Leben in Zeiten von Corona – Heute: Denen man als nächstes den Krieg erklärt
Ich überlege immer noch, was aus mir als Trockener Taxifahrer, dem man die Fahrgäste genommen hat, und der darüber hinaus noch auf dem Trocken sitzt, weil ich keine Einnahmen sondern nur noch Ausgaben habe, noch werden soll. Hatte ich neulich noch überlegt, ob Baumpfleger etwas für mich ist, bin ich jetzt wieder bei den Tieren gelandet, zu denen es mich schon sehr lange zieht, praktisch seit ich den Menschen kenne. Vielleicht erklärt das auch, dass ich keine Angst vor Corona habe, weil Corona an erster Stelle ein Lebewesen ist, also zu unserer belebten Natur dazugehört wie du und ich und die Schafherde auf obigem Garagendach. Ich glaube, so sehe ich Corona: Ein Mitlebewesen, dass uns vor allem etwas sagen will, und mit dem man sich arrangieren kann und auch muss, weil wir mit ihm auskommen müssen, mit ihm zusammenleben müssen. Wer meint, gegen Corona in den Krieg ziehen und kämpfen zu müssen, der sagt vor allem etwas über sich selbst aus und nichts über Corona. Was es genau ist, was es über jeden einzelnen aussagt, das weiß ich natürlich auch nicht, weil das bei jedem etwas anderes ist. Was mir fest zu stehen scheint, ist, dass es sich um unsichere Menschen handelt, die sich selbst nicht annehmen können und damit auch den anderen nicht. Das ist praktisch die Quelle von Hass, Aggression und in den Krieg ziehen müssen. Ich meine, stell dir nur mal für einen Moment bildlich vor: Der Präsident eines großen Landes erklärt einem winzig kleinen praktisch unsichtbaren Lebewesen ganz offiziell den Krieg. Was für ein Cartoon! Aber es ist wirklich passiert. Präsident Macron hat Corona den Krieg erklärt. Das Cartoon gab es leider nicht dazu, zumindest bisher nicht. Dass es seither Kriegspropaganda gibt, ist nur folgerichtig. Dass Kriegspropaganda auch immer der Ablenkung von eigenen Problemen dient, das war schon immer so. Auch Wiederkäuern, zu denen neben dem Schaf auch die Ziege und die Kuh gehören, wurde immer mal wieder der Krieg erklärt, weil sie angeblich zu viel Methan ausatmen und damit zum Klimawandel beitragen würden, weswegen sie in der Kriegsrhetorik bereits als “Methanschleudern” bezeichnet werden, und Schleudern sind gefährlich, beispielsweise die Wäscheschleuder, in die du nicht reinfassen sollst, weswegen die Waschmaschine so lange geschlossen bleibt, bis der Schleudervorgang abgeschlossen ist, warum du das mit der Gefährlichkeit von Schleudern, zu denen auch die totbringende Steinschleuder gehört, nicht mehr aktiv weißt, es aber doch in deinem Unterbewusstsein abgespeichert hast. So funktioniert Kriegsrhetorik. Vermutlich wird der Tag kommen, irgendwann nach Corona, dass dieser Krieg gegen Wiederkäuer aktiv aufgenommen wird. Ich halte das für absolut vorstellbar, auch wenn das Schaf, die Kuh, die Ziege und du heute noch nichts wissen davon. Es lässt sich immer ein Grund finden, um irgendetwas bekämpfen zu müssen. Man muss dann nur noch für das nötige Bedrohungsszenario sorgen. Auch das ist nicht schwer, wie wir gerade erleben. Gestern, als Corona irgendwie Pause hatte, hörte ich im Vorübergehen davon, dass in unserem Land, in dem wir gut und gerne leben, während der schlimmsten Pandemie, in der es um Leben und Tod geht, einundzwanzig (21!) Krankenhäuser geschlossen und mehrere tausend Intensivbetten abgeschafft worden. Letzteres liest sich in offiziellen Verlautbarungen so: “Tatsächlich beträgt die Differenz zwischen dem 24. Juli und dem 26. Oktober in der Grafik aber 3.566 Betten, was nur einem Rückgang von rund 11 Prozent entspräche.” Wusstest du das? Ich nicht! Für mich ein Grund mehr, mich wieder den Tieren zuzuwenden, und da haben es mir aus genannten Gründen gerade die Wiederkäuer angetan. Möglicherweise die nächsten, denen Greta & Co den Krieg erklären wird. Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Foto&Text TaxiBerlin