Bericht aus Bulgarien (312) -“Rübermachen”
In der DDR waren Leute, die in den Westen gegangen sind, “rübergemacht”. Auch von Bulgarien aus sind Leute “rübergemacht”. Mir hat man damals auch vorgeworfen, “rübermachen” zu wollen, als man mich aus einen Bus holte, der ins Grenzgebiet für. Das ist ein Grund, warum solche Grenzgebiete bis heute irgendwie im Schatten liegen, sowohl für Ausländer, aber auch für Bulgarien. Auf die Schilder stoße ich bis heute, immer wenn ich das Balkan-Gebirge überquere, um nach Sofia zu gelangen. Sofia wird von vielen Bulgaren als “Oben” bezeichnet. Wer “Oben” ist, hat es geschafft. Ich habe es heute auch geschafft – über den Balkan-Pass zu kommen, “rüberzumachen” nach Sofia. Nach dem Pass verschwand auch bald der Schnee, und als ich im Vorort Kostinbrod anhielt, um mir eine Banitsa mit Boza vom Bäcker zu holen, wurde ich schon gefragt, wo ich denn herkommen würde mit dem Schnee auf dem Dach von meinem Wagen. “Vom Pass!”, habe ich gesagt. “Aus der Kälte!”, hätte ich auch sagen können, es hätte aber nicht gestimmt. Auch wenn in Sofia kein Schnee liegt, so ist es hier ebenso unangenehm nasskalt ist wie bei mir.
Foto&Text TaxiBerlin