Flohmarkt-Scharia

Der Flohmarkt beginnt um Zehn. Am Anfang ist nicht viel los, das Geschäft demzufolge eher lau. Die wenigen, die kommen, sind aber die Normalsten. Sieht man von den paar völlig Verstrahlten ab, die direkt aus dem Club zum Flohmarkt kommen. Die Normalen interessieren sich wirklich für Bücher, lesen sie auch. Die nach Zwölf kommen, stellen sich das Buch meist nur ins Regal, wenn überhaupt. Auch Bücher können zum Konsum verkommen, genauso wie Reisen. Wer lernt auf seinen Reisen noch Einheimische kennen und schließt Freundschaft mit ihnen? Hände hoch! – Lange habe ich mich gefragt, warum meine Laune nach Zwölf kontinuierlich in den Keller geht. Heute habe ich es begriffen. Es liegt nicht an mir, es liegt an den Leuten. „Hell is other people“ stimmt wirklich – auf dem Flohmarkt „after twelve“. Gut, einige sind ganz nett anzusehen. Immerhin ist Sommer, und mancher Ausschnitt geht bis zum Bauchnabel. Wenn die Frauen, die sich wie Nutten kleiden, wenigstens verfügbar wären. Dann wäre die Welt in Ordnung. Aber so?!? Heute habe ich mich gefragt, ob ich einschreiten würde, wenn eine Flohmarkt-Scharia diesen Frauen eine Burka überziehen würde? Ich bin mir unsicher. In gewisser Weise wäre es ja auch ein Verlust. Männer sind bekanntlich Augentiere. Und obwohl auch ich zu den Männern gehöre, die ständig Frauen retten müssen, glaube ich Nein. Da soll ein „feminist man“ ran.

Schnauze ohne Herz

Einst waren die Berliner bekannt für ihre Schnauze mit Herz. Heute ist davon nur noch ihre dumme Schnauze geblieben. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, kommt zur chronisch schlechten Laune eine unterschwellige Aggressivität hinzu, die immer öfter hinaus will. Da hat sich einiges angestaut. Nicht nur bei den Berlinern, sondern auch bei ihren Besuchern, die die Bundeshauptstadt wieder ungefragt und in immer größer werdenden Stückzahl heimsuchen. Fast ist man geneigt zu sagen: Zum Glück gibt es Drogen und Smartphones.

Jetzt weinen sie

Jetzt weinen sie, die Europäer, allen voran die Deutschen, dass sie in Alaska nicht einmal am Katzentisch saßen. Dabei war doch lange genug Zeit, mit Putin zu sprechen – ganze dreieinhalb Jahre. Aber das wollte man nicht, schließlich war man im Krieg mit Russland. Wollte Russland ganz und gar besiegen, scheißegal was die Wähler in der Heimat denken. Nur, wenn man kein Mandat der eigenen Wählern hat: In wessen Auftrag handelt man dann?

Du wirst schon sehen!

Wo sind jetzt all diejenigen hin, die gesagt haben, man könne auf keinen Fall mit Putin sprechen? Aber es wird noch besser! Generalsekretär, nein nicht Honnecker von der SED, sondern Rutte von der Nato hält Gespräche über Gebietsabtretungen für unvermeidbar! Was hat der denn genommen? Ist der gar vom Russen bezahlt? An alle Faktenchecker: Bitte mal checken, den Typen! Der ist doch nicht sauber! Fällt mir gerade ein: In Bulgarien wird derjenige, der sich vom Russen hat kaufen lassen, Kopekin genannt. Die Kopeke ist der russische Pfennig bzw. Cent. Sind alle, die jetzt von ihrem Geschwafel von gestern nichts mehr wissen wollen, am Ende vielleicht Kopekins? Oder einfach nur Wendehälse? Apropos: Der Tag ist nah, an dem die Brandmauer fallen wird, so wie alle Mauern bisher gefallen sind, und wo sich die größten Wendehälse dann (aber auch erst dann!) hinstellen und sagen werden, dass sie es schon immer gewusst hätten und schon immer dafür gewesen wären (so wie der Nato-Generalsekretär Rutte jetzt). Du glaubst mir nicht? Dann lass dir vom Bulgaren sagen: Du wirst schon sehen!

