Nicht mein Job

Überall, wo ich hinkomme, wird vom Auswandern und Weggehen gesprochen. Vorgestern im Supermarkt, gestern in der U-Bahn und heute auf dem Flohmarkt. Es scheint in ganz Berlin nur noch ein Thema zu geben. Obwohl keiner so genau weiß, wo die Reise hingeht, sichern sich viele jetzt schon ein Ticket. Es wird schließlich beworben. Heute wurde ich in meiner Funktion als Journalist auf dem Flohmarkt angesprochen. Man sagte mir, ich solle endlich mal die Leute aufklären, damit es auch der Letzte begreift, was gerade passiert. Mein Hinweis darauf, dass das nicht meine Aufgabe ist, sondern die von Propagandisten und Agitatoren, von denen es unter den sogenannten Journalisten so einige gibt, stieß auf Unverständnis. Auf regelrechten Widerstand stieß mein Hinweis, dass allen sämtliche Informationen offen stehen würden. Die Leute hätten angeblich keine Zeit, müssten immer nur arbeiten, um ihre Miete bezahlen zu können, was natürlich richtig ist. Die Zeit muss man sich nehmen, schließlich geht es doch ums eigene Leben. Als ich mir diesen Hinweis erlaubte, wurde ich geschlagen – zum Glück nur mit Worten. Wenn es nicht die Verblödung ist, ist es der Wahnsinn, der die Leute erreicht hat. Jetzt versteht man besser, warum ich mir kein Ticket kaufe. Ich wünsche einfach nicht, mit ihnen im selben Flieger zu sitzen.

One thought on “Nicht mein Job

  1. Schau Rumen, schlussendlich ist ein jeder selbst verantwortlich für sein Dasein (würde mein verstorbener Freund Ronny sagen). Seit 2015 habe ich (!) realisiert ich kann mich ändern, ich kann meinen Lebensmittelpunkt ändern, aber weder das eine, noch das andere meiner Mitmenschen. Du hast bereits den Grundstein gelegt, was Dir bestimmt auch eine gewisse innere Ruhe garantiert. Es ist wirklich traurig, wie D. (bzw. Westeuropa) abgewrackt wird, aber das kannst weder Du noch ich ändern! – „Lieber mit den Klugen in die Hölle, als mit den Narren ins Paradies“

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