„Freispruch minus 19,53 Euro“

Wer’s glaubt …
Die Michael-Ballweg-Geschichte erinnert mich an die Hartmut-Ferworn-Geschichte, bloß anders rum. Hartmut Ferworn war Koch der Mitropa, einem Serviceunternehmen der Deutschen Reichsbahn in der DDR. Bei seinem Aufenthalt in Budapest (der Hauptstadt von Ungarn!) im September ’89 wurde er mittels einer Mentholzigarette betäubt. Wieder aufgewacht, saß er in einem Reisebus zur westdeutschen Botschaft nach Wien. Ferworn behauptete in einem Interview mit dem „Neuen Deutschland“, dass er von „kaltblütigen Menschenhändlern“ gekidnappt wurde, die damit dem Ansehen der DDR schaden wollen. Ferworns Geschichte ist als „Menthol-Zigaretten-Story“ bekannt. Unter welchem Namen die Michael-Ballweg-Story in die Geschichte eingehen wird, ist noch nicht bekannt. Eine Möglichkeit ist „Freispruch minus 19,53 Euro“. Was bei Ferworn die Mentholzigarette war, ist bei Ballweg die Behauptung der Staatsanwaltschaft, dass es sich um keinen politischen Prozess gehandelt hätte. Ich gehe davon aus, dass das genauso wenige glauben wie damals die Mentholzigarette.
Es handelt sich immer (!) um politische Schauprozesse. Genauso die Schauprozesse, welche gegen hohe DDR-Funktionäre ABER nicht gegen deren Vorgesetzte, geführt wurden. Buchtip : „Erinnerungen“ von Klaus-Dieter Baumgarten (letzter Chef der Grenztruppen der DDR).