Bericht aus einem gebrochenen Land (125)

MD für Magdeburg

Letzten Samstag wollten wir mit dem Zug nach Magdeburg fahren, woraus aber nichts wurde, weil es (mal wieder) einen “Personenschaden” gab, oder mit anderen Worten: jemand hat sich vor den Zug geworfen, um seinem Leben ein Ende zu setzen. In Berlin passiert das praktisch täglich. Die Anzahl der Suizide hat hierzulande im Jahr 2022 um zehn Prozent zugenommen. Fachleute sprechen von einer bedenklichen Entwicklung: “Noch immer sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und AIDS zusammen.” – Doch zurück zu letztem Samstag, wo wir uns plötzlich irgendwo im Jerichower Land wiederfanden. Nichts gegen Jerichow, immerhin kommt das Wort aus dem Slawischen. Guter Rat war deswegen auch gar nicht teuer. Wir hatten die Buchstaben MD für Magdeburg noch gar nicht richtig aufs Papier gebracht, da saßen wir schon bei lieben Menschen im Auto nach Magdeburg. Es war praktisch wie früher zu Ostzeiten, wo per Anhalter fahren so selbstverständlich wie Bus oder Bahn fahren war. Der Fahrer, der in Magdeburg wohnt, kommt ursprünglich aus Sachsen, und sein Beifahrer aus Berlin, und zwar gleich bei uns um die Ecke. Die Welt ist klein, und in Zeiten von Krieg und Krise wird sie mit jedem Tag kleiner. Das ist zumindest meine Lebenserfahrung, die sich letzten Samstag auf wohltuende Weise bestätigt hat. – Vielen Dank nochmal dafür!

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Bericht aus einem gebrochenen Land (124)

Dieser Beitrag ist eine Fortsetzung meines letzten Beitrags. Obige Salzwerbung findet sich gerade überall in Berlin. Diese Aufnahme entstand am Ostbahnhof. Auf der Internetseite des Anbieters erfährt man, dass das Produkt “AlpenJodSalz + Selen” die lebensnotwendigen Spurenelemente Jod und Selen enthält, die über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Die Werbung richtet sich insbesondere an Vegetarier, denn in Pflanzen steckt, im Gegensatz zu tierischen Lebensmitteln, wegen der jod- und selenarmen Böden oft nur wenig Jod und Selen. Selen spiele darüber hinaus eine wichtige Rolle für eine normale Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse. Dass als Spätfolge der Corona-Maßnahmen beispielsweise deutlich mehr Kinder als sonst an Atemwegsinfekten erkrankt sind, ist nicht neu. Der Grund ist: “Weil das Immunsystem der Kleinsten lange nicht in Kontakt mit Krankheitserregern kam, fallen die Infektionswellen nun um so heftiger aus.” Einige Kinderkliniken waren deswegen bereits im Herbst 2021 überlastet. Ob es sich mit der Impfung ähnlich verhält, darüber wird immer noch gestritten. Bei einem Mann, der sich 200 Mal gegen Corona impfen ließ (genau waren es 217 Corona-Impfungen), soll ein komplett normales Immunsystem festgestellt worden sein. Hinter dem häufigen Impfen kann, das sagt zumindest der öffentlich/rechtlich SWR, eigentlich nur eine psychische Störung stecken. Möglicherweise hat der Mann auch einfach nur das Impfen mit der Einnahme von Jod verwechselt. Das ist aber nur eine im Nachhinein aufgestellte These – im Nachhinein ist man immer klüger. Immerhin, die Einnahme von hochdosiertem Jod, Salz alleine reicht da nicht, schützt die Schilddrüse vor der Aufnahme von radioaktivem Jod. Radioaktives Jod wird beispielsweise bei einem Atomkrieg freigesetzt. Um zu verhindern, dass sich dieses in der Schilddrüse anreichert, muss man nicht-radioaktives Jod in Form einer hochdosierten Tablette aufnehmen. Auf einen möglichen Atomkrieg komme ich durch ein aktuelles Interview mit Patrik Baab auf Manova (ursprünglich bei Auf1), einem oppositionellem Medium, für das ich auch schreibe (zuletzt das hier), dem man gerade das Konto gekündigt hat, in dem sich dieser Satz über den Ukraine-Krieg findet: “Die NATO-Länder müssen nun entscheiden, ob sie mit eigenen Truppen intervenieren und damit die Menschen in ihren Ländern in Geiselhaft nehmen für eine nukleare Auseinandersetzung, die mit der völligen Zerstörung von Mitteleuropa enden kann.”

