Bericht aus Bulgarien (305) – “Meinungsfreiheitsabsolutist”
Vor wenigen Tagen wurde ich auf dieses Interview mit Dr. Marin Guentchev, einen praktizierenden Neurochirurgen in Bulgarien, der in Wien studiert hat, hingewiesen, das Sibila Tasheva mit ihm geführt hat. Sibila Tasheva ist Bulgarin, die in Deutschland Jura studiert hat, darüber hinaus die wirklich empfehlenswerte Reiseagentur TACT betreibt und das absolut lesenswerte Buch “111 Gründe Bulgarien zu lieben” geschrieben hat. Auf Sibila wiederum hat mich mein Freund und Leser meines Blog Joachim aus Bremen aufmerksam gemacht, der schon zweimal mit von Sibila organisierten individuell zusammengestellten Touren in Bulgarien unterwegs und sehr zufrieden war. Ich habe mir seine von Sibila erarbeitete Reiseinformationen angesehen und war schwer beeindruckt, nicht nur von ihrer Sachkenntnis, sondern auch von ihrer Liebe zum Detail, beispielsweise bei der Auswahl der Familien-Hotels, was mit viel Arbeit verbunden ist. Das weiß ich aus persönlicher Erfahrung, spätestens seit meiner Eselwanderung quer durch Bulgarien. Um die wird es mit Sicherheit auch in dem Interview gehen, das Sibila irgendwann im November, Dezember mit mir führen will, und auf das ich mich schon jetzt freue. Mit Sicherheit werde wir auch über meine Zeit in Bulgarien sprechen, und meine Aussage hier auf meinem Blog, dass ein jeder in Bulgarien alles sagen darf, und dass ich das gut finde. Genauso wie Dr. Marin Guentchev in dem Interview mit Sibila, der aus seiner persönlichen Erfahrung der kommunistischen Zeit in Bulgarien zu einem “Meinungsfreitheitsabsolutist” geworden ist (ab 11:30). Dasselbe kann ich auch für mich sagen, denn auch für mich ist es wichtig, dass eine jede Meinung geäußert werden darf, denn auch ich bin der festen Überzeugung, dass das die einzige Garantie ist, dass es nicht zu einer Tyrannei kommt. Wortwörtlich sagt Dr. Marin Guentchev im Interview mit Sibila (ab 31:20) folgendes:
Eine der großen Talente der Bulgaren ist, eine Tyrannei zu erkennen und sich dagegen zu wehren, passiv, aber trotzdem sich zu wehren. Das hängt vielleicht auch mit der türkischen, der osmanischen Okkupation von Bulgarien zusammen, ich weiß es nicht. Aber prinzipiell erkennt der Bulgare eine Tyrannei sehr schnell, vielleicht auch unterbewusst. Und deswegen sind wir Bulgaren eigentlich sehr freiheitsliebende Menschen, das gefällt mir. Das hat mir auch ein Österreicher gesagt: “Ich hab das Gefühl, wenn ich nach Bulgarien komme, ich kann ALLES sagen.” Das hat so geklungen, als könne er dort nicht alles sagen könnte, und das stimmt auch. Und das ist etwas, was man in Bulgarien lernen kann: diese Liebe zur Freiheit und zur Meinungsäußerung. Natürlich, wenn Sie kommen, hören Sie jeden möglichen Blödsinn, von Konspirationstheorien bis alles Mögliche, also alles Mögliche. Und manchmal hat man das Gefühl, diese Meinungsfreiheit, die es in Bulgarien gibt, die geht mir ein bisschen zu weit, die geht mir manchmal furchtbar auf den Wecker. Und dann denke ich mir: Ist besser so, als das Gegenteil. Alle haben die gleiche Meinung, keiner traut sich irgendwas zu sagen und alle marschieren in die Richtung, in der wir nicht sein wollen. Das ist auf jeden Fall etwas, was man in Bulgarien lernen kann.
Foto&Text TaxiBerlin