Bericht aus Bulgarien (376) – “Von den folgsamen Deutschen”

So ist auf die Straße gehen erlaubt
Nimm dir ein Beispiel!
Im Juni in Berlin
Vom heimatlichen Verfassungsschutz erfahre ich gerade, dass aus dem “heißen Herbst” ein “laues Lüftchen” geworden sei in Deutschland. Genau lese ich es im Spiegel, was praktisch dasselbe ist. Nachdem man monatelang und allen voran die Olivgrüne Außenministerin vor “Volksaufständen” gewarnt hatte und eine Sozialpsychologin erklärte, dass die Lage “ideal für rechtsextreme Mobilisierung” sei, sollte niemanden überraschen, wenn keiner auf die Straße geht. Wer möchte schon gerne zum Pack, Verzeihung Volk, oder gar zu irgendwelchen Rechtsextremen gehören? Gerade in Deutschland muss man das niemandem zweimal sagen, dass wer auf die Straße geht, Pack und Rechtsextrem ist, also vogelfrei. Etwas, was es in Bulgarien so nicht gibt. Was es auch nicht gibt in Bulgarien, sind Kleiderkammern, Tafeln und Schuldnerberatungen. Dort laufen meine Landsleute jetzt flächendeckend hin, so wie man es ihnen gesagt hat: Geh bloß nicht auf die Straße! “Die Lage der Tafeln in Deutschland ist so herausfordernd wie noch nie zuvor in der 30-jährigen Geschichte”, erfahre ich erneut vom Spiegel. Und das in einem der reichsten Länder der Welt, aber diese Information fehlt schon wieder im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg. Die Lage ist sogar so ernst, dass immer mehr “Kundinnen und Kunden” (wohl eher Hungernde) zu den Tafeln kommen, während gleichzeitig weniger Lebensmittel gespendet würden. Online stehen beide Beiträge direkt untereinander. Einen Zusammenhang zwischen ihnen gibt es in Hamburg nicht. Da hilft etwas Abstand, beispielsweise Bulgarien.
Update, 11:39 Uhr bulgarische Zeit: Die beiden Artikel stehen jetzt nicht mehr untereinander. Einer wurde der Rubrik  “Politik” zugeordnet, der andere der Rubrik “Panorama”, was wohl “Panoptikum” heißen soll, laut Duden ein “Kuriositäten-, Wachsfigurenkabinett”. Oder mit anderen Worten: Wenn du zur Kleiderkammer, zur Tafel und/oder zur Schuldnerberatung geht, bist du selbst dran Schuld; gehst du aber auf die Straße, dann bist du Rechtsextrem. – So einfach kann die Welt sein.
Foto&Text TaxiBerlin

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