Zurück in Bulgarien (031) – „Besser als Nutella“

Nutella aus eigener Herstellung – lecker!

Nutella hat wie viel Prozent Haselnüsse? Genau – 13 Prozent. Mein Nutella aus eigener Produktion dürfte mindestens 60 Prozent haben, wenn nicht gar 70, und ist garantiert frei von Palmöl. Deutsche Technologie stieß auf bulgarische Kreativität, als ich gestern Haselnusspaste mit Honig und Kakao mischte. Preislich liege ich auch unter dem bekannten Nestle-Produkt, das es auch in Bulgarien gibt. Obwohl Nutella hier nur halb so teuer ist wie in Deutschland, ist mein selbsthergestelltes, das fünfmal soviel Haselnüsse enthält, immer noch billiger. 300 Gramm Haselnusscreme mit Haselnussstücken kosten sechs Lewa (drei Euro), 900 Gramm bulgarischer Natur-Honig zehn (fünf Euro) und 100 Gramm Premium-Kakao von Dr. Oetger 3,60 (1,80 Euro). Nachdem 50 Prozent der Deutschen den Absturz der eigenen Wirtschaft befürchten, gilt Nestle jetzt auch beim Spiegel als „umstrittener Lebenmittelmulti, bei dem die Angst umgeht“. Vielleicht musst auch du bald dein eigenes Nutella herstellen, weswegen du dir aber keine Sorgen machen musst. Selbstgemachtes Nutella mit fünfmal soviel Haselnüssen schmeckt zehnmal besser als das Original. Es ist wie in dem Film „Schwarze Karte Weisser Kater“, in dem ein bekannter Whiskey nachgemacht wird. Die Kopie war auch besser als das Original.
Diese drei Zutaten brauchst du

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Zurück in Bulgarien (030) – „Mein Tag im Bett“

„Die Katastrophe fängt damit an, dass man aus dem Bett steigt.“ Als mir dieser Satz von Thomas Bernhard heute morgen einfiel, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich aufstehen, mir das Beil nehmen soll, um damit Holz zu machen. Ich bin dann besser im Bett geblieben. Erst habe ich mir bestimmt tausendmal den Song „Spent the Day in Bed“ von Morrissey angehört und danach noch „Holzfällen“ von Thomas Bernhard. Da es zum Holzmachen nun zu spät ist, bleibe ich einfach liegen.
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Zurück in Bulgarien (029) – „Vor dem Krieg ist nach dem Krieg – So you better start swimming“

Hatte ich neulich noch von den Preisen vor dem Krieg geschrieben, Eier waren da nur halb so teuer, ist die Situation selbst in Bulgarien eher die nach einem Krieg. Hielten früher die Busse noch hinter dem Busbahnhof, wo es dafür sogar eine Art Bahnsteige gab (unten), hält der eine Bus, der noch fährt – es ist der orange Schulbus, jetzt vor dem durch fast 40 Jahre Nichtstun zerstörten Gebäude (oben). Ich komme drauf, weil in der Heimat jetzt schon die Hälfte einen Absturz der Wirtschaft befürchtet. Welche Wirtschaft?, fragt sich der Bulgare. – Nur wer hoch fliegt, kann tief fallen. Was auf Englisch heißt: What goes up, must come down. 

 

PS: Dem Spiegel geht es nur um die nächste Horrormeldung. Horrormeldungen verkaufen sich. So denkt man beim Spiegel. Dass die nächste Meldung lauten könnte: „Spiegel abgestürzt/untergegangen“ – daran denkt man in Hamburg nicht.
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Zurück in Bulgarien (028) – „Vollmondfieber“

So sah es bei mir letzte Nacht aus. Es ist der volle Mond, der mir da in den Apfelbaum scheint. Im Hintergrund wie gehabt das Balkangebirge mit ihren Twin Peaks. Der Vollmond letzte Nacht war ein besonderer. Die Nasa spricht von einem „Supermoon“, einem „Blue Moon“ und von „Rakhi Purnima“. Die Nasa hat’s echt drauf. Nur, was weiß die Nasa von Bulgarien? Können bestimmt auch nicht Bulgarien und Rumänien auseinanderhalten. Aber zum Mond fliegen … Einen Amerikaner gab es, der sich mit dem Vollmondfieber auskannte, das auch mich letzte Nacht befiel: Tom Petty. Sein Album „Full Moon Fever“, das ich früher oft beim Autofahren gehört habe, beginnt mit „Free Fallin'“ – ein Gefühl, das ich in den letzten dreieinhalb Jahren ganz oft hatte. Der zweite Song „I Won’t Back Down“ ist sozusagen die Antwort: „Ich werde nicht nachgeben“. Schön auch das letzte Lied „Zombie Zoo“. Noch so ein Gefühl, das ich seit dreieinhalb Jahren nicht loswerde …

