* Deswegen sammle ich Holz – zum Heizen. Das wichtigste wieder fast vergessen.

Foto&Text TaxiBerlin

Meine Erfahrungen mit “Prof. Dr. Kokolores”

Ich gehöre zu der Generation, die 1989 in der DDR auf die Straße gegangen ist, damit sie sich die Welt ansehen kann, um nicht weiter einer Weltanschauung folgen zu müssen. Dass Menschen noch einmal einer einzigen Anschauung folgen würden, ohne sich ihr eigenes Bild zu machen, habe ich mir selbst in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen können. Dass die eine, einzige Wahrheit ausgerechnet bei Spiegel & Co stehen würde, übersteigt bis heute mein Vorstellungsvermögen. Und doch ist genau das seit Jahren die Realität in Deutschland. Auch um wirklich sicher zu sein, dass das, was im Spiegel steht, mit “Sagen, was ist”, dem Credo des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein, nichts zu tun hat, bin ich im Frühjahr nach Deutschland gekommen. Im April habe ich einen viertägigen Journalisten-Kurs in der Oberpfalz bei Michael Meyen besucht. Im Mai betitelte der Spiegel ihn und andere als “Prof. Dr. Kokolores”, was die meisten in Deutschland glauben. Das ist zumindest mein Eindruck. Für den Rest, der nicht alles glaubt, was im Spiegel steht oder was ARD & ZDF berichten, habe ich meine Erfahrungen mit Michael Meyen aufgeschrieben, die heute unter dem Titel “Der Umstrittene” veröffentlicht wurden.

Text RumenMilkow

Zurück in Bulgarien (078) – “Bulgarische Bräuche”

Ich wurde heute darauf aufmerksam macht, dass man das Martenitza, mit dem am 1. März traditionell der Frühling begrüßt wird in Bulgarien, an einen Baum hängen muss, damit es Glück bringt. Ich hatte es immer noch an meiner Jacke und wollte es eigentlich bis Weihnachten dort belassen, auch der Farben wegen. Nachdem ich nun den Hinweis bekam, den ich bereits kannte, bisher aber nicht befolgt hatte, habe ich ihm sogleich Folge geleistet. Ich halte mich an den Spruch, dass man es in Rom wie die Römer machen soll. Vor allem aber halte ich mich an Alexis Sorbas aus dem Roman von Nikos Kazantzakis, der nur deswegen in die Kirche ging, damit ihn die Bewohner seines kleinen Dorfes auf Kreta nicht für einen Freimaurer halten.

Foto&Text TaxiBerlin

Neues aus der Zentrale des Irrenhauses Deutschland

“Man selber hat so ein bisschen das Gefühl, sich nicht mehr wohl zu fühlen in dieser Stadt” – so fasst der Moderator die aktuelle Stimmung in Berlin zusammen, was der Bürgermeister von Neukölln durchaus nachvollziehen kann. Auf den Straßen seines Stadtbezirks gab es offenen Hass gegen Juden, wurde anlässlich des Todes von Juden Gebäck verteilt, Polizisten und Journalisten angegriffen. Judenhass nicht von Rechts, wie immer wieder behauptet und von denselben Journalisten praktisch herbeigeschrieben wird, sondern von Palästinensern. Mir persönlich fehlt als Erklärung dafür noch der Hinweis auf “gruppendynamische Prozesse” wie neulich bei der ARD zu ähnlichen Ereignissen auf den Straßen ebenfalls in Berlin Neukölln.
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Text TaxiBerlin