Gestern vor 80 Jahren begann die Schlacht um Berlin, die verloren war, noch ehe sie begann. Obwohl man noch heute die Zerstörung erkennen kann, will man (mal wieder) gegen Russland ziehen. In Bulgarien gibt es jede Menge Verfall, die man auch als Zerstörung bezeichnen kann, auch wenn kein Krieg erklärt wurde oder gar stattgefunden hat. Flächendeckender Verfall kann ganz schön runterziehen. Was hilft, ist die Natur. Daran, dass vieles aufgrund des Verfalls und der enormen Abwanderung nicht funktioniert, kann aber auch sie nichts ändern.
Für mich, der ich zweimal in den letzten Wochen in Rumänien war und mit Leuten vor Ort gesprochen habe, keine neue Nachricht. Ich hatte auch schon über die Sprache des aussichtsreichsten aber für die Wahl zum Präsidenten Rumäniens nicht zugelassenen Kandidaten Călin Georgescu berichtet. Dieser war nun zu einem Interview bei Tucker Carlson eingeladen, wo er seinen Point of View darstellte. Erklärt wird dieser in obigem Video von Krissy Rieger. Krissy Rieger ist gebürtige Ukrainerin, sie wurde im Jahr 1991 unter dem Namen Kristina Rieger in der Ukraine geboren. Das soll wirklich stimmen. Alles andere sind natürlich Verschwörungstheorien, das ist klar. Diese könnten sich allerdings, das haben die letzten Jahre gezeigt, morgen schon bewahrheiten.
Gestern war ich in Sofia zu einem Treffen von Leuten, die schonmal in Deutschland gelebt haben. Das Treffen fand in einer Lokalität genau gegenüber des obigen Denkmals statt. Unter den Teilnehmern des Treffens war ein bulgarischer Musiker, der ganz aktuell nach 30 Jahren seine Zelte in Deutschland abgebrochen hat. Er lebt jetzt wieder in Bulgarien und in Spanien. Spätestens seit Corona sei ihm die deutsche Selbstzerstörungswut, wie er es nannte, unerträglich geworden. Dazu muss man wissen, dass der geheime bulgarische Todeswunsch und die deutsche Selbstzerstörungswut normalerweise ganz gut harmonieren bzw. sich sogar ergänzen. Gerade ist man in der Heimat wieder dabei, gen Osten zu ziehen. Das wurde auch höchste Zeit, denn die letzte bedingungslose Kapitulation der Deutschen liegt jetzt genau 80 Jahre zurück. Beim letzten Mal ging’s im Sommer los, genau war es der 22. Juni. Das Unternehmen, besser Himmelfahrtskommando, nannte sich “Barbarossa”. Barbarossa, wer Friedrich I. nicht kennt, ist italienisch und steht für “Rotbart”. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass sich über obiger Skulptur in Sofia mit dem Namen “Widerstand” die EU-Flagge langsam anfängt Rot zu färben.
Mindestens zehn Mal war ich schon in Istanbul, vermutlich fast zwanzig. Gestern habe ich einem Freund von dem orientalischen Drunter und Drüber dort erzählt, eine Steigerung der einfachen balkanischen Unordnung. Auch wenn ich selbst nie wieder mit dem Auto in die 16 Millionen Metropole am Bosporus fahren würde, kann ich jedem eine Reise dorthin nur empfehlen. Letzten Mittwoch war ich mit dem Bus von Sofia aus da, weil es Mittwochs immer Proteste geben soll. Komischerweise wusste niemand auch nur von irgendeinem Protest. Türkische Fahnen gehen auch ohne Protest immer. Am Ende bin ich dann doch noch fündig geworden, also was einen Protest angeht. Ich den letzten Monaten bin ich mich zwar (noch) kein Kriegs-, aber doch ein erfahrener Protest-Berichterstatter geworden. Hier berichte ich ausführlich über meine Protest-Odyssee in Istanbul.
