Kryptisch Einkochen

Meinem Besuch aus der Heimat neulich, ich erwähnte ihn bereits, fiel auf, dass die Eigenversorgung in Bulgarien bis heute ein “Big Deal” ist, wie man in Amerika sagt. Auch ich mache mit. Nicht so sehr, weil ich halber Bulgare bin, sondern eher, weil ich mir “Rich Poor”, den hiesigen Supermarkt, nicht immer leisten kann. Immerhin, dort habe ich mir Zucker, Zitronen und Zimt besorgt. Den Rest hat mir die Natur geschenkt: Äpfel, Birnen und Feigen.

Zucker brauche ich fast gar nicht, weil die Früchte in Bulgarien von sich aus sehr süß sind. Das ist aber nicht der Grund, dass sie kaum Flüssigkeit abgeben, selbst bei der Hinzugabe von Zucker, wie dies Früchte üblicherweise tun. Der Grund ist, dass der Sommer sehr heiß war hier, und insbesondere die Feigen sehr trocken sind. Es wäre einfacher gewesen, sie zu trocknen, aber ich hatte bereits beschlossen, sie zu Konfitüre zu verarbeiten.

Zum ersten Mal habe ich Äpfel und Birnen gemeinsam zu Mus verarbeitet. Das soll sehr lecker schmecken, habe ich mir sagen lassen. Man hat mir auch empfohlen, neben dem Zucker auch etwas Zimt und ein par Nelken hinzuzugeben. Wenn man das Mus heiß in die Gläser füllt und die Gläser dann umdreht, muss man es nicht extra einwecken. Eigentlich soll man die Gläser vorher sterilisieren. Das mache ich nicht. Was soll schon passieren. Nur ich bin hier. Also woher sollen die Keime kommen. Bisher ist mir auch noch nie auch nur ein Glas schlecht geworden. Die umgedrehten Gläser verschließen sich übrigens von ganz alleine, wenn das Mus abkühlt.

Ich bin jetzt auch so einer geworden, der Etiketten auf seine Gläser klebt. Als ich anfing einzuwecken, habe ich mich über die deutschen Seiten im Internet lustig gemacht, die regelmäßig meinten, dass man ohne Etiketten nicht einwecken kann. Ich wusste ja, dass das geht. Bulgaren verwenden generell und traditionell keine Etiketten. Bulgaren sind Etiketten-Rebellen. Anfangs war ich auch einer. Aber irgendwann kam der Deutsche in mir durch. Immerhin, es sind keine eigens gekauften Etiketten. Die sind mir selbst hier in Bulgarien zu teuer. Ich verwende so genanntes Tixo-Klebeband, was Handwerker verwenden. Beispielsweise Maler, um einen graden Strich zu ziehen. Auch meine Beschriftungen sind etwas speziell, eher kryptisch. So wie auch mein Blog.

Das Mus passt super zum bulgarischen Joghurt. Für deutsche Gaumen ist es erstmal ungewohnt, denn das Mus ist nicht süß, dafür ist der Joghurt sauer. Als Kinder mussten wir hin und wieder Zucker an den Joghurt machen, weil er für uns zu sauer war. Jetzt als Erwachsener muss nichts mehr so süß sein, und Saures darf sauer sein.

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