Gestern im “Barchen”

Um wenigstens das letzte Spiel unserer Mannschaft zu sehen, bin ich runter in die Dorfkneipe von meinem Bürgermeister, die alle nur das “Barchen” nennen. Wie es sich für einen Deutschen gehört, war ich eine viertel Stunde vor Anpfiff da. Zu diesem Zeitpunkt waren noch sieben Leute im “Barchen”, von denen die meisten draußen saßen, wo es keinen Fernseher gibt. Pünktlich zu Spielbeginn hatten alle den Außenbereich des “Barchens” verlassen. Vermutlich um zuhause zu Abend zu essen. Dass sie dabei das Spiel der Deutschen verfolgten, würde ich ausschließen. Mein Nachbar meinte, selbst wenn sie bei ihm auf dem Rasen spielen würden, würde er sich nicht dafür interessieren. Es ist davon auszugehen, dass die beiden Frauen (Foto) im “Barchen” neben mir die einzigen in unserem Dorf waren, die sich das Spiel angesehen haben. Die eine Frau war für Spanien, die andere für Deutschland. Ich selbst war als unabhängiger Journalist vor Ort. Mein Bürgermeister half einem Bewohner unseres Dorfes, der eigentlich in New York lebt, etwas in seiner Hütte um die Ecke von Downtown zu reparieren. Die Tochter des New Yorkers, sie studiert in den Niederlanden, machte den Tresen im “Barchen”. Ich fand das Spiel nicht besonders aufregend, um es mal so zu formulieren. Meist fand ich es sogar ziemlich langweilig, wenn nicht gar nervig. Für meinen Geschmack wurde zu wenig Fussball gespielt. Dafür wurde viel geschauspielert, und das auch noch ganz schlecht. Ständig lag irgendjemand auf dem Rasen. Toni Kroos konnte froh sein, dass er bis zum Schluss auf ihm war. Am Ende der zweiten Halbzeit der Verlängerung kamen mein Bürgermeister und der New Yorker ins “Barchen”, um ihr Feierabend-Bier zu trinken. Für sie gibt es morgen eine Verlängerung ihrer Arbeiten. Für unsere Mannschaft war diese gestern Abend schon vorbei. Obwohl ich von Fussball keine Ahnung habe, scheint mir zumindest dies sicher zu sein. Wo ich mir nicht sicher bin, ist die Frage, wie die deutsche Nationalmannschaft diesmal offiziell hieß, was aber jetzt auch schon wieder egal ist.

PS: Lese gerade noch im ehemaligen Nachrichtenmagazin, dass man die Deutschen nun auch ganz offiziell bemitleidet.

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