Leaving Berlin (057)
Endlich habe ich es zu meinem kleinen Mineralwasserbad im Wald geschafft. Mein Bürgermeister hatte es letzten Samstag im Rahmen eines Subbotniks für mich herrichten lassen. Ein Subbotnik, wer ihn nicht kennt, ist ein freiwilliger Arbeitseinsatz am Samstag. Der Subbotnik kommt aus dem Russischen, wo Samstag Subbota heißt – deswegen Subbotnik. Im Bulgarischen heißt der Samstag Sibota, also ganz ähnlich. Freiwillige Arbeitseinsätze sind die Zukunft, das Kommende sozusagen. Ich beteilige mich auch immer wieder an Subbotniks. Einmal, es ist jetzt auch schon wieder eineinhalb Jahre her, haben wir den Alten bei uns im Dorf Sonnenblumenöl, Mehl, Zucker und weiße Bohnen in der Konserve nach Hause gebracht. Spenden der EU, damit sie nicht einsam und Mutterseelenallein verhungern. Ein wenig peinlich war das schon. Erst lockt man die Jungen, gut Ausgebildeten ins Ausland, der Fachbegriff dafür ist “Brain Drain”, und dann schickt man den Alten Almosen nach Hause. Zum Glück ist diese Zeit vorbei, immer mehr Bulgaren kehren aus dem Ausland zurück. Dort sucht man gerade junge Menschen als Kanonenfutter für die Front. Die müssen nicht gut ausgebildet, sondern können ruhig doof sein. Sie müssen nicht einmal die Tagesschau in einfacher Sprache verstehen. Jemand meinte neulich, dass jetzt im großen Stil eingebürgert wird, damit man genügend Rekruten hat. Das ist natürlich Quatsch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein junger Syrer, der vor dem Krieg in seinem Land nach Deutschland geflohen ist, jetzt zum Morden in die Ukraine geht. Was ich allerdings glaube, ist, dass ein neuer großer Krieg in Europa direkt vor der Tür steht. Bertolt Brecht warnte vor jetzt 73 Jahren in einem Brief mit folgenden Worten vor einem solchen Krieg: Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten. Die Angst scheint auch in Amerika angekommen zu sein, wenn Mark Zuckerberg sich für 260 Millionen einen Bunker auf Hawaii baut. Sicherlich hat dieser Bunker auch einen Pool. Davon würde ich ausgehen. Ob er wie meiner mit Mineralwasser gefüllt ist, bezweifle ich allerdings. Gut, dafür hat mein Pool keinen Bunker. Das stimmt auch wieder. Andererseits glaube ich, dass – wie in der Vergangenheit – die Entscheidungsschlacht eher um Berlin als um ein Mineralbad in den Schluchten des Balkans stattfinden wird. Ob Amerika, wozu Hawaii gehört, erneut verschont bleibt, da bin ich mir nicht so sicher.