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Zurück in Bulgarien (027) – „Auf dem Weg zur Hölle“

Liebesgrüße aus Washington

Heute wurde in Bulgarien der Oberste Polizeichef Petar Todorov zurückgetreten. Dass dies auf Betreiben der US-amerikanischen Botschaft geschehen wird, habe ich Anfang Juni hier und hier vorhergesagt. Der gegangene Oberste Polizeichef fand klare Worte für den Vorgang. Er habe „Ehre und Würde“, im Gegensatz zu den „Konjunkturpolitikern“, die ihn beleidigt haben. Präsident Rumen Radev, der sich heute früh noch weigerte, seinen Oberst Polizeichef zu entlassen, sprach von einer „vollständigen Säuberung“ im Innenministerium, die „ausschließlich politischer Natur“ sei. Auf die Weigerung des Staatsoberhauptes, den Obersten Polizeichef zu entlassen, reagierte Innenminister Petar Todorov, vermutlich der verlängerte Arm Washingtons in Bulgarien, mit der Drohung: „Wir werden weiterhin hart arbeiten!“

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Zurück in Bulgarien (026) – „Auf dem Basar“

Gestern war ich auf dem Markt, der in Bulgarien Basar genannt wird. Das sind meine Einkäufe. Alles zusammen hat weniger als 20 Lewa (10 Euro) gekostet. Am teuersten waren die Eier. Zehn Eier kosten jetzt vier Lewa (zwei Euro) – doppelt so viel wie vor dem Krieg. Danach kommt schon die Zuckermelone, die drei Lewa (1,50 Euro) gekostet hat. Der Rest war praktisch umsonst. Nach dem Basar war ich noch im Supermarkt, der „Reich Arm“ („богат бедeн“ – „bogat beden“) heißt. In Deutschland als Name für eine Supermarktkette unvorstellbar, oder? Bei „Reich Arm“ habe ich vor allem Joghurt gekauft, der jetzt mit 1,80 Lewa (90 Cent) auch doppelt so teuer ist wie vor dem Krieg. Dazu ein „Irisches Brot“, das mit Irland so viel zu tun hat, wie das heutige Brot aus der Fabrik mit dem wohlschmeckenden bulgarischen Weißbrot von früher. Es ist schwer geworden, Lebensmittel mit Geschmack zu finden, und das nicht nur in Bulgarien. Fleisch kaufe ich hier gar nicht, seitdem ich erfahren habe, das die Schweinehälften aus Deutschland rangekarrt werden. Dann bin ich lieber Vegetarier – ganz freiwillig. Trinken tue ich übrigens nur Mineralwasser aus der Quelle bei uns im Dorf. Das ist umsonst.

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Zurück in Bulgarien (025) – „Nicht menschliches Geschäft“

Am Sonntag habe ich dieses „Nicht menschliche Geschäft“ hier in BG entdeckt. Das „Nicht menschliche Geschäft“ gibt es wirklich, aber nicht nur das. Der Name „Nicht menschliches Geschäft“ ist darüber hinaus sogar geschützt. Das „Nicht menschliche Geschäft“ bietet Tiernahrung an und erinnert mich an eine Aussage, die ich neulich im Internet las. Ein Mensch in der Heimat meinte da, dass die Verbrechen der Nazis, im Gegensatz zum „Nicht menschlichen Geschäft“, menschlich gewesen seien, weil Menschen und nicht Tiere oder Pflanzen sie begangen haben. Im ersten Moment glaubte ich, mich verhört zu haben. Sollte wirklich alles, was Menschen machen, menschlich sein? In gewisser Weise schon, musste ich mir eingestehen. Nur, die Begründung mit den Pflanzen und Tieren, die überzeugte mich nicht. Hinzu kommt, dass die Aussage von jemandem kam, der sich selbst wohl als links bezeichnen würde. Das brachte mich zu meiner eigentlichen Frage, des Pudels Kern sozusagen. Was treibt einen Linken in der Heimat heute zu der Aussage, dass die Verbrechen der Nazis menschlich gewesen seien? Wessen Geistes Kind ist er? Ich erkläre es mir so: Da immer mehr Böses von vermeintlich Guten ausgeht, muss dieses Böse zwangsläufig relativiert werden. Dafür müssen neuerdings auch Nazis herhalten. Wer hat gleich nochmal gesagt, dass wenn der Faschismus wiederkehrt, er nicht sagen wird, er sei der Faschismus, sondern: „Ich bin der Antifaschismus!“?

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