Bericht aus Bulgarien (304) – “No Direction Home”

“No German will freeze in Greece”

Eigentlich wollte ich nur zwei oder drei Tag weg sein, als ich meine Hütte in den Schluchten des Balkans am 5. Oktober verließ. Daraus sind sieben Wochen geworden, zwei Wochen davon in Süd-Bulgarien, der Rest ist Nord-Griechenland – beides gehört zur Region Mazedonien. Ich verließ Griechenland heute morgen bei schönstem Sonnenschein, die Sonnenstrahlen erwärmten sogar noch das Bulgarien-Schild. Der Slogan des griechischen Tourismusministeriums stimmt wirklich: “No German will freeze in Greece!”. Griechenland und die Griechen haben mich sehr beeindruckt. Viele sprechen deutsch und wissen über den Wahnsinn in Deutschland bescheid. Wahrscheinlich mehr als die meisten in Deutschland selbst.

Ausblick wie gehabt

Nicht nur das Wetter ist anders in Bulgarien, sondern auch die Stimmung. Die Temperatur in meiner Hütte lag bei sieben Grad. Immerhin der Ausblick ist noch der von früher. Die Bulgaren sind immer noch depressiv, was mir nun aber mehr auffällt, weil ich jetzt auch die Griechen kenne. Wobei, depressiv trifft es nicht. Depressiv sind die Deutschen, oder mit anderen Worten: “Depression is the German Way”. Die Depression ergibt sich beim Deutschen aus der Kontrollillusion. Die kennt der Bulgare nicht, der ist einfach nur runtergezogen. Beispielsweise weil er schon seit Ewigkeiten kalt duschen muss. Der Bulgare hat praktisch das kalt Duschen erfunden. Ich hab’ jetzt neuerdings einen Boiler, weswegen ich mir den Luxus des warm Duschens leisten kann. Und ich schau da auch nicht auf die Uhr.

Erntedank

Nicht nur in Amerika, sondern auch bei mir auf dem Balkan ist heute Erntedank. Das sind die letzten Tomaten von meinen 20 Tomatenpflanzen. Dieses Jahr war kein Tomatenjahr. Dafür ist der Kürbis wild gewachsen. Aus dem mach ich mir eine leckere Kürbissuppe. Morgen früh fahre ich auf den Markt. Fast hätte ich es vergessen. Mein Automobil, es wird im Januar 20, hat wacker durchgehalten. Nachdem ich in Griechenland Kühlwasser verloren hatte, wohl wegen der Wärme, und mir der Bulgare daraufhin eine neue Wasserpumpe eingebaut hat, läuft er tadellos. Gut, die Bremsen quietschen immer noch, was an den billigen Belägen liegt. Der bulgarische Meister wollte das nicht machen. Der wechselt sie erst, wenn sie nicht mehr quietschen. Und ich versuche gerade (mal wieder) Bulgare zu sein.

Fotos&Text TaxiBerlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert