Bericht aus einem gebrochenen Land (030)

Zuhause in Berlin
Leben wie Gott in Frankreich. Links das Fast Food. Rechts der Mülleimer. Natürlich wäre es besser, der Mülleimer würde direkt neben dem Fast Food stehen. Andererseits ist immer nur Kuchen essen auch keine Lösung. Der Rolli hinterm Kopfkissen dient dem Toilettengang. Die ist nämlich auf der anderen Straßenseite.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (029)

Prenzlauer Allee, früher Prenzlauer Berg – heute Pankow

Dass Deutschland sterben soll, scheint die Besucher dieser Lokalität im Prenzlauer Berg nicht zu interessieren. Was in Berlin, der Zentrale des deutschen Irrenhauses, für normal gehalten wird, gilt nicht automatisch auch im Rest der Welt für normal. Das Gegenteil ist der Fall, und wer nur ein wenig rum gekommen ist in der Welt, weiß das. Ich für meinen Teil beispielsweise habe weder in Bulgarien, noch in den Vereinigten Staaten ähnliche Parolen an den Wänden gesehen. An “USA, Du mieses Stück Scheiße!” oder “Vereinigte Staaten verreckt!” kann ich mich nicht erinnern, genauso wenig wie an ein “Nie wieder Bulgarien!” oder “Bulgarien muss sterben!”. Man stelle sich einen US-Präsidenten oder auch nur den Präsidenten Bulgariens vor, der Vaterlandsliebe nur zum Kotzen findet, und der darüber hinaus mit den Vereinigten Staaten oder eben mit Bulgarien noch nie etwas anzufangen wusste und es bis heute nicht weiß. Das käme keinem Bulgaren in den Sinn und würde selbst Sleeping Joe nicht mal im Traum einfallen. Dass der Deutsche so aufs Untergehen, Verrecken und Sterben steht, erkläre ich mir so, dass er sich selbst wie ein Stück Scheiße fühlt. Das ist nicht schön. Scheiße ist braun und stinkt. Das dumme an der Geschichte ist, dass der Deutsche eigentlich nur geliebt werden möchte, so wie jeder andere Mensch auch. Um von anderen geliebt zu werden, muss man zuerst sich selbst lieben können. Dass dies dem Deutschen nicht gegeben ist, oder vielleicht sollte man besser sagen, dass er nicht den Mut hat, sich die Freiheit zu nehmen, sich selbst zu lieben, ist seine größte Tragik und am Ende auch sein Untergang.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (028)

Erfahre gerade vom ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg, das ich nur deswegen lese, um zu wissen, was ich heute wieder denken soll, folgendes: Erstens, dass wir reden, reden und verdammt nochmal reden müssen, auch mit Rechtsextremen wie Björn Höcke. Das ist zumindest die Sichtweise einer Frau aus dem Osten. Ob es die zahlreichen “Demonstranten gegen rechts” genauso sehen, entzieht sich meiner Kenntnis. Genauso wie die Frage, ob Jessy Wellmer eine “stabile Ostdeutsche” ist. Was ich weiß, ist, dass es heute lediglich Gratismutes bedarf, um auf die Straße zu gehen, und dass “stabil” in Bulgarien ein gerne benutztes Wort im Zusammenhang mit Personen ist, beispielsweise bei “stabile Frau” (auf bulgarisch: “stabilna shena”). Doch zurück zum Spiegel, wo ich Zweitens erfahre, dass die Briten nicht nur am Limit, sondern darüber hinaus auch noch arm trotz Job sind. Was für ein Glück, dass wir in Berlin leben, wo zwar die meisten depressiv aber niemand am Limit und schon gar nicht arm trotz Job ist. Drittens erfahre ich, dass eine 43-jährige Komikerin, die ich nicht kenne, besonders stabil scheint sie mir nicht zu sein, ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat. Auch wenn ich nicht weiß, warum ich das wissen muss, versuche ich es mir trotzdem zu merken.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (027)


