Leben in Zeiten von Corona – Heute: TaxiBerlin auf Arbeitssuche in Bulgarien
Geschenk meines Bürgermeister für den Gastarbeiter aus Deutschland
Zwei Wochen bin ich nun schon auf dem Balkan, und noch immer gestaltet sich meine Arbeitssuche hier recht übersichtlich. Aber nicht nur das. Ehrlich gesagt überlege ich gerade, wenn ich gefragt werde, einen anderen Grund als die Suche nach Arbeit für meinen Aufenthalt in den Schluchten des Balkans zu nennen, nachdem mir Eingeborene nicht nur schon den Vogel gezeigt, sondern mich regelrecht für verrückt erklärt haben, nachdem ich ihnen wahrheitsgemäß geantwortet hatte. Ich habe auch schon zwei Alternativantworten ausprobiert. So kommt die Suche nach Eseln immer sehr gut an. Meist will man mir sogleich einen oder mehrere Esel aufschwatzen, allerdings welche auf zwei Beinen. Esel mit vier Beinen sind selbst in Bulgarien schwer zu kriegen. Mein Bürgermeister hat irgendwo obiges Grautier samt Blümchen für mich aufgetrieben. Er hat dafür weder Kosten noch Mühen gescheut, denn ich soll am 11. Juli seinen „Bruder Boiko“ wählen, damit er, also mein Bürgermeister, weiter Kohle von ihm bekommt, um im Dorf überhaupt etwas machen zu können. Beispielsweise die Wasserleitung den Berg runter reparieren lassen, denn die hat so viele Löcher, dass kaum noch Wasser unten im Dorf ankommt. Ein Dorf ohne Wasser, das ist nicht schön, in Bulgarien aber kein Einzelfall. Über mein Dilemma: Wählen oder kein Wasser, werde ich demnächst ausführlicher berichten. Jetzt zurück zu dem, was ich auf Balkans wirklich suche, nachdem ich das mit der Arbeit und auch die Suche nach Eseln mit vier Füßen vergessen kann. Und da hilft mir das Buch weiter, das ich gerade lese. Es handelt von dem Mazedonier „Alexis Sorbas“, und geschrieben hat des der Grieche Nikos Kazantzakis. Dazu muss man wissen, dass sich Griechen und Bulgarien bis heute um Mazedonien streiten. Auch deswegen ist es schwer, diesen Mazedonier zu finden. Eine Mazedonierin zu finden, ist dagegen viel leichter. Ich hab mal eine mit dem Namen Stasislava auf der Straße getroffen, einfach so, aber ich komme vom Thema ab. Einen Sorbas zu finden, und das wünsche ich jedem, dass er seinen Sorbas samt Bubulina findet, das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Da aber in Bulgarien nichts unmöglich ist, kann ein jeder hier alles und jeden finden, selbst einen Sorbas. Mein Sorbas hat zusammen mit seiner Bubulina viele Jahre in Libyen gelebt, bevor sie jetzt in meine Dienste traten. Mein Sorbas kann praktisch alles, er weiß auch alles und ist mit allen Wassern gewaschen. Mein Sorbas hat es zum Beispiel fertig gebracht, in Libyen Schnaps zu brennen, und diesen an den muslimischen Mann zu bringen. Nachdem er sein (also mein) Tagwerk vollbracht hat, setzt er sich in die Sonne und sagt „Hamdurle“ (das hat er in Libyen gelernt und heißt so viel wie „Paradies“), während uns seine Bubulina das Essen serviert. So ein Typ ist mein Sorbas! Geht es nach dem Buch von Kazantzakis, gibt es im Dorf noch eine Witwe, und die wäre dann für mich. Komischerweise habe ich meinen Bürgermeister noch nie nach der Witwe gefragt. Das ist wieder typisch: An das wichtigste, also an mich selbst, denke ich mal wieder zum Schluss. Mit der Witwe ist es dann so, dass wenn sie mich ruft, und ich nicht zu ihr gehe, dass ich dann später nicht ins Paradies komme. Denn das ist das einzige, was Gott nicht verzeiht: Wenn eine Frau ruft, und der Mann geht nicht hin. Das meint zumindest mein Sorbas hier, der eigentlich Wasko heißt, und der mich mit „Jawohl, mein Führer!“ anredet, und den ich dann immer mit „Wasko for ever!“ zurück grüße. Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Wasko, icke mit dem Grautier vom Bürgermeister, Bubulina
Fotos&Text TaxiBerlin