Mitmachen

Auch ich möchte mitmachen, möchte zur Mehrheit gehören und ein Mehrheitsmensch sein, was gar nicht so einfach ist. Zum Beispiel in öffentlichen Toiletten. Gerade war ich in einer, und der Besuch hat mich verunsichert. Was mache ich mit diesen Dingern? Wo stecke ich sie mir hin? Vielleicht in den Allerwertesten? Für die Ohren sind sie zu groß – und auch für die Nase. Ich hab’s probiert. Apropos mitmachen. Demnächst können alle mitmachen, wenn „unsere Demokratie“ verteidigt wird, auch Frauen. Denn Frauen können als Mann behandelt und an die Front geschickt werden, wenn siebeneinhalb Wochen nach der Änderung ihres Geschlechtseintrags der Spannungs- oder Verteidigungsfall ausgerufen wird. Mit der dreimonatigen Anmeldefrist beim Standesamt müsste der Entschluss allerdings fünf Monate vorher „stehen“, um mitmachen zu dürfen. Männern müssen mitmachen. Oder gibt es Männer, die nicht dabei sein wollen, wenn „unsere Demokratie“ mal wieder gegen den russischen Untermenschen verteidigt wird? Sollte es wirklich solche unsolidarischen Spielverderber geben?

Wir Schlafwandler

Heute vor 64 Jahren wurde die Mauer gebaut. Der 13. August 1961 war ein Sonntag. Am Tag zuvor lagen viele – so wie heute – am See und ließen es sich gut gehen, schließlich war Sommer. Auch der Erste Weltkrieg begann im Sommer, und zwar am 28. Juli 1914 – einem Dienstag. Darüber, „Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“, hat der englische Historiker Christopher Clark obiges Buch mit dem Titel „Die Schlafwandler“ geschrieben, das auch von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben wird. Das Buch geht nach der Einleitung und dem Teil Eins „Wege nach Sarajewo“ in Teil Zwei „Ein geteilter Kontinent“ bis ins Jahr 1887 zurück. Genau heißt das dritte Kapitel „Die Polarisierung Europas 1887-1907“. 1887 sind es noch 27 Jahre bis zum Kriegsbeginn im Jahre 1914! Um den eigentlichen Auslöser des Krieges, den „Mord in Sarajewo“, geht es erst in Kapitel Sieben auf Seite 475. Das Buch selbst hat 700 Seiten, aber erst das letzte Drittel dreht sich um den eigentlichen Kriegsbeginn. Zwei Drittel des Buches beschäftigt sich nur mit der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. – Bei wem klingelt’s jetzt?

Hilf Deinem Geheimdienst, finde Terroristen!

Gesucht werden männliche, weibliche und diverse Terroristen. So könnte man meinen. Die Wahrheit ist wohl, dass der Geheimdienst männliche, weibliche und diverse Mitarbeiter sucht, um Terroristen zu finden. Ob die gesuchten Terroristen männlich, weiblich und divers sind, bleibt unklar, obwohl dies wichtig wäre zu wissen – zumindest für mich. Ich will ja nicht „die Katze im Sack“ suchen. Fest steht, es ist die erste derartige Anzeige des bundesdeutschen Geheimdienstes an einer Berliner Litfaßsäule, der ich begegne. Was kommt als nächstes? Vielleicht eine Anzeige der Bundeswehr, mit der diese Mitarbeiter für die Aktion „Jeder Schuss ein Russ!“ sucht?

Apropos Terroristen: Weißt Du, was der Unterschied zwischen Touristen und Terroristen ist? Genau: Touristen haben – im Gegensatz zu Terroristen – keine Sympathisanten. Egal übrigens ob männlich, weiblich oder divers.