Zurück in Bulgarien (061) – “Nicht Tier und nicht Pflanze”
Ich mag Pilze zu sammeln, aber nicht sie zu essen. Dementsprechend kann ich sie auch nicht zubereiten. Im Korb sehen sie sowieso besser aus als in der Pfanne. Da ich mich mit Pilzen nicht auskenne, sammle ich immer nur einen – den Schirm- bzw. Parasolpilz. Den kenne ich. Das Messer hat mir übrigens mein Freund aus Bremen geschenkt. Er meinte, ich könnte es in Bulgarien gebrauchen, wohl aber weniger um Pilze abzuschneiden. Ein anderer Freund wollte mich mal davon überzeugen, mir eine Knarre zuzulegen. Keine Angst, eine Knarre habe ich nicht. Eine Knarre ist mir noch fremder als Pilze. Pilze sind übrigens nicht Tier und nicht Pflanze. Pilze gehören einem eigenen Reich von Lebewesen an. Immerhin: Pilze sind vegan. Aber das ist mir wiederum egal. Ich esse auch Fleisch, wenngleich immer weniger und in Bulgarien fast gar nicht. In meinem Dorf gibt es einen LKW-Fahrer, der regelmäßig nach Deutschland fährt, um von dort Schweinehälften nach Bulgarien ranzukarren. Nachdem ich das gehört habe, war mir klar, warum man Fleisch hier besser nicht essen sollte. Da in Bulgarien allgemein und in der ärmsten Region im Nordwesten insbesondere keiner wirklich Geld hat, darüber hinaus der Transport sich noch lohnen muss, kann es sich bei dem Fleisch, das der Mann aus meinem Dorf regelmäßig aus Deutschland rankarrt, nur um das Letzte vom Letzten handeln. Vermutlich wurden da die Reste von Böden deutscher Schlachthöfe zusammengefegt, die in Deutschland (noch) unverkäuflich sind. Der Mann selbst isst das von ihm aus Deutschland rangekarrte Schweinefleisch übrigens nicht, sondern nur Wild, das er selbst erlegt. Dazu braucht man dann doch eine Knarre. Es geht auch mit einem Messer, aber dazu braucht man besondere Fähigkeiten, die ich (noch) nicht habe. Solange halte ich mich lieber an Gurken und Tomaten.
Fotos&Text TaxiBerlin