Ein Normaler und ein Nichtnormaler
Gestern war ich mit meinem englischen Freund Jerry beim Klassik Konzert. Es war das dritte, das wir innerhalb von zwei Wochen besucht haben. Jerry bezahlt immer die Tickets, und ich kümmere mich um die Beförderung. Den beiden Damen, die in einem kleinen Pavilion vor dem Konzertsaal sitzen und die Tickets verkaufen, sagt Jerry immer, dass wir ein Normaler und ein Nichtnormaler wären. Der Witz daran ist, dass ich der Normale sein soll. Jerry ist der Nichtnormale, genau genommen ist es nur der Ticketpreis, weil er einerseits Rentner ist, und er andererseits selber gelegentlich im Orchester mitspielt. Als solcher könnte er sogar umsonst ins Konzert. Manchmal bekommt Jerry auch wirklich doppelte Ermäßigung, was er gar nicht will, denn das normale Ticket, also das für mich, kostet nur 12 Lewa, was sechs Euro sind. Beim Konzert sitzen dann immer 50 bis 60 Musiker auf der Bühne und genauso viele Zuhörer im Publikum. Dazu muss man wissen, dass die Musiker irgendwas zwischen 200 und 300 Lewa, als 100 bis 150 Euro, pro Auftritt bekommen. Woher das Geld für die Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben bei den Konzerten kommt, weiß keiner so genau. Manche vermuten ein Mafiot, also ein Oligarch, bei uns heißen sie Philanthrop, gibt Geld. Am Ende ist es auch egal, Hauptsache er gibt ab. Das ist auch der Grund, warum man an alten Mafioten, heute heißen die natürlich Demokraten, festhält. Die kennt man nicht nur, sondern die sind auch satt. So satt, dass sie sogar Klassik Konzerte finanzieren. Dagegen sind neue Mafioten, Oligarchen, Philanthropen und wie sie alle heißen immer hungrig. Das sagt die Erfahrung, und deswegen hält man an den alten fest. Da weiß man, was man hat.