Leben in Zeiten von Corona – Heute: Stay Stupid And Buy
Ich bin zurück auf der Straße, wo ich Fotos wie dieses oben mache und neue Sachen für meinen Bauchladen finde, die ich sogleich online zum Verkauf stelle, weswegen es sich lohnt, immer mal wieder hier vorbeizuschauen. Die Dinge liegen auf der Straße, genauso wie einst die Fahrgäste beim Taxifahren und bis heute die leeren Flaschen beim Flaschensammeln, wobei man dazu sagen, dass es weniger geworden ist als beim Ausbruch der so genannten Corona-Krise. Trotzdem gehe ich jeden Tag raus auf die Straße, was soll ich auch zu hause. Spätestens nachdem ich mir denselben Teebeutel zum zehnten Mal aufgegossen habe, treibt es mich raus, auch wenn man kaum noch in Kontakt kommt mit seinen Mitmenschen. Wegen der Maske ist das Minenspiel nicht mehr zu erkennen, aber die Körpersprache der allermeisten signalisiert mir: “Quatsch mich bloß nicht an!” Insbesondere wenn man, so wie ich, wegen einer Maskenbefreiung ohne Maulkorb unterwegs ist. Nicht nur das Taxifahren fehlt mir, sondern auch das Taxi als Kontaktbörse. Mein Gott, was habe ich da geflirtet, obwohl ich gar nicht flirten kann. Naja, jedenfalls habe ich es versucht. Ganz ohne Alkohol übrigens, der mir oftmals die Angst insbesondere vor Frauen nahm. Das gibt es heute gar nicht mehr, dass man mit einer fremden Frau flirten kann. Von Körperkontakt ganz zu schweigen. Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll: Kontaktloser Sex. Ich meine, die Bordelle sollen doch schon wieder geöffnet haben, oder? Weißt du da vielleicht genaueres? Ich kann es nicht überprüfen, dazu fehlt mir das Kleingeld. Aber ich will mich nicht beklagen. Ich finde immer noch interessante Sachen auf der Straße, beispielsweise ein Buch mit dem tollen Titel “Tote auf Reisen”. Im ersten Moment dachte ich, dass damit wir Taxifahrer gemeint sind, auch weil es um das Thema “Letzte Reise” geht. Falls du jetzt neugierig geworden bist, dann schau hier vorbei. Dort kannst du das Buch käuflich erwerben, und zwar in meinem Bauchladen. Hauptsache du bleibst ruhig dabei, so wie es obiges Schild in der Niederbarnimstraße empfiehlt. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir damit das Geschäft kaputt mache, aber manchmal frage ich mich, ob die Kommunisten nicht doch Recht hatten mit ihrer Behauptung, dass der Kapitalismus vor allen Dingen eines braucht, und zwar Dumme Konsumenten. Auf den Slogan warte ich noch: “Stay Stupid And Buy!”
Foto&Text TaxiBerlin