Ohne Besuch des alten türkischen Bades ging es am Mittwochabend vom Istanbuler Otogar zurück nach Bulgaristan. Eigentlich sollte der Bus nach Sofia in Plowdiw einen Zwischenstopp einlegen, wovon ich aber nichts mitbekommen habe. Vermutlich fand der Halt in den fünf Minuten statt, in denen ich die Augen geschlossen hatte. Dafür habe ich das vielleicht wichtigste nicht verpasst. Das geliebte Heimatland Almanya steht am Istanbuler Otogar in einer Reihe mit Bulgaristan und Yunanistan. Da allerdings an dritter Position, die man sich mit Avusturya teilt. Man könnte es auch als Bruch bzw. Bruchrechnung verstehen, also Avusturya dividiert durch Almanya. Was mag da rauskommen? Vor allem, wenn man weiß, dass sich hinter Avusturya Österreich verbirgt.
Vielleicht hätte ich heute gar nicht arbeiten, nicht mal rausgehen sollen. Immerhin ist Sonntag, der für den Herrn reserviert ist, darüber hinaus schien die Sonne wie lange nicht. Meine Arbeit bestand darin, die Wurzel unten auszugraben. Wer seine Wurzeln sucht, muss manchmal graben. Ich gehe noch einen Schritt weiter, ich versuche auszugraben. Und genau das ist gerade mein Problem. Ich habe auch schon meinen Bürgermeister angerufen. Er will jemanden finden, der mir die Wurzel ausgräbt. Das hat er nur gesagt, um mich zu beruhigen. Ich weiß genauso wie er, dass es niemanden gibt für diesen Job. In unserem Dorf gibt es nur Alte. Die Jungen sind alle in Sofia oder im Ausland. Vielleicht gräbt einer von ihnen gerade bei dir im Garten die Wurzeln aus oder repariert dir dein Auto. Der einzige, der hier in Frage kommt, ist mein Bürgermeister selbst. Und natürlich ich. Aber warte mal. Auswandern soll gerade ein großes Thema sein in der Heimat. Das bestätigen mir immer wieder auch Freunde, mit denen ich telefoniere. Nicht alle, die aus Deutschland weg wollen, sind zu körperlicher Arbeit fähig. Wenn ich ehrlich sein soll: Mein Eindruck ist, dass kein einziger von ihnen es ist. Alle scheinen sie krank zu sein. Wenn nicht am Körper, dann im Kopf. An der Seele sowieso. Sollte es auch nur einen geben, auf den dies nicht zutrifft, dann möge er sich jetzt bei mir melden. Mein Angebot: Volle Kost & Logie für halbtägige Arbeit, allerdings körperlich! Wer fühlt sich Manns genug? Frauen sind bei gleicher Qualifikation natürlich auch willkommen!
Es ist jetzt knapp 30 Jahre her, dass ich das erste Mal im alten türkischen Bad war. Damals war es so, dass ich die Nacht zuvor auf dem Bahnhof von Istanbul übernachtete, um am nächsten Tag ins alte türkische Bad zu gehen. Dass ich auf dem Bahnhof übernachtete, hatte den Grund, dass ich meinen Zug verpasst hatte und der nächste erst am nächsten Tag fuhr. Da ich nicht mehr viel Geld hatte, musste ich mich entscheiden zwischen Übernachtung oder Hamam. Ich entschied mich für letzteres und sparte dabei sogar noch etwas Geld. Eine Übernachtung in Istanbul kostete damals zwischen 20 bis 25 Mark und das Hamam irgendwas zwischen 10 und 15. Im Hamam habe ich dann erstmal geschlafen und zwar auf der großen heißen Marmorfläche in der Mitte – genial. Als ich am Mittwoch in Istanbul war, wollte ich wieder ins alte türkische Bad. Diesmal war es so, dass ich mir nicht einmal mehr das Hamam leisten konnte. Der einfache Besuch ohne Schnickschnack, also ohne Einseifen und Massage, kostet heute 52 Euro – das Doppelte meines Tagesbudgets.