Dass Menschen Hilfestellungen in ihrem Leben brauchen, das ist nichts Neues, und auch ich habe schon auf Hilfe von anderen Menschen zurückgegriffen. Ich weiß also, wovon ich rede, wenn ich sage, dass es ganz wichtig ist, dass man sich Hilfe sucht, wenn man nicht mehr alleine klar kommt. Meine aktuelle Beobachtung ist, dass viele Menschen Hilfe brauchen, weil sie sich immer mehr Dinge verbieten, insbesondere was das Denken angeht. In meinem Taxi hatte ich genug Zeit zum Nachdenken, woran sich zum Glück bis jetzt nichts geändert hat. Heutzutage ist es nun schon so, dass Menschen Dinge regelrecht erlaubt werden müssen, damit sie sich überhaupt trauen, sie in Betracht zu ziehen, damit haben sie diese aber noch lange nicht getan. Eine solche Erlaubnis gibt obiges Buch “mit Rechten reden”, das ich ganz aktuell auch in meinem Bauchladen anbiete. Damit Menschen sich ein Herz nehmen, und dieser Erlaubnis auch wirklich folgen, heißt das Buch im Untertitel “Ein Leitfaden”. Mir geht es so, dass ich zwar manchmal Hilfe brauche, aber keinen Leitfaden, mir reicht ein Stadtplan. Bis heute halte ich es so, dass ich auch mit allen Menschen rede. “Links” und “Rechts” sind für mich Worthülsen ohne jegliche Bedeutung (als ich noch Taxi fuhr, habe ich deswegen irgendwann angefangen in Himmelsrichtungen, also Ost, Nord, West oder Süd zu denken und nicht in Links oder Rechts, weil das einfach eindeutiger ist), und es gibt schließlich auch kein linkes oder rechtes Wetter. Wetter ist einfach, es ist weder gut noch schlecht. Und auch wenn es kein gutes oder schlechtes Wetter gibt (sondern nur unpassende Kleidung), so gibt es doch gute und böse Menschen, wobei man da wieder beachten muss, dass kein Mensch ausschließlich böse bzw. gut ist. Beides, das Gute und das Böse steckt in jedem von uns. Das mag manchen jetzt überfordern, weswegen ich diese Menschen vor der Aufforderung bzw. der Erlaubnis “mit Rechten reden” nur warnen kann, und zwar deswegen, weil da Sätze wie dieser drin stehen: “Viele eurer Anliegen enthalten, aus unserer Sicht, ein Körnchen Wahrheit, manche auch zwei, und manchmal besitzen sie sogar einen wahren Kern.” Wer sich mit Büchern bzw. Leitfäden nicht auskennt: mit “euer Anliegen” sind die Anliegen der “Rechten” gemeint. Wie gesagt, als Taxifahrer habe ich es eher mit Himmelsrichtungen, aber wenn schon die “Linken” in ihrem Leitfaden schreiben, dass Anliegen der “Rechten” sogar einen wahren Kern haben können, dann ist das doch gruselig, oder? Ich meine, da wurde deine kleine Welt über Jahre sorgsam in “Rechts” und “Links”, also in Gut und Böse, geteilt, und nun plötzlich das! Möglicherweise ist ein Leitfaden zum Leitfaden die Lösung. Den gibt es noch nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich ihn anbieten würde, denn so wie ich etwas gegen betreutes Denken habe, so habe ich auch etwas gegen betreutes Lesen. Und um auch hier ganz ehrlich zu sein, halte ich den Leitfaden “mit Rechten reden” bereits für eine Zumutung, und deswegen biete ich ihn auch an in meinem kleinen Bauchladen.
