Bericht aus Berlin (048) – “Ich als Querdenker”
Wie viele Geschlechter es gibt, darüber herrscht Unklarheit, im Gegensatz zu den Meinungen. Da gibt es nur noch zwei: “Meine und Nazi”. So gesehen ist es keine Überraschung, dass jeder, der eine andere Meinung hat als “meine”, in die Naziecke gestellt wird. Auch ich wurde, als ich öffentlich gegen das illegale Agieren von Uber auftrat, schonmal als Nazi beschimpft. Der Spiegel bezeichnet ganz aktuell Akademiker, die anderer Meinung sind, als “Prof. Dr. Kokolores”. Das ist nicht direkt Nazi, aber auch nicht weit davon entfernt. Mit “Sagen, was ist”, dem Motto des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein, hat es jedenfalls nichts zu tun. Ich würde so weit gehen und sagen, dass Augstein heute auch ein Querdenker wäre. Wer in diesen Tagen der permanenten Angst- und Panikmache, erst wegen einem Virus, dann wegen dem Krieg und jetzt wegen dem Klima, nicht quer denkt, mit dem stimmt etwas nicht. Querdenken ist zu einem Qualitätsmerkmal geworden. Das denkt auch Hans-Joachim Maaz, der bekannte Psychoanalytiker und Bestsellerautor aus Halle an der Saale. Er empfiehlt immer nach dem “Warum?” zu fragen, wie ich es auch in meinem Taxi praktiziert habe. Aber vor allem verstehen zu wollen, warum jemand so denkt, wie er eben denkt. Im erwähnten Spiegel-Artikel geht es unter anderem um Professor Michael Meyen, der seit mehr als 20 Jahren Professor für Kommunikationswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München ist. Im April hatte ich Gelegenheit ihn persönlich kennenzulernen. Das kann ich auch nur jedem Journalisten empfehlen, der Professor Meyen “Prof. Dr. Kokolores” nennt. Hört endlich auf, diesen Unsinn zu verbreiten, den immer weniger Menschen glauben, sondern sprecht einfach mal mit den Menschen. Und stellt vor allem die richtige Fragen: “Sehr geehrter Herr Professor Meyen, warum denken Sie über diese Frage so und so?” Am Ende müsst ihr nur noch schreiben, was der Professor gesagt hat. Eure persönliche Meinung könnt ihr weglassen, hat in einem Bericht nichts verloren. So schwer ist das nicht. Ich habe es auch gelernt – bei “Prof. Dr. Kokolores”, besser: Prof. Michael Meyen.