Manns genug sein – gerne auch Fraus!

Vielleicht hätte ich heute gar nicht arbeiten, nicht mal rausgehen sollen. Immerhin ist Sonntag, der für den Herrn reserviert ist, darüber hinaus schien die Sonne wie lange nicht. Meine Arbeit bestand darin, die Wurzel unten auszugraben. Wer seine Wurzeln sucht, muss manchmal graben. Ich gehe noch einen Schritt weiter, ich versuche auszugraben. Und genau das ist gerade mein Problem. Ich habe auch schon meinen Bürgermeister angerufen. Er will jemanden finden, der mir die Wurzel ausgräbt. Das hat er nur gesagt, um mich zu beruhigen. Ich weiß genauso wie er, dass es niemanden gibt für diesen Job. In unserem Dorf gibt es nur Alte. Die Jungen sind alle in Sofia oder im Ausland. Vielleicht gräbt einer von ihnen gerade bei dir im Garten die Wurzeln aus oder repariert dir dein Auto. Der einzige, der hier in Frage kommt, ist mein Bürgermeister selbst. Und natürlich ich. Aber warte mal. Auswandern soll gerade ein großes Thema sein in der Heimat. Das bestätigen mir immer wieder auch Freunde, mit denen ich telefoniere. Nicht alle, die aus Deutschland weg wollen, sind zu körperlicher Arbeit fähig. Wenn ich ehrlich sein soll: Mein Eindruck ist, dass kein einziger von ihnen es ist. Alle scheinen sie krank zu sein. Wenn nicht am Körper, dann im Kopf. An der Seele sowieso. Sollte es auch nur einen geben, auf den dies nicht zutrifft, dann möge er sich jetzt bei mir melden. Mein Angebot: Volle Kost & Logie für halbtägige Arbeit, allerdings körperlich! Wer fühlt sich Manns genug? Frauen sind bei gleicher Qualifikation natürlich auch willkommen!
