Bericht aus Bulgarien (495) – “Beethovens Bulgarisierung”
Beim Dritten Klavierkonzert
Mein englischer Freund Jerry hat viele Jahre in der Armee ihrer Majestät gedient, und zwar als Musiker. Mehrfach hat er mit seinem Orchester für die kürzlich verstorbene Queen gespielt. Heute war ich mit ihm zu Beethovens drittem Klavierkonzert. Auch in den Schluchten des Balkans kennt man Beethoven. Diesmal haben die Musiker aber nicht nur seine Noten gespielt, sondern waren wirklich mit Enthusiasmus bei der Musik. Das ist selbst mir aufgefallen, obwohl ich keine Ahnung von Musik habe. Jerry hat sie, er spielt auch gelegentlich mit in dem Orchester, dem wir heute gemeinsam gelauscht haben. Nach dem Konzert war Jerry so aufgeregt, dass er jedem einzelnen Musiker und auch dem Dirigenten persönlich gratulieren musste. Zuvor war er schon von seinem Stuhl aufgesprungen und hatte laut “Bravo!” gerufen. So habe ich Jerry noch nie erlebt. Er ist sonst immer sehr britisch. Heute war er Bulgare, was für mich aber keine Überraschung ist, denn ich habe selbst eine wunderbare Bulgarisierung hinter mir. Beim Briten kann sie schonmal etwas dauern. Jerry lebt nun schon mehr als zehn Jahre hier. Nur die Bulgarisierung des Deutschen braucht länger. Mit ihr verhält es sich wie mit der deutschen Sprache. Manch einer lernt sie selbst in dreißig Jahren nicht.
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Text TaxiBerlin