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Bericht aus einem gebrochenen Land (123)

Jod & Selen statt Brot!

Wurde ich neulich beim Bäcker noch gefragt, ob mein Brot abgewogen werden soll, wird es nun obligatorisch vor dem Verkauf gewogen. Der Preis richtet sich dann nach dem Gewicht. Gestern zum Beispiel sollte ich für ein halbes Mischbrot vom Vortag 1,05 € bezahlen. Der Preis wurde auf 1,- € abgerundet, immerhin bin ich Stammkunde. Die Angst muss groß sein, dass der Meister seinen Betrieb dicht machen muss. Dazu muss man wissen, dass im Meisterbetrieb noch richtig gebacken wird. In vielen anderen wird ja nur noch Tiefgefrorenes aufgebacken. Doch zurück zur Angst. Die muss bei denen, die sich ihr täglich Brot vom Bäcker, wo noch richtig gebacken wird, noch leisten können, noch größer sein als beim Bäckermeister. Dem Umstand, dass bei ihm jetzt jedes Brot abgewogen wird, sind Beschwerden von Verbrauchern vorausgegangen, die vor dem Verzehr ihr Brot abgewogen haben. Das Brot der Aufbäcker, bei einem von ihnen war ich heute morgen, wird noch nicht abgwogen. Das kommt vermutlich als nächstes, wenn die Aufbäckerkunden anfangen ihr Billigbrot vom Aufbäckermeister abzuwiegen.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (122)

Denkmal im Magdeburg

Neulich war ich in Magdeburg, wo obige Aufnahme einer auf dem Boden eingelassenen Steinplatte entstand. Die Platte ist Teil eines Denkmals, dass an die friedliche Revolution in der DDR erinnert. Ein wichtiger Meilenstein dieser Revolution war der “Aufruf” des Neuen Forums vom 9. September 1989, der mit der Feststellung beginnt, dass die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft, also zwischen Regierung und Regierten, gestört ist. Ein ähnlicher Meilenstein ist das gestern veröffentlichte “MANIFEST für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland”, über das das Online-Magazin “Multipolar” berichtet. Dort wird auch beschrieben, dass und warum viele das Manifest nur anonym oder gar nicht unterzeichnen. – Ich habe es bereits unterschrieben, und das namentlich.
PS: Der in der Meldung von “Multipolar” erwähnte Beitrag “Ich kann nicht mehr” von Ole Skambraks, auf den die Initiative für das Manifest zurück geht, war für mich Anlass für meinen ersten Beitrag “Bulgarien – die große Freiheit”.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (121)

Gestern habe ich “Maskenzwang” auf der Straße gefunden. Das Buch des Schweizer Schriftstellers, Übersetzers und Facharztes für Psychiatrie Walter Vogt ist 1991 bei Reclam in Leipzig erschienen und wird für knapp zehn Euro gehandelt. (Die gebundene Ausgabe bei Amazon sogar für 196 Euro, wie ich gerade sehe.) Obwohl das Buch in der DDR auch schon acht Mark gekostet hat, sind zehn Euro ein stolzer Preis für ein Taschenbuch aus dem Osten. Was könnte der Grund dafür sein? Was denkst Du? Ich erkläre mir den Preis mit der Aktualität des Titels. Der Maskenzwang liegt ja noch gar nicht so lange zurück. Dabei war eine Maske, zu der man gezwungen wurde, eine Staubschutzmaske. Wie der Name es bereits sagt, schützt sie vor Staub. Dass sie nicht vor Viren schützt, war bekannt. Wer es offen aussprach, war ein Schwurbler. Im Robert Koch Institut (RKI) durfte man diese Wahrheit offen aussprechen, wie man in den RKI Files nachlesen kann. Im geschützten Rahmen konnte man also durchaus schwurbeln bis der Arzt kommt, nur eben nicht in der Öffentlichkeit. Dort wurde man beleidigt, angepöbelt und auch physisch bedroht, wenn die Maske auch nur etwas schief saß. So ist es auch mir immer wieder in der Zentrale des deutschen Irrenhauses passiert, weswegen ich es vorgezogen habe, mich in den Schluchten des Balkans in Sicherheit zu bringen. Dort sollte man mancherorts offiziell eigentlich auch eine Maske tragen. Das Tragen wurde aber von keinem kontrolliert, so dass auch niemand beleidigt, angepöbelt oder gar physisch bedroht wurde. Ging man in Bulgarien in ein Geschäft, wurde man höflich darauf hingewiesen, und nicht so wie in Deutschland angeschrien oder gar nicht erst reingelassen. Heute soll das alles nicht mehr wahr sein. Aktuell sorgt man sich darum, dass diejenigen, die den Unsinn damals verzapft haben, jetzt, wo er bekannt wird, nicht zu hart angegangen werden. Wie Leute wie ich noch vor kurzem angegangen wurden, wenn sie keine Maske trugen, interessiert niemanden. Wie sollte es auch anders sein, es hat ja schon damals, als sie angegangen wurden, niemanden ernsthaft interessiert. Die Verantwortlichen für den ganzen Unsinn sollen heute auch gar nicht angegangen werden. Es wäre völlig ausreichend, wenn sie endlich aufhören würden, Unsinn zu verbreiten und einfach ihren Platz räumen würden, damit die Menschen wieder Luft zum Atmen haben.

