Bericht aus Berlin (002) – “Auch Deutsche unter den Wartenden”
Ankunft am BER
Der Stau im Treppenhaus des BER hatte vor allem einen Grund, und zwar dass sich gleich hinter ihm die Passkontrolle befand (hat man je von einer Grenzkontrolle im Anschluss an ein Treppenhaus gehört?) und sich nur wenige einer “Automatisierten Grenzkontrolle”, dem sogenannten EASY PASS (der deutschen Antwort auf das bulgarische EASY PAY), unterziehen wollten. Selbst deutsche Staatsbürger zogen es vor in der Schlange zu warten. Warum, blieb unklar. Entweder waren sie (noch) nicht gechipt. Oder sie taten es aus Solidarität, so wie ich. Der gechipte Reisepass hat im Deckel einen kontaktlosen Chip, der auch als “Radio Frequency Chip” (dem “Radio Free Europe” von heute) bekannt ist. Auf diesem befinden sich die persönlichen Daten und das biometrische Gesichtsbild, sowie seit dem 1. November 2007 auch zwei Fingerabdrücke des Passinhabers. Am Sonntag am BER musste jeder Ankömmling noch persönlich von Grenzbeamten, von denen es nur wenige gab, kontrolliert werden. Ein Beamter versuchte die Schlange im Treppenhaus und auf den Korridoren des BER zu verkleinern, indem er einzelne Wartende persönlich ansprach, sich anbot sie zur “Automatisierten Grenzkontrolle” zu begleiten und ihnen diese zu erklären. Trotz des Angebots des Freund und Helfers blieben dies nur Einzelfälle. Die meisten Deutschen geduldeten sich mit den Menschen vom Balkan über eine Stunde im kapitalistischen Wartekollektiv. Es stimmt wirklich: Man kann von den Bulgaren Achtsamkeit, aber vor allem Duldsamkeit lernen.
Foto&Text TaxiBerlin