Bericht aus Bulgarien (32)
Nachdem meine Nachbarin Baba Bore mich mehrfach gebeten hatte, doch mal wieder bei ihr vorbeizuschauen, habe ich sie gestern nun endlich besucht. Dass ich mich mit Besuchen bei ihr schwer tue, liegt daran, dass sie mir immer so viele Sachen mitgibt, dass es mir danach immer peinlich war, bei ihr gewesen zu sein. Gestern hatte sie eingelegten Kohl aus ihrem Garten für mich, dazu Paprika-Pulver aus eigener Herstellung. In Bulgarien wird viel mehr Kohl gegessen als in Deutschland, beispielsweise mit Schweinefleisch, insbesondere im Winter. Eigentlich müssten die Bulgaren „The Krauts“ genannt werden und nicht die Deutschen. Damit das „swinsko s sele“, also das Schweinefleisch mit Kohl, schön rot wird, dazu braucht man Paprika, auf Bulgarisch „tsheren piper“ (Roter Pfeffer) – besser zu viel als zu wenig. Ich selbst habe auch Kohl eingelegt. Da ich aber zu viel Salz rangemacht habe, ist er zu salzig geworden. Außerdem habe ich ein verkehrtes Gefäß genommen. Ich verfüge aber auch über kein anderes. Verkehrt deswegen, weil die Öffnung zu klein ist, weswegen ich den Kohl kleinmachen musste, damit er reinpasst, was man aber nicht macht in Bulgarien. Den Kohl hat mir Baba Bore zu Sicherheit, damit nichts rausläuft, in zwei Plastiktüten gepackt, wovon eine, wie mir später aufgefallen ist, die Nationalfarben Bulgariens aufweist: Weiß, Grün und Rot. Zu Baba Bores und zu meiner Entschuldigung kann ich sagen, dass das purer Zufall ist, zumindest von unserer Seite. Wir, also Baba Bore und ich, sind weder Nazis, noch Aluhüte und auch keine Rechten, Schwurbler, Leugner, Nationalisten oder gar Ultranationalisten und was es da noch so alles gibt. Ich betone das, weil ich auf deutsch und für ein deutsches Publikum schreibe, und weil es diese Begriffe, auch das erwähnte ich bereits mehrfach, zum Glück in der bulgarischen Sprache nicht gibt, weswegen ich mir hier, schriebe ich auf bulgarisch, diesen Hinweis sparen könnte.
Fotos&Text TaxiBerlin