Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Testpandemie
“Es gibt keine gesunden Menschen, es gibt nur schlecht untersuchte.” Dieser Satz stimmt wirklich, ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Meine Büchersucht beispielsweise war jahrelang unerkannt. Jetzt ist die Bibliomanie offiziell als Krankheit anerkannt und ich bin Patient Nummer Eins. Deswegen kann ich es ehrlich nicht nachvollziehen, wenn Menschen sich gerade jetzt nicht richtig untersuchen lassen wollen. Zumindest war das bis vorgestern so. Nun hatte ich durch den gestrigen Feiertag etwas Zeit zum Nachdenken gehabt und muss sagen, dass es mir mehr und mehr einleuchtet. Ich meine, wo ist der Krankheitsgewinn in einer Zeit, in der wir uns immer besser verkaufen sollen. Meine Büchersucht zum Beispiel, die ist gut und schön. Aber verkaufe ich deswegen mehr Bücher in meinem Bauchladen? Nein! Die bei mir diagnostizierte Bibliomanie nützt mir zwischen Daumen und Zeigefinger gar nichts. Und aktuell bin ich auch nicht beteiligt an irgendwelchen Masken- oder Impfstoffdeals. Ich meine: Ich bin doch nicht blöd! Wofür hält man mich? Bei jedem Vertragsabschluss, der in meinem Taxi getroffen wurde, war ich, um nur ein Beispiel zu machen, mit zehn bzw. zwanzig Prozent dabei. Das ist doch logisch. Der Fahrgast spart sich sein Büro, bekommt dafür ein rollendes Office, aber doch nicht für lau! Was ich sagen will: Ich lasse mich als gesunder Mensch ohne jegliche Symptome gerne testen und mich darüber hinaus bei Bedarf sogar für krank erklären – aber warum sollte ich? Mein Gehirn ist doch noch gesund! Was bzw. wo ist mein Krankheits-Gewinn? Oder soll ich mein Human-Kapital ganz umsonst einsetzen? Und darüber hinaus noch meine Daten liefern – ebenfalls kostenlos. Jetzt mal im Ernst: Für wie blöd hält man mich? Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Foto&Text TaxiBerlin