Nix Ballermann
Ein Freund in der Heimat hat neulich den Sonnenstrand an der bulgarischen Schwarzmeerküste als Ballermann bezeichnet. Mein Freund der Dudelsackspieler, der seit über 30 Jahren jeden Sommer am Eingang zu Altstadt von Nessebar spielt, wozu der nahe Sonnenstrand gehört, kann das so nicht bestätigen. Er, der nicht nur von den Besuchern des Sonnenstrands lebt, sondern sich mit ihnen auch austauscht, sagte mir, dass die allermeisten Touristen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken sind, allen voran aus der Ukraine, aber auch aus Moldawien. Russen findet man natürlich auch viele, dazu ein paar Polen, aber nur wenige Deutsche. Diese Touristen aus dem Osten kommen an den Sonnenstrand, weil er vor allem eines ist: preiswert. Aber auch, weil hier Frieden herrscht – zumindest noch. Es sind meist ältere Herrschaften wie auf obigem Foto, die mit einem Ballermann nichts am Hut haben. Eher ist es so, dass sie, obwohl Bulgarien wie gesagt preiswert ist, selbst hier jeden Lew noch zweimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben. Das wirkt sich natürlich auch auf die Einnahmen meines Freundes des Dudelsackspielers aus. Die Münzen in seinem Hut werden mit jedem Jahr kleiner und die Einnahmen dementsprechend geringer. Dass er sich trotzdem Tag für Tag aus dem knapp 40 Kilometer entfernten Burgas auf den Weg nach Nessebar macht, liegt vor allem daran, dass er hier seit über 30 Jahren jeden Sommer und bei jedem Wetter spielt. Ohne ihn und seinem unverwechselbaren Spiel auf seiner Gaida (гайда), wie der Dudelsack auf bulgarische heißt, wäre Nessebar nicht Nessebar. Hier ist er in Stein gemeißelt – nicht auf Sand gebaut.