Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Treffen der Trockenen Taxifahrer

 

Gibt es bei den TTs nicht nur am Sonntag

Spätestens seit der Spiegel neulich titelte, dass er mit 80.000 arbeitslosen Taxifahrern im nächsten Jahr rechnet, ist klar, das Problem gibt es wirklich, ist also keine Verschwörungstheorie und auch keine Fake News. Ich selbst sitze bereits seit Anfang März auf dem Trockenen, und täglich werden es mehr Kollegen, die vom Mangel an Fahrgästen betroffen sind. Was liegt da näher, als sich zusammenzutun, auch wenn einem das in der Panik-Dämie nicht gerade leicht gemacht wird, aber ganz verhindern lässt es sich auch nicht, der Mensch ist schließlich ein soziales Wesen. Bis heute finden die Treffen der Trockenen Taxifahrer ohne Maske statt und jedes einzelne Treffen ist, das ist keine Übertreibung, ein Termin mit Gott. Warum ist das so? Ganz einfach, weil es das gemeinsame Trockensein gibt, das uns Trockene Taxifahrer verbindet, es darüber hinaus aber keine “richtige Haltung” und auch keine “falsche Meinung” gibt. Jeder Trockene Taxifahrer redet von sich, alle hören sich den Kollegen an, lassen ihn ausreden, kommentieren und werten vor allem nichts. Es gibt in dem Sinne also keine Angst, irgendwie nicht dazuzugehören. – Die größte Angst der allermeisten Menschen heutzutage, der eine erfolgreiche jahrelange Atomisierung des sozialen Wesens Mensch vorangegangen ist, auf die jetzt die “aktuellen Maßnahmen” wie Abstand, Maske, aber vor allem Angst und Denunziantentum drauf gesetzt worden sind. Ich bin durch meine nunmehr über zwanzig Jahre auf der Straße, die ich nicht zu Unrecht meine Universität nenne, bestens auf diese Situation sprich Krise vorbereitet, die bekanntlich auch immer eine Chance ist. In meinem Taxi durfte nicht nur jeder alles sagen, sogar die Wahrheit, sondern ich habe mir auch alles angehört, so wie jetzt bei den Treffen der Trockenen Taxifahrer. Jedes Treffen der Trockenen Taxifahrer wird mit dem Gelassenheitsgebet beendet, das ich meinen Lesern, die bereits in einer Krise sind oder demnächst in eine geraten, mit auf den Weg geben möchte: “Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

Foto&Text TaxiBerlin

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