PS: Ich werde das Buch am Sonntag auf dem Flohmarkt anbieten. Falls jemand es haben möchte, kann er mich gerne vorher kontaktieren und ein Angebot machen.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (120)

Ein Stück Bulgarien in der Zentrale des deutschen Irrenhauses

Gestern war ich in der Stadtbibliothek bei mir um die Ecke, genau war es schon Lichtenberg und nicht mehr Friedrichshain. In einem kleinen Konferenzsaal, der zur Bibliothek gehört, stand ein Klavier. Die Räumlichkeit wird an diesem Tag von der Mieterberatung genutzt, auf die neben mir noch zwei Frauen warteten. Plötzlich stand eine von ihnen auf und begann auf dem Klavier zu spielen. Ich musste an kurze Clips auf YouTube denken, wo spontane Klaviereinlagen immer wieder Begeisterung auslösen. Es dauerte auch nicht lange, da kam jemand von der Bibliothek herüber in den Raum. Er war allerdings alles andere als begeistert – eher das Gegenteil. Er wies nämlich die Klavierspielerin darauf hin, dass das Klavier frisch gestimmt sei, und dass es teuer wäre ein Klavier stimmen zu lassen. Ich war total begeistert von dieser typisch deutschen Ansage und musste mir ernsthaft das Lachen verkneifen, was nicht oft vorkommt. In Deutschland darf also nur auf ungestimmten Instrumenten spontan gespielt werden, weil sie zu stimmen Geld kostet. Das erinnerte mich an einen bulgarischen Witz. In dem Witz erzählt der Sohn, der zum Studieren in die Hauptstadt gegangen ist, stolz seinem Vater, dass er neulich um Geld zu sparen dort einer Straßenbahn hintergelaufen sei. Daraufhin meinte der Vater zum Sohn, dass er besser einem Taxi hinterhergelaufen wäre …

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Bericht aus einem gebrochenen Land (119)

Kartoffel-Werbung in der Zentrale des deutschen Irrenhauses

Welche deutsche Kartöffel keinen Bock mehr auf Kartoffeln hat, dem empfehle ich heute die Berliner Zeitung zu kaufen. Denn heute gibt es dort auf Seite 19 meinen Bericht über den Österreicher Thomas Bernhard in Bulgarien zu lesen. Genau geht es um “Holzfällen. Eine Erregung”, einen 1984 erschienen Roman von Thomas Bernhard, der sogleich verboten wurde, und der nun als “Monospektakel” in Sofia auf die Bühne gebracht wurde. Ganz nebenbei geht es auch um Toiletten. Thomas Bernhard war nämlich der Meinung, dass diese im Nachbarland Jugoslawien besser seien als die in Wien. Ich bin mir sicher, dass Thomas Bernhard mit den Toiletten in Sofia zufrieden gewesen wäre, was ich auch so in dem Artikel für die Berliner Zeitung geschrieben habe, der wie gesagt heute auf Seite 19 der Printausgabe erschienen ist. Das mit den Toiletten sage ich auch als Betroffener, der sich früher regelmäßig über die bulgarischen Toiletten erregte. Jetzt errege ich mich nur noch im Theater. Gelegentlich lasse ich mich dort auch in einen Rausch spielen. Die Berliner Zeitung fasst das Stück “Holzfällen. Eine Erregung” von Thomas Bernhard in Sofia / Bulgarien so zusammen: “Zwei Stunden zwischen Rausch und Ekstase”.

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