Bericht aus einem gebrochenen Land (065)
Die Berliner sind für ihre chronisch schlechte Laune bekannt. Sie ist sozusagen ihr Markenzeichen. Die schlechte Laune der Berliner ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass es zu viele von ihnen gibt und sie darüber hinaus auf zu wenig Raum aufeinander hocken. Das macht nicht nur schlechte Laune, sondern auch aggressiv. Manch ein Berliner ist allerdings der Meinung, er könne in der Stadt auch noch Pflanzen anbauen und Tiere halten und alle Bewohner damit ernähren könne. Wenn diejenigen den großen Garten meiner Nachbarin Oma Bore in Bulgarien kennen würden, mit dem sie immerhin sich und ihre Familie ernährt, würden sie sogleich begreifen, dass ihre Idee nicht nur unrealistisch sondern einfach bescheuert ist. Die ersten haben dies wohl auch schon eingesehen, immerhin der Imkerei-Boom ist in Berlin vorbei. Oder mit anderen Worten: die blöden Bienen sind dem Berliner wieder egal. Genauso verhält es sich mit den Flüchtlingen, fällt mir gerade ein, zumindest in Pankow. Dort sind Bäume wichtiger als Flüchtlinge. Doch zurück zur schlechten Laune der Berliner und weiteren Gründen dafür. Neben dem Aufeinanderhocken ist es die fehlende Sonne, die auch zu einem Mangel an Vitamin D führt, der wiederum zu Knochen-, Gelenk- und Muskelschmerzen, aber auch Müdigkeit bewirkt, oder eben schlechte Laune. Kurz noch ein Vergleich zu Bulgarien, um die Größenordnung zu verdeutlichen. 1.746 Sonnenstunden und 106 Regentage im Jahr in Berlin stehen 2.261 Sonnenstunden und nur 68 Regentage in Varna am Schwarzen Meer gegenüber. Ein Meer fehlt Berlin, und natürlich auch die Berge, von denen es in Bulgarien so einige gibt, die dort für gute Laune sorgen und ein Aufeinanderhocken praktisch verunmöglichen.