Das süße Leben in den Schluchten des Balkans

So sieht es aus
Meine Nachbarin hatte eine halbe Stunde nach mir gerufen, bis ich sie endlich gehört habe. So sehr war ich ins Schreiben vertieft. War ja auch ganz schön was los gewesen – gestern in Sofia. Dort wohnt auch die Tochter meiner Nachbarin. Sie hatte am 30. Geburtstag. Deswegen der Kuchen. Aber auch, weil ich ihnen drei Schnitzel zu meinem Geburtstag habe zukommen lassen. Rasch noch etwas zur Tochter, die hin und wieder auch hier ist. So richtig glücklich scheint sie in Sofia nicht zu sein. Aber wer ist das schon? Sofia ist voll von Dörflern, die lieber auf ihrem Dorf geblieben wären. Praktisch so wie Berlin voll ist schon Schwaben, die lieber im Ländle geblieben wären. Mit einem Unterschied: Bulgaren verlassen ihr Dorf, weil sie dort kein Einkommen generieren können, mit dem sie überleben könnten. Das scheint mit bei den Schwaben andersherum zu sein. Doch zurück zu meinen Nachbarn. Es sind übrigens die, denen die beiden blonden Bestien gehören, aber das nur nebenbei. In Bulgarien kommt man niemals mit leeren Händen. Genauso wie man Geschirr niemals ohne etwas zurück gibt. In meinem Fall befand sich auf meinem Teller, auf dem zuvor die drei Schnitzel lagen, obiges Stück Kuchen, das vor allem eines war: süß. Aber ich will mich nicht beklagen, das hebe ich mir für die Heimat auf. Dort hat man Glück, wenn man sein Geschirr gewaschen zurück bekommt. Sein Stück Kuchen kann man sich schließlich selber kaufen.