Flohmarkt-Studien (Teil Eins)

Früher, als ich noch Taxi gefahren bin, war die Straße meine Universität. Heute ist der Flohmarkt der Ort für meine soziologischen Studien. Alleine vom Optischen her bekommt man viel geboten auf dem Flohmarkt. Meist ist es das Kleine Kammerspiel, manchmal aber auch das Große Theater, und immer ist es mehr als in Bulgarien. Angefangen von allen möglichen und unmöglichen Tattoos über in nächtelangen Nagel-Sudio-Sitzungen bearbeiteten Fuß- und Fingernägeln, aufwendigen Barber- aber vor allem Barbie-Shop-Frisuren bis hin zu nicht vorhandenen Brust- und Beinkleidern. Die Stadt ist voll von Menschen, die nicht gesehen wurde, und deswegen unbedingt gesehen werden wollen. Das alles war nichts gegen DAS Highlight in Sachen Buch. Eine junge Frau interessierte sich für die beiden obigen Bände Hesse-Erzählungen, die wirklich schön sind. Nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich. Immerhin enthalten sie auch „Siddartha“, eine indische Dichtung und zugleich eine der schönsten Erzählungen Hesses. Am Ende entschied sich die Frau gegen den Kauf, weil – und jetzt bitte festhalten! – die Bücher nicht zu ihrer Einrichtung passen. Mein Argument, dass sie dafür zu ihrer Jacke passen würden – diese war dunkelgrün – überzeugte sie nicht. Mein Fazit: Den Menschen geht’s immer noch zu gut … leider.

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