Bericht aus Bulgarien (488) – „Kein Ort für Gender-Gaga“

Man kommt nicht wegen den Toiletten

In Bulgarien gibt es sie schon lange, die Unisex-Toilette. Meistens sieht sie so aus wie oben. Aber man kommt auch nicht wegen den Toiletten nach Bulgarien. Es soll schon Leute geben, die nicht kommen, weil es auf den Unisex-Toiletten des Balkans keine Tampon-Spender gibt. Neuerdings sollen in der Heimat sogar Männer menstruieren. Zum Glück ist das noch nicht in den Schluchten des Balkans angekommen. Um ganz ehrlich zu sein: Lieber gehe ich auf eine Balkan-Toilette als auf eine Gender-Gaga in der Heimat mit Tampon-Spender auf der Herren-Toilette.

PS: Der letzte Satz ist gelogen. Wenn’s um Ordnung, Hygiene und Sauberkeit geht, bin ich zu einhundertundfünfzig Prozent deutsch. Oder mit anderen Worten: Lieber ein Tampon-Spender auf der Herren-Toilette als die balkanische Barbarei oben.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (487) – „Deine Sachen nochmal“

Gestern war wieder Flohmarkt in Montana, und ich war mit meinen Esel da. Wie ich bereits schrieb, sind Deine Sachen schon hier. Einige von ihnen habe ich nun käuflich erworben. Diese stelle ich nachfolgend in ungeordneter Reihenfolge vor:

Ein Reprint der Geschichte der Folter von 1999, ursprünglich aus dem Jahr 1919. Gleich am Anfang erfährt man folgendes: „Wir sehen sie überall und zu allen Zeiten zur Anwendung gelangen, bei unkultivierten, wie bei hochkultivierten Völkern; bei diesen zumeist sogar mit einer systematischen und raffinierten Grausamkeit.“

Als Eselflüsterer muss ich natürlich wissen, was die Konkurrenz macht. „Shy Boy“ ist die „heißersehnte Fortsetzung“ von „Der mit den Pferden spricht“.

Landkarten und Stadtpläne sind meine Religion. Obige Karte gehört zum Buch „Der letzte Kampf“ und zeigt, wie die Russen im Winter ’45 Berlin einnehmen.

Der Russe war immer und überall schon da. Dass er es nicht mehr ist, haben wir Gorbatschow zu verdanken, dem wir versprochen haben, uns keinen Zentimeter nach Osten auszudehnen. So sagen es die Russen, aber bestimmt lügen die.

Im Hintergrund das vom Krieg zerstörte Brandenburger, wo am 25. Februar die große von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer organisierte Friedensdemo „Aufstand für den Frieden“ stattfindet, zu der ich auf jeden Fall gehen würde, wenn ich in Berlin wäre.

Das Buch beginnt mit mehreren Zitaten, unter anderem dieses von Machiavelli: „Am leichtesten gelingen diejenigen Pläne im Krieg, die vom Feinde für unmöglich gehalten werden.“, dieses von Seneca: „Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ und diesem chinesischen Sprichwort: „Töte einen, und du bist ein Mörder! Töte Tausende, und du bist ein Held!“.

Erstauflage von 1993, Zustand wie neu. Wird im Netz für 100 Euro gehandelt, ich verkaufe es für die Hälfte. Bestellungen werden ab sofort entgegengenommen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Glenn Gould wie man ihn kennt. Philip Glass in der Endlosschleife Erik Satie like.

„Der Tag danach“ neu und original verpackt. „Die Truman-Show“ auf kyrillisch

Jedes Buch und jede CD hat einen ganzen Lew, also 50 Euro-Cent gekostet. Noch gibt es sie, die bulgarische Landeswährung – zum Glück. Ansonsten hätte jedes Teil wohl einen Teuro, also das doppelte gekostet, wenn nicht sogar mehr.

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (486) – „Der alte weiße Mann“

und seine Gegendemonstrantin

Sehe gerade Bilder eines alten weißen Mannes in Kiew. Erst dachte ich, der Mann weiß doch gar nicht, wo er ist. Also zumindest wenn er so denkt, wie er läuft. Auf den Beinen ist Joe Biden nämlich zum Fremdschämen wacklig. Und das liegt nicht an dem Luftalarmsirenengeheul, das man für ihn eingeschaltet hat. Immerhin, er konnte sich noch daran erinnern, dass er schonmal in der Ukraine war. Es ist sein achter Besuch dort. Der Mann scheint ein richtiger Fan von dem korrupten Land zu sein. Will er vielleicht demnächst dort auch eine Pipeline sprengen lassen? – Die Gegendemonstrantin war übrigens nicht in Kiew. Wahrscheinlich hätte man sie dort sogleich standrechtlich erschossen oder gar sprengen lassen. Wer weiß?!? Die Dame mit dem Schild „Yankee Go Home“ war in Sofia auf der Straße, und zwar beim Besuch von Onkel Joes Kriegsminister Austin. Sie hat den Tag gut überlebt, und ich gehe davon aus, dass sie sich auch heute noch bester Gesundheit erfreut.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (485) – „Der Himmel über Bulgarien“

