Bericht aus Bulgarien (119)
Meine zehn Tomatenpflanzen, eigentlich zwanzig, scheinen den Wintereinbruch letzte Woche überlebt zu haben. Der Kauf der Tomatenpflanzen wurde von einem Leser meines Blogs mit einer Spende unterstützt, wofür ich mich auch an dieser Stelle noch einmal bedanken möchte. Was ich bei den Anonymen Alkoholikern (AA) und als Trockener Taxifahrer nicht hatte, habe ich nun als Trockener Tomatenbauer in den Schluchten des Balkans: Sponsoren.
Zu den Meetings der Anonymen Alkoholiker, auch das sei noch einmal erwähnt, würde ich nicht mehr gehen, selbst wenn ich es könnte, weil sie nicht mehr anonym sind, weswegen sie sich auch nicht länger Meetings der Anonymen Alkoholiker nennen sollten. Seit Corona musste man dort in Berlin regelmäßig seine Kontaktdaten hinterlassen und zuletzt wurde auf den Meetings sogar der „Impfstatus“ abgefragt.
Doch zurück zu meinen Tomatenpflanzen. Vermutlich hätten sie auch ohne meinen selbstgebauten Frostschutz aus übergestülpten Plastikflaschen überlebt. Wie dem auch sei: Der eigentliche Verkauf von Tomatenpflanzen geht nun nach dem Wintereinbruch erst so richtig los in Bulgarien, und jetzt verstehe ich auch warum.
Obwohl meine Tomatenpflanzen den Wintereinbruch von letzter Woche vermutlich überlebt haben, habe ich sie gestern alle noch einmal aus- und mit der Plastikflasche, die vorher als Frostschutz diente, neu eingegraben (Foto). Die Plastikflasche sorgt nun dafür, dass die Pflanzen länger Wasser haben – ein alter Bulgaren-Trick. Dabei geht es nicht so sehr ums Wasser sparen, obwohl auch Wasser vermutlich teurer geworden ist oder demnächst teurer wird, sondern um sich Arbeit zu sparen.
Was das teurer werden angeht, habe ich von meinen Nachbarn erfahren, dass Schaffleisch im letzten Jahr noch 12 Lewa (sechs Euro) das Kilo gekostet hat. Dieses Jahr lag der Preis zwischen 20 und 24 Lewa (10 bis 12 Euro). Auch der Schafkäse hat im Preis zugelegt. Habe ich letztes Jahr fünf Kilogramm frisch vom Bauern für 45 Lewa (22,50 Euro) bekommen, sollen diese jetzt 60 Lewa (30 Euro) kosten.
Bereits im letzten Jahr waren die geschmackvollen Rosa Tomaten aus Bulgarien mit zwei bis vier Lewa (ein bis zwei Euro) das Kilogramm vergleichsweise teuer, weswegen viele Bulgaren auf billigere Rote Tomaten ohne Geschmack aus Polen und Holland zurückgegriffen haben. Dieses Jahr werden die bulgarischen Rosa Tomaten mit Sicherheit noch einmal im Preis steigen. Ein Kostenfaktor, den ich – wie es aussieht – erfolgreich minimieren konnten.
Foto&Text TaxiBerlin