Vom Bulgaren lernen

Ich habe schon oft darüber geschrieben: Beim Bulgaren ist vieles anders und manches genau umgedreht ist. Das beste Beispiel sind die Kopfbewegungen beim Ja und Nein sagen. Ja meint beim Bulgaren Nein und Nein heißt bei ihm Ja. Ähnlich ist es mit den Farben. Schwarz ist weiß und weiß ist schwarz. Auch beim Impfen ist die Lage umgedreht zu der hierzulande. Ich bin mir nicht sicher, ob in Bulgarien aktuell fürs Impfen geworben wird wie gerade in Berlin. Was ich weiß, ist, wie der Bulgare tickt. Denn ich habe viel Zeit gehabt, das bulgarische Denken zu studieren. Und Du kannst es auch. Du musst einfach nur das Gegenteil von dem denken, was Du denken sollst. Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Es ist das Einfache, was so schwer zu machen ist. Für den Anfang reicht es, „nur“ das Gegenteil von dem, was Du denken sollst, für möglich zu halten. Was könnte das Gegenteil von „Miteinander genießen.“ sein? Was denkst Du? Und was von „Mit gutem Gefühl.“? Gar nicht so einfach, oder? Man braucht fürs Umdenken schon etwas Zeit. Apropos Zeit: Gerade wird wieder für die Impfung geworben mit dem Slogan: „Für Corona hab ich keine Zeit.“

Apokalypse abgesagt

Irgendwo in Ostdeutschland

Die Apokalypse ist abgesagt, zumindest für den Moment. Abgesagt wurde sie von keinem Geringeren als Bill Gates. Der Wendehals sieht aktuell im Klimawandel nicht mehr das Ende der Zivilisation. Aber es wird noch besser: Gates fordert nun mehr Geld, um Armen zu helfen, anstatt damit klimaschädliche CO₂-Emissionen stärker zu reduzieren. Jetzt, wo ich das schreibe, macht mir der Umstand, dass ein Superreicher mehr Geld für die Armen fordert, noch mehr Angst als der Klimawandel. Ich frage mich, warum der Bill nicht einfach sein Geld an die Armen verschenkt?

Zusammen streiten

Aktuelle Aufforderung der Evangelischen Kirche

Auch wenn die Rolle der Evangelischen Kirche in der DDR eine andere war als heute, erinnert mich obige Aufforderung der Evangelischen Kirche an das Jahr 1989. Warum öffnet die Kirche nicht erneut ihre Pforten, so wie sie es in der DDR getan hat? Und zwar damit die Menschen friedlich zusammen streiten können, oder – vielleicht besser – damit sie das friedliche miteinander Streiten lernen können. Getreu ihrem eigenen Motto: „Prüfet alles und behaltet das Gute.“

Tag der Volksaufklärer

Im Großen Saal

Gestern Abend wurde im Großen Saal in der Botschaft Bulgariens in Berlin Mitte nicht Halloween, sondern die Volksaufklärung gefeiert. Denn heute am 1. November ist der „Tag der Volksaufklärer“, auf bulgarisch „Ден на народните будители“ („Den na narodnite buditeli“). An diesem Feiertag ehrt man in Bulgarien die Gelehrten, Schriftsteller und Freiheitskämpfer, die zur nationalen Wiedergeburt und kulturellen Identität Bulgariens beigetragen haben, indem sie Bildung, Literatur und Geistigkeit verbreiteten und sich gegen die osmanische Herrschaft auflehnten. Zu den Volksaufklärern zählen unter anderem Freiheitskämpfer wie Hadschi Dimitar und Wassil Lewski sowie die Mönche, die über Jahrhunderte das bulgarische Kulturerbe bewahrten. In den Ansprachen betonten sowohl die Sprecherin der Botschaft, als auch der Leiter des bulgarischen Kulturinstituts, wie wichtig es ist, das Volk aufzuklären. Und dass nicht nur in der Vergangenheit, sondern insbesondere auch in unseren Tagen. Der Bulgare, wer ihn kennt, weiß das, ist kein Mann der großen Worte, sondern der Taten, aber vor allem des Tanzes. Vermutlich ist die Aufforderung Nietzsches, das Leben zu tanzen, vom Bulgaren inspiriert. Dazu muss man wissen, dass die Bulgaren in gewisser Weise die Indianer Europas sind. Ihre farbenfrohen Kostüme sind also nicht nur Verkleidung. Zum Schluss passierte auch gestern in der bulgarischen Botschaft das, was beim Bulgaren immer passiert, und zwar dass alle mitmachen beim großen Tanz. Auch der Chef des bulgarischen Kulturinstituts war mit von der Partie, und wenn der Botschafter anwesend gewesen wäre, hätte er mit Sicherheit auch das Tanzbein geschwungen. Angeführt wurden die Tänzer und Tänzerinnen, weitere Geschlechter waren nicht anwesend, von einem Fahnenträger. So weit ich informiert bin, wurde deswegen aber kein Staatsschutz gerufen. Aber gut, die Veranstaltung war in der bulgarischen Botschaft und damit exterritorial. Hierzulande muss man neuerdings aufpassen, da kann das hissen der hiesigen Nationalflagge schonmal den Staatsschutz auf den Plan rufen.

Im Foyer