Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Diktatur der Neuen Besorgten Bürger

Was schützt und was nicht, bestimmt der Besorgte Bürger

Dieselben, die sich gestern noch über Besorgte Bürger lustig gemacht haben und ihnen ihre Ängste absprachen, sind heute die Besorgtesten unter uns mit den größten Ängsten, und die Besorgten Bürger von gestern sind jetzt Leugner, Verschwörer, Rechtsradikale und Reichsbürger. So schnell kann es gehen. Gerade höre ich im Radio, dass es keine Impfpflicht geben wird. Übersetzt heißt das: Alle müssen sich impfen lassen. Gestern war ich auf einem Meeting mit Maskenpflicht, an dem ich mit meiner Maskenbefreiung gar nicht hätte teilnehmen können. Bei meiner Maskenbefreiung handelt es sich um einen offiziellen ärztlichen Attest meiner Hausärztin, einer Frau Doktor mit abgeschlossenem Medizinstudium und jahrelanger Berufserfahrung. Mein Kompromissvorschlag war, ein sogenanntes Visier zu tragen. Das Visier habe ich neulich bei IKEA geschenkt bekommen, wohin ich einen Freund begleitet hatte, der einen Drehstuhl suchte, der gerade ausverkauft war, weil viele Menschen ihr letztes Geld bei IKEA & Co ausgeben. Ich muss mein Geld zusammenhalten, verkaufe deswegen Bücher, DVDs und CDs in meinem Bauchladen, aber alleine wegen dem Visier hat sich die Fahrt zu IKEA gelohnt – so dachte ich zumindest. Gestern wurde ich nun eines besseren belehrt, und zwar vom Hygienebeauftragten des Meetings. Eine solches Visier würde nichts bringen, erfuhr ich von ihm, der kein Arzt und auch kein Viruloge ist, sondern nur ein selbsternannter Hygienebeauftragter. Da ich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, müsste ich dann wohl wieder gehen, damit das Meeting stattfinden kann, meinte ich daraufhin zu ihm, denn wenn ich darauf bestehen würde, wegen meiner Maskenbefreiung ohne Maske an dem Meeting teilzunehmen, könne das Meeting ja nicht stattfinden, müssten alle anderen wegen mir nach hause gehen, was ich nun auch nicht wollte, aber so sieht es derzeit aus. Der selbsternannte Hygienebeauftragte gab daraufhin nach und erwies mir die Gnade mit meinem Visier von IKEA am Meeting teilnehmen zu dürfen, dieser kleine Diktator. Ich sage das ganz ohne Groll, sondern weil es einfach die Wahrheit ist. Dieser Mensch hat keine Qualifikation, aber entscheidet, was ich tragen darf und was nicht, was angeblich schützt und was nicht, aber vor allem, dass mein ärztlicher Attest nichts Wert ist. Die Räumlichkeit, in der das Meeting stattfand, war so, dass jeder Teilnehmer genug Platz hatte, der Mindestabstand also problemlos eingehalten werden konnte. Von mir wird erwartet, allem und jedem gegenüber tolerant zu sein, selbst der kleinsten Minderheit, aber wo bleibt jetzt bitte sehr die vielbeschworene Toleranz den von der Maske Befreiten gegenüber? Wo ist die Toleranz bei den Neuen Besorgten Bürgern von heute gegenüber Menschen mit gesundheitlichem Handicap wie mir plötzlich abgeblieben? Und wer von den Maskenträgern (wohl besser Maulkorbträgern) hält sich überhaupt daran, regelmäßig seine Maske zu wechseln oder auszukochen? (Und darf ich diese Frage überhaupt noch stellen, oder bin ich damit bereits ein Holocaust-Leugner und Verschwörungstheoretiker, wenn nicht sogar Rechtsradikaler oder ganz und gar Reichsbürger?) Aber ich will nicht nur negativ sein, denn es gibt auch positives zu berichten. Lange Zeit glaubte ich, zu den Verlierern der Geschichte zu gehören, weil ich aus dem Osten komme, und weil Menschen aus dem Westen niemals alles gemacht hätten, was man ihnen gesagt hat, so wie das im Osten der Fall war, obwohl es auch dort schon genug Menschen gab, die genau das nicht taten. Dass heute viele auch aus dem Westen, also die vermeintlich besseren Menschen, allen Anweisungen, die man ihnen gibt, blind folgen und sogleich umsetzen, wie eben dieser selbsternannte Hygienebeauftragte, der, wie er bestätigte, aus dem Westen kommt, ist für mich eine große Genugtuung, wenngleich eine späte.

Foto&Text TaxiBerlin

TaxiBerlins BauchLaden Is Back

Ein Vierteljahrhundert war ich mit meinem Taxi auf den Straßen und Plätzen Berlins unterwegs, und viele Jahre hatte ich dabei meinen kleinen Bauchladen an Bord. Seit März dieses Jahres bin ich weg von der Straße, genauer: ich wurde Uber-Corona-bedingt aus dem Verkehr gezogen. Da meine Bücher, Filme, Hörspiele und Musik, als ich noch on the road war, auf reges Interesse bei meinen Fahrgästen stießen, habe ich mich dazu entschlossen, meinen Bauchladen online zu stellen. Ich würde mich freuen, wenn auch für dich etwas dabei ist. Mit deinem Einkauf unterstützt du mich in meinem Vorhaben, niemals für Uber, dem Feind aller rechtschaffenen Taxifahrer (ein Arschloch namens Taxi – O-Ton Travis Kalanick, Uber-Gründer) fahren zu müssen, genauso wie Bob Dylan nie (mehr) auf Maggies Farm arbeiten musste. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern im virtuellen Bauchladen und bedanke mich schon mal für deinen Einkauf!
Dein TaxiBerlin

Hier spricht TaxiBerlin über seine ganz persönliche Krise und über seine Alkoholabhängigkeit

Wer die 49. Sendung von “Hier spricht TaxiBerlin”, die gleichzeitig meine letzte war, live verpasst hat, kann sie hier nachhören.
TaxiBerlin

Hier spricht TaxiBerlin mit Hans-Joachim Maaz

Ende Mai hatte ich Gelegenheit mit einem der bekanntesten Therapeuten unseres Landes, Dr. Hans-Joachim Maaz, der mir hier in Berlin auch schon mal als Fahrgast im Taxi saß, über sein neuestes Buch “Das gespaltene Land”, das im März bei C.H. Beck erschienen ist, zu sprechen.


Hans-Joachim Maaz hat am vergangen Samstag, den 23. Mai, auf dem Marktplatz in Halle an der Saale eine mutige Ansprache gehalten, in der er vorschlug, das Wort “Verschwörungstheorie” zum Unwort des Jahres 2020 zu küren. Ich bin jetzt schon gespannt, ob dieser Vorschlag Berücksichtigung findet.


Wer mehr über die Gründe für die Spaltung in unserem Land erfahren möchte, warum “Ostdeutsche wie Scouts in der deutschen Krise” sind, und warum man “den sich formierenden Protest als Avantgarde notwendiger gesellschaftlicher Veränderung einordnen” könnte, dem sei das neue Buch “Das gespaltene Land” von Hans-Joachim Maaz empfohlen.


Wer darüber hinaus erfahren möchte, wie er sich selbst in das aktuelle Geschehen einbringen kann, und was er dabei berücksichtigen sollte, der hört sich einfach obiges Interview an.

Interview TaxiBerlin