“Sag mir, wo die Bulgaren sind? Wo sind sie geblieben?”

Verlassenes Bulgarien
Anders als in Deutschland, wo immer von “unserer Demokratie” die Rede ist, wird hierzulande von “unserem Land” gesprochen, wenn es um Bulgarien geht. Gerade erfahre ich vom staatlichen Bulgarischen Nationalradio, dass es Ende