Foto&Text TaxiBerlin
Dieselben, die sich gestern noch über Besorgte Bürger lustig gemacht haben und ihnen ihre Ängste absprachen, sind heute die Besorgtesten unter uns mit den größten Ängsten, und die Besorgten Bürger von gestern sind jetzt Leugner, Verschwörer, Rechtsradikale und Reichsbürger. So schnell kann es gehen. Gerade höre ich im Radio, dass es keine Impfpflicht geben wird. Übersetzt heißt das: Alle müssen sich impfen lassen. Gestern war ich auf einem Meeting mit Maskenpflicht, an dem ich mit meiner Maskenbefreiung gar nicht hätte teilnehmen können. Bei meiner Maskenbefreiung handelt es sich um einen offiziellen ärztlichen Attest meiner Hausärztin, einer Frau Doktor mit abgeschlossenem Medizinstudium und jahrelanger Berufserfahrung. Mein Kompromissvorschlag war, ein sogenanntes Visier zu tragen. Das Visier habe ich neulich bei IKEA geschenkt bekommen, wohin ich einen Freund begleitet hatte, der einen Drehstuhl suchte, der gerade ausverkauft war, weil viele Menschen ihr letztes Geld bei IKEA & Co ausgeben. Ich muss mein Geld zusammenhalten, verkaufe deswegen Bücher, DVDs und CDs in meinem Bauchladen, aber alleine wegen dem Visier hat sich die Fahrt zu IKEA gelohnt – so dachte ich zumindest. Gestern wurde ich nun eines besseren belehrt, und zwar vom Hygienebeauftragten des Meetings. Eine solches Visier würde nichts bringen, erfuhr ich von ihm, der kein Arzt und auch kein Viruloge ist, sondern nur ein selbsternannter Hygienebeauftragter. Da ich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, müsste ich dann wohl wieder gehen, damit das Meeting stattfinden kann, meinte ich daraufhin zu ihm, denn wenn ich darauf bestehen würde, wegen meiner Maskenbefreiung ohne Maske an dem Meeting teilzunehmen, könne das Meeting ja nicht stattfinden, müssten alle anderen wegen mir nach hause gehen, was ich nun auch nicht wollte, aber so sieht es derzeit aus. Der selbsternannte Hygienebeauftragte gab daraufhin nach und erwies mir die Gnade mit meinem Visier von IKEA am Meeting teilnehmen zu dürfen, dieser kleine Diktator. Ich sage das ganz ohne Groll, sondern weil es einfach die Wahrheit ist. Dieser Mensch hat keine Qualifikation, aber entscheidet, was ich tragen darf und was nicht, was angeblich schützt und was nicht, aber vor allem, dass mein ärztlicher Attest nichts Wert ist. Die Räumlichkeit, in der das Meeting stattfand, war so, dass jeder Teilnehmer genug Platz hatte, der Mindestabstand also problemlos eingehalten werden konnte. Von mir wird erwartet, allem und jedem gegenüber tolerant zu sein, selbst der kleinsten Minderheit, aber wo bleibt jetzt bitte sehr die vielbeschworene Toleranz den von der Maske Befreiten gegenüber? Wo ist die Toleranz bei den Neuen Besorgten Bürgern von heute gegenüber Menschen mit gesundheitlichem Handicap wie mir plötzlich abgeblieben? Und wer von den Maskenträgern (wohl besser Maulkorbträgern) hält sich überhaupt daran, regelmäßig seine Maske zu wechseln oder auszukochen? (Und darf ich diese Frage überhaupt noch stellen, oder bin ich damit bereits ein Holocaust-Leugner und Verschwörungstheoretiker, wenn nicht sogar Rechtsradikaler oder ganz und gar Reichsbürger?) Aber ich will nicht nur negativ sein, denn es gibt auch positives zu berichten. Lange Zeit glaubte ich, zu den Verlierern der Geschichte zu gehören, weil ich aus dem Osten komme, und weil Menschen aus dem Westen niemals alles gemacht hätten, was man ihnen gesagt hat, so wie das im Osten der Fall war, obwohl es auch dort schon genug Menschen gab, die genau das nicht taten. Dass heute viele auch aus dem Westen, also die vermeintlich besseren Menschen, allen Anweisungen, die man ihnen gibt, blind folgen und sogleich umsetzen, wie eben dieser selbsternannte Hygienebeauftragte, der, wie er bestätigte, aus dem Westen kommt, ist für mich eine große Genugtuung, wenngleich eine späte.
Foto&Text TaxiBerlin
Listen to Taxi Berlin – Hier spricht Taxi Berlin #49 byPi Radio on hearthis.at
Ende Mai hatte ich Gelegenheit mit einem der bekanntesten Therapeuten unseres Landes, Dr. Hans-Joachim Maaz, der mir hier in Berlin auch schon mal als Fahrgast im Taxi saß, über sein neuestes Buch “Das gespaltene Land”, das im März bei C.H. Beck erschienen ist, zu sprechen.
Hans-Joachim Maaz hat am vergangen Samstag, den 23. Mai, auf dem Marktplatz in Halle an der Saale eine mutige Ansprache gehalten, in der er vorschlug, das Wort “Verschwörungstheorie” zum Unwort des Jahres 2020 zu küren. Ich bin jetzt schon gespannt, ob dieser Vorschlag Berücksichtigung findet.
Wer mehr über die Gründe für die Spaltung in unserem Land erfahren möchte, warum “Ostdeutsche wie Scouts in der deutschen Krise” sind, und warum man “den sich formierenden Protest als Avantgarde notwendiger gesellschaftlicher Veränderung einordnen” könnte, dem sei das neue Buch “Das gespaltene Land” von Hans-Joachim Maaz empfohlen.
Wer darüber hinaus erfahren möchte, wie er sich selbst in das aktuelle Geschehen einbringen kann, und was er dabei berücksichtigen sollte, der hört sich einfach obiges Interview an.