Bericht aus Bulgarien (2)
Kurz vor Weihnachten habe ich überlegt, mir einen zweiten Ofen zuzulegen, um einen weiteren Raum beheizen zu können. Bereits im Sommer hatte ich einen „Prity“-Ofen bei „Praktiker“ gekauft, der damals im Angebot war. Im Moment ist es so, dass man nur mit „Grünem Zertifikat“ bei „Praktiker“ reinkommt. Neulich bin ich noch ohne drin gewesen, da habe ich den Security-Menschen am Eingang einfach ignoriert. Obwohl es einmal geklappt hat, wollte ich diesmal etwas anderes ausprobieren. Jemand hatte mir erzählt, dass es in Montana einen „Show-Room“ für Öfen geben würde. Also auf nach Montana.
Besagten „Show-Room“ gibt es schon seit Jahren nicht mehr, dafür eine Art Lager, wo jemand Öfen verkauft. Ich musste herumfahren und herumfragen, um dies in Erfahrung zu bringen. Es war schwierig, jemanden zu finden, der überhaupt mit mir sprechen wollte. Auch in Bulgarien hat der Weihnachts-Wahnsinn mit seinen Einkäufen und Vorbereitungen Einzug gehalten. Zum Schluss ist einfach jemand zu mir ins Auto gestiegen und hat mir den Ort gezeigt, den ich alleine nicht gefunden hätte.
Die Auswahl dort war ganz ordentlich, um die dreißig Modelle verschiedener Hersteller. Der Verkäufer, der weder ein Zertifikat sehen wollte, noch auf der Maske bestand, er trug selbst auch keine, kannte sich sogar aus mit den Öfen, die er verkaufte. Trotzdem wollten ich es nicht übers Knie brechen, auch weil es keine Lagerverkaufspreise waren, sondern ganz normale. Ich hatte vorher schon geplant gehabt, auch beim lokalen Baumarkt vorbeizufahren. Zuvor musste ich noch meinen freundlichen Führer zurückbringen, für den die Öfen des Mannes auch von Interesse gewesen waren.
Bei „T-Maxx“ erwarteten mich zwei Mitarbeiter des Baumarktes, die das „Grüne Zertifikat“ sehen wollten. Da ich kein solches Zertifikat habe, musste der Baumarkt auf meinen Einkauf verzichten. Hätte ich mir vorher von irgendjemandem das „Grüne Zertifikat“ kopiert, wäre ich reingekommen. Nur die Polizei darf in Bulgarien den Personalausweis, also die „litshna karta“, kontrollieren – keine Security und auch keine Mitarbeiter.
Nachdem man mich bei „T-Maxx“ nicht hereingelassen hat, hätte ich jetzt gleich zurück zum Ofen-Lager fahren und mir dort einen Ofen aussuchen können. Und obwohl der Verkäufer dort wie gesagt weder auf irgendein Zertifikat noch auf die Maske Wert gelegt hat, habe ich mich dagegen entschieden – zumindest vorerst. Ich will erst noch im Internet nach Öfen schauen. Jetzt nicht so sehr wegen den Preisen, sondern wegen den Modellen, und da insbesondere nach denen der Marke „Prity“. Von „Prity – fireplaces and stoves“ ist der Ofen, den ich mir im Sommer bei „Praktiker“ gekauft habe. Es ist das 12kW Modell „FM“, mit dem ich auch Brot backen kann, und mit dem ich sehr zufrieden bin. Es geht nichts über selbstgebackenes Brot, am besten im Holzofen.
„Prity “ ist nicht nur „der Mercedes unter den Öfen“ hierzulande und hat dementsprechend seinen Preis, sondern stellt auch viele verschiedene Modelle her. Ich will sicher sein, dass es auch wirklich das passende und optimale Modell für den anderen Raum ist. Ziemlich deutsch – ich weiß. Aber da ich den ersten Ofen ohne groß nachzudenken gekauft habe, will ich es jetzt beim zweiten anders machen. Getreu meinem neuen Mantra: Das wichtigste im Leben ist die Veränderung.
Obwohl ich nur allzu oft will, dass alles beim Alten bleibt. So ist mir beispielsweise eingefallen, dass es früher in Bulgarien auch immer nur einen warmen Raum im Haus gab, und zwar die Küche, so wie bei mir. Ein zweiter warmer Raum wäre so gesehen eine ziemliche Veränderung, aber vor allem schon Luxus für mich, und den kann ich mir gerade nicht leisten. Außerdem ist für den Moment der Frühling zurückgekehrt. Ich will es nicht ausschließen, dass, wenn morgen der Winter wieder kommt, ich auch da eine Veränderung wünsche. Sobald ich einen zweiten warmen Raum nicht mehr für luxuriös halte, fahre ich auf jeden Fall zu dem Mann mit den Öfen in Montana.
Foto&Text TaxiBerlin