Leaving Berlin (034)

Knapp zwei Jahre ist es jetzt her, dass wir uns auf dem Boulevard Vitosha in Sofia kennengelernt haben. Der Boulevard Vitosha ist eine Art Unter den Linden oder wegen mir auch Kurfürstendamm der bulgarischen Hauptstadt, an dessen Ende sich dieses Denkmal des Klassikers Aleko Konstantinow befindet, dessen wichtigsten Werke ich auf Deutsch herausgebe. Angesprochen habe ich den mir unbekannten jungen Mann aus einer Kleinstadt im Hessischen, weil er sich mit einem Freund in der Muttersprache unterhalten hatte. – Vor wenigen Tagen rief mich mein Bürgermeister an, weil sich ein Landsmann in seine Kneipe verirrt hatte. Ich sprach kurz am Telefon mit ihm, und wir vereinbarten am nächsten Tag zusammen einen Kaffee zu trinken. Was bis zu dem Zeitpunkt nach einem ersten Kennenlernen aussah, entpuppte sich als ein Wiedersehen. Denn, wie bereits geschrieben, wir kannten uns bereits vom Boulevard Vitosha in Sofia. Solche Geschichten passieren in Bulgarien regelmäßig, denn das Land ist nicht groß und hat, da fast jeder dritte es verlassen hat, nur ungefähr doppelt so viele Einwohner wie Berlin. Was auch nicht das erste Mal vorkam, war, dass mein Bürgermeister den Kontakt herstellte. Mein Bürgermeister ist, wie mein Freund Achim in Bremen, jemand, der Menschen miteinander verbindet. Achim hatte den Kontakt zu Uschi und Michael gemacht, die mich im letzten Jahr besucht und hier unter Update darüber berichtet haben. Nicht neue, sondern solche Männer braucht das Land! Um nicht wieder das wichtigste zu vergessen: Der junge Mann aus dem Hessischen, der um die dreißig sein dürfte, lebt seit über fünf Jahren in Bulgarien und fühlt sich sehr wohl hier. Er ist sogar verheiratet. Seine Frau hatte das mit dem Heiraten vorgeschlagen, wie ich von ihm erfuhr, und weil er kein Spielverderber sein wollte, hat er das (mit)gemacht, was Alexis Sorbas als “The Full Catastrophe” bezeichnet.

Foto&Text TaxiBerlin

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