Leaving Berlin (050)

Andere gehen ins Stadion oder in die Kneipe – ich gehe in meine Bibliothek. Mittlerweile haben sich so viele Bücher hier in Bulgarien angehäuft, dass ich Bücherregale brauche. Ich habe auch bereits einen bulgarischen Maistor damit beauftragt, und er war auch schon da und hat Maß genommen. Danach war er, wie es oft vorkommt in Bulgarien, nicht mehr gesehen. Ich war auch zweimal bei ihm, er war aber nicht zuhause oder hat einfach nicht aufgemacht. Ich will mich aber nicht beklagen über die kleinen Unwägbarkeiten des Lebens, die es nicht nur in Bulgarien gibt. Auch in Deutschland sind sie im Zunehmen begriffen. Kaum etwas funktioniert in der Heimat noch so, wie es einmal funktioniert hat. Bei vielen ist das noch nicht angekommen. Sie leben, wenn man so will, in der Vergangenheit. Auch ich lebe in der Vergangenheit. Denn ich halte an einer Sprache fest, die es so nicht mehr geben soll. Zumindest, wenn es nach den Genderisten geht. Um es ganz klar zu sagen: Ich glaube nicht, dass sich das Gendern durchsetzen wird. Wenn ich von der Sprache spreche, dann ist die gute alte Muttersprache gemeint. Meine Muttersprache bedeutet mir sehr viel. In Bulgarien wird mir das mit jedem Tag aufs Neue klar. Klarer als es mir in der Heimat schon war. Übrigens: Gendern gibt es auch in Bulgarien, wenngleich umgedreht, wie so vieles umgedreht ist in Bulgarien. Ein Beispiel: die Doktorin, auf bulgarisch “Doktorka”, will nicht länger “Doktorka” genannt werden, sondern Doktor. Dasselbe gilt für die Professorin, die “Pofessorka”. Komisch, oder? Doch zurück zur Muttersprache, die, so wie wir sie kennen, in Deutschland abgeschafft werden soll. Nur, mit der Abschaffung der Muttersprache, egal ob durchs Gendern oder durchs Englische, wird ebenso die Mutter abgeschafft. Auch deswegen halte ich an der Muttersprache fest. Deutsch ist dabei nicht nur Mutter, sondern auch Heimat für mich. Das hört sich pathetisch an, und ist es in gewisser Weise auch. Andererseits gilt aber auch: Wehe dem, der keine Heimat hat. Wer keine Heimat hat, ist nicht einfach nur ein heimatloser Geselle, wie man früher sagte. Er ist ein bedauernswerter Tropf, was so mit das bedauernswerteste ist, was Mann und auch Frau sein kann. Bei meinem letzten Besuch in Berlin hatte ich den Eindruck, dass die Stadt bevölkert ist von bedauernswerten Tröpfen. Dabei meine ich erst einmal nur ihre chronisch herunter hängenden Mundwinkel. Wenn sie dann noch den Mund aufmachten, habe ich immer gedacht: Hätten sie besser geschwiegen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es wohl. Junge Menschen haben aktuell in der Heimat nicht so gewählt, wie man das von ihnen erwartet hat und weswegen man das Wahlalter auf 16 gesenkt hatte. Statt der Grünen haben sie die AfD gewählt. Angeblich sind das alles Nazis, aber was heißt das schon? Aus eigener Erfahrung, ich wurde von selbst ernannten Nazi-Jägern auch schon mal als Nazi bezeichnet, weiß ich es: Nichts! Und das scheinen die jungen Leute auch zu wissen. Ich erwähne das nicht, weil ich der Alternative für Deutschland nahe stehe – Gott bewahre. Ich erwähne die AfD, weil in ihrem Namen ein Stück Heimat steckt. Rein sprachlich, meine ich. War es denn nicht Deutschland, weswegen es die Einheit gibt? Es heißt doch noch “Deutsche Einheit”, oder? Von anderer Seite ist dagegen folgendes zu vernehmen: “Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.” Und das hier: “Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen.” Wenn das so ist, dann kann der Russe doch kommen. Dann haben wir doch nichts zu verlieren, oder? Wie Robert Habeck, unser grüner Wirtschaftsminister, zur Muttersprache steht, immerhin hat er Kinderbücher in ihr verfasst, ist nicht bekannt. Vermutlich findet er sie auch zum Kotzen. Deswegen kann ich mit Robert Habeck nichts anfangen. Was er mit der Wirtschaft veranstaltet, interessiert mich dabei nicht. Aber immer mehr Unternehmer sollen gegen ihn aufstehen in der Heimat, so wie junge Menschen gegen die Grünen stimmen. Beides macht mir Mut. Noch scheint die Heimat und mit ihr die Muttersprache nicht verloren.

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