Wenn die Menschen mal nicht apathisch auf ihr Smartphone glotzen, wie ich es in meinem letzten Beitrag beschrieben habe, schauen sie meist ziemlich mürrisch drein, was ich nicht verstehe. Sicherlich, es gibt gute Gründe, schlechte Laune zu haben. Im Moment liefert die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) mit ihrem Streik so einige. Der soll, so sagt es das öffentlich/rechtliche InfoRadio im Titel einer Meldung, “der längste in der Geschichte” sein. In der Meldung selbst wird dann allerdings festgestellt, dass es 2015 einen Bahnsteik gab, der noch länger war. Das sind Dinge, die mich stutzig machen. Nicht der berechtigte Streik der Gewerkschafter, nachdem sich ihre Manager Millionen genehmigt haben, “obwohl die Deutsche Bahn ihre Ziele für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit verfehlte”. Überhaupt ist stutzig zu werden nicht gleich depressiv sein. Depressiv zu sein ist aber gerade in Mode. Und wer es nicht ist, sollte es schleunigst werden. Dann ist er weg ist von der Straße und von den nicht funktionierenden öffentlichen Verkehrsmitteln. (Im besten Fall ist er dann auch weg vom nicht funktionierenden öffentlich/rechtlichen Rundfunk, erlaube ich mir hinzufügen.) So verstehe ich die Werbekampagne für Depressionen, die mit dem Mann Steffen und der Frau Sarah ihren Anfang nahm. Weitere Geschlechter werden mit Sicherheit demnächst folgen.

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (026)

Obiges Foto entstand heute in der U-Bahn. Berlin gleicht immer mehr San Francisco, einer Stadt im Niedergang. Wer lange nicht Öffentliche gefahren ist, sollte dies unbedingt tun. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Da die S-Bahn gerade nicht fährt, sammeln sich die Mühseligen und Beladenen in der U-Bahn. Dass einer von ihnen schlafend auf dem Boden liegt wie auf obigem Foto, ist die Ausnahme. Aber auch da gibt es eine Entwicklung. Früher lagen sie auf den Sitzplätzen und schliefen. Heute sitzen dort apathisch auf ihr Smartphone glotzende Fahrgäste, die mit den sich wiederholenden immergleichen Geschichten armer & hungriger Menschen überfordert sind. War es früher ein Bettler pro Fahrt, wenn überhaupt, sind sie heute im Minuten- wenn nicht gar Sekundentakt unterwegs, geben sich praktisch die Türklinke in die Hand. Touristen lassen sich davon genauso wie in San Francisco leider nicht abschrecken. Schade, das wäre zumindest ein positiver Nebeneffekt des Niedergangs, der vielleicht noch kommt.
PS: Die grüne Rossmann Tüte ist übrigens “Bio” – falls das jemand interessiert.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (025)

 
Das überraschende an den aktuellen “Demonstrationen gegen Rechts” ist, dass es plötzlich wieder Luftaufnahmen gibt. Diese waren lange Zeit nicht zu finden. Wenn ich mich richtig erinnere aus Sicherheitsgründen. Warum jetzt die Sicherheit vieler Menschen für ein paar Bilder aufs Spiel gesetzt wird, verstehe ich nicht. Noch weniger verstehe ich, warum man sich von dem, von dem diese Sätze sind, nicht distanziert, ihn gar der Demo verweist, sondern ihn im Gegenteil sogar noch feiert:
Wir müssen endlich im großen Stil diejenigen abschieben, die kein Recht haben, in Deutschland zu bleiben.

Wer keine Bleibeperspektive in Deutschland hat, weil er sich nicht auf Schutzgründe berufen kann, muss zurückgehen.

Deshalb begrenzen wir die irreguläre Migration nach Deutschland – es kommen zu viele.

Wir verstärken den Schutz der europäischen Außengrenzen, damit weniger den Weg nach Europa finden.

Wir wollen die Anreize dafür senken, sich hier irregulär bei uns aufzuhalten.

Wer eine unbegrenzte Zuwanderung will, muss so ehrlich sein und sagen, dass wir dann unseren Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, nicht aufrechterhalten könnten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in
im Oktober 2023 im Spiegel
Text TaxiBerlin

Bericht aus einem gebrochenen Land (024)

Jetzt ist auch in der Tourismusbranche angekommen, was ich seit langem sage, und zwar dass Berlin die Zentrale des deutschen Irrenhauses ist. Es ist immer das gleiche. Einer hat eine gute Idee oder sagt einfach nur die Wahrheit. Dann dauert es nicht lange, bis ein anderer kommt, der damit Geld verdienen will. Natürlich habe ich mir das Irrenhaus nicht patentieren lassen. Wahrscheinlich geht das auch gar nicht. Obwohl, bei der “Zentrale des deutschen Irrenhauses” bin ich mir nicht sicher. Eins weiß ich. Den “Chaosplatz” werde ich nicht verwenden. Das sage ich all jenen, die “Zentrale des deutschen Irrenhauses” nicht mehr hören können. Es hätte also wirklich schlimmer kommen können, wie man in Bulgarien gerne und oft sagt.
Foto&Text TaxiBerlin