Mein

Sklave/Diener respektive Sklavin/Dienerin (Bitte keine Diversen – Danke!)
Neulich habe ich mir noch einmal „Herrliche Zeiten“ von Oskar Roehler angesehen, auch weil in dem Film eine Gruppe bulgarischer Schwarzarbeiter eine Rolle spielt, die einem reichen Paar im Grunewald für lau einen Pool baut. Die Schwarzarbeiter sind nicht die einzige Bulgarien-Connection. Der bulgarisch-deutsche Schauspieler Samuel Finzi (kyrillisch Самуел Финци), geboren am 20. Januar 1966 in Plowdiw, spielt eine Hauptrolle, und zwar die des Dieners oder vielleicht besser Sklavens – das eigentliche Highlight des Streifens. Das reiche Paar hat nicht nur Schwarzarbeiter für ihren Pool, sondern auch einen persönlichen Sklaven für sich und ihre Villa. Die Geschichte geht mir bis heute nicht nur nicht aus dem Kopf, sondern hat mich nun inspiriert, mir selbst auch einen Sklaven zu suchen. Es kann auch gerne eine Sklavin sein. Ich habe nichts gegen Frauen – ganz im Gegenteil! Wegen mir darf sich der Sklave auch Diener nennen. Aber eigentlich suche ich einen Eckermann. Die Vorrede mit der Sklavin beziehungsweise Dienerin habe ich geschrieben, um den Leser respektive die Leserin bei der Stange zu halten. Und auch weil viele der Name Eckermann nichts (mehr) sagt. Johann Peter Eckermann war der Privatsekretär von Goethe, also dem Johann Wolfgang. Das Internet nennt ihn „deutscher Dichter und enger Vertrauter Goethes“. Wolf Biermann hat ihn in einem Lied mit „die Stasi war mein Eckermann“ verewigt. Doch zurück zum Film und der Frage, warum ich einen Eckermann suche. Zuerst einmal, weil mir ständig kluge Sache durch den Kopf gehen, die der Menschheit verloren gehen, weil niemand da ist, der sie aufschreibt, und ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, dass es noch Menschen gibt, die des Schreibens (und natürlich auch des Lesens) mächtig sind. Ich schreibe dies durchaus mit gemischten Gefühlen, denn ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt eine so gute Idee ist, dass jedermann lesen lernen darf. Das meinte schon Nietzsche. Dass heute immer mehr Analphabeten die Schule verlassen, beruhigt mich nicht wirklich. Nietzsche hatte keine hohe Meinung über die, die noch lesen können, wenn er sagte: „Wer den Leser kennt, der tut nichts mehr für den Leser. Noch ein Jahrhundert Leser – und der Geist selber wird stinken“. Das Jahrhundert ist vorbei, und der Geist stinkt wirklich. Einen Lichtblick gibt es laut Nietzsche, und dass bis heute: „Wer in Blut und Sprüchen schreibt, der will nicht gelesen, sondern auswendig gelernt werden.“ Und Du kannst nicht nur dabei, sondern mittendrin sein, indem Du dich jetzt um die Stelle als Eckermann/Sklave/Diener respektive Eckerfrau/Sklavin/Dienerin (Bitte keine Diversen!) bewirbst. Das mag sich komisch anhören angesichts des heutigen Gleichheitswahns, dabei ist es das gar nicht. Der bulgarisch-deutsche Schauspieler Samuel Finzi bringt es in „Herrliche Zeiten“ von Oskar Roehler so auf den Punkt: „Die Menschen heutzutage können weder dienen noch befehlen. Für’s Gehorchen sind sie zu groß, für’s Dienen zu klein.“ – Lass uns der Menschheit das Gegenteil beweisen! Das Beste und vielleicht Entscheidende hätte ich fast vergessen: In meiner Berliner Bohemen Bude ist gerade ein Zimmer frei. Vielleicht steht das ja auf Deinem Wunschzettel.