Heute Nachmittag

Der Himmel über Bulgarien erinnert mich mehr an den Himmel in Kalifornien als an den Himmel über Berlin. „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders habe ich ehrlich gesagt nie verstanden, was ich jetzt besser verstehe, weil ich nun auch Berlin nicht mehr verstehe. Dass ich den Himmel über Bulgarien so sehr mag, liegt an den Wolken, aber auch an den vielen Sonnenstunden. Für sie, also ihre Zahl, interessiere ich mich schon seit einiger Zeit und gerade habe ich folgendes herausgefunden: 2.263 Sonnenstunden im Jahr in Bulgarien stehen nur 1.716 in Deutschland gegenüber. Das ist fast ein Drittel mehr an Sonne in Bulgarien. Ich war also gar nicht so verkehrt, als ich neulich bei einem Gespräch mit einem Freund in Deutschland behauptete, dass uns hier die Sonne aus dem Arsch scheinen würde.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (484) – „Balkanische Ordnung“

Arrangement im Kellerfenster

Auf dem Balkan herrscht Ordnung, wenngleich eine etwas andere als in Deutschland. Es stimmt wirklich, dass die Bulgaren die Preussen des Balkans sind. Hier wird zum Beispiel das Fressen und Trinkwasser einer Katze bewacht, die auf der Straße lebt. Ihr zuhause ist leicht erreichbar für sie im Kellerfenster arrangiert. Der Bewacher ist ein kleines Plüschtier. Aber nicht irgendeins, sondern ein Hund.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (483) – „Illegale Migranten“

Auffälliges Fahrzeug mit Mann am Steuer

Erfahre gerade, dass es immer noch „illegale Migranten“ geben soll, was mich ehrlich gesagt etwas überrascht. Ich hatte gedacht, dass es seit dem „Migrationspakt“ keine illegale Migration mehr gibt, denn der Pakt „erkennt Migration als universelles Phänomen transnationaler Natur an“. Vielleicht gibt es auch nur in Bulgarien noch „illegale Migranten“, von denen aber kaum einer im ärmsten Land der EU bleiben möchte. Oder vielleicht gerade deswegen? Jedenfalls werden zwischen 2.000 und 3.000 Euro aufgerufen, um einen „illegalen Migranten“ von der Türkei über Bulgarien nach Serbien zu bringen. Das weiß das staatliche bulgarische Nationalradio zu berichten. Und weiter, dass die Zahlung erfolgt, nachdem der Hauptorganisator auf türkischer Seite bestätigt, dass es die „illegalen Migranten“ nach Serbien geschafft haben. Darüber hinaus erfahre ich, dass es auch einen so genannten VIP-Service für kleinere Gruppen von fünf oder sechs „illegale Migranten“ gibt, wo allerdings bis zu 10.000 Euro pro Nase fällig werden. Interessant auch dieser Hinweis: Um keinen Verdacht zu erregen, werden die „illegalen Migranten“ jetzt in Autos befördert, die von Frauen gefahren werden.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (482) – „Samo Lewski“

Namenloser Flughafen in Sofia / Bulgarien

Der internationale Flughafen von Sofia, der verkehrsreichste des Landes, ist noch ohne Namen. Nun wurde erneut vorgeschlagen, ihn „Wassil Lewski“ zu nennen, und zwar durch den Vorsitzenden der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN), Julian Rewalski. Es gibt bereits einen bekannten Fußballverein in der Stadt, der nach „Wassil Lewski“ benannt ist, und der einfach nur „Lewski“ heißt, so wie „Bayern München“ auch einfach nur „Bayern“ genannt wird. Früher, also zu sozialistischen Zeiten, haben sich die Menschen meist nur mit „samo Lewski“ begrüßt, was „nur Lewski“ bedeutet. Man kann sich das so vorstellen, wie wenn jemand „Eisern“ sagt. Die allermeisten wissen dann, dass von „Union Berlin“ die Rede ist. Einige DDR-Touristen wussten das damals, als sie in Bulgarien waren, nicht. Sie dachten, „samo Lewski“ hieße „Guten Tag“, einfach weil jeder es gesagt hat. Die wunderten sich dann irgendwann, dass „Guten Tag“ ganz anders heißt, nämlich „dobir den“. Was nun den Flughafen in Sofia angeht, so ist noch nichts entschieden. Immerhin steht er bereits und ist auch schon einige Jahre in Betrieb.

Foto&Text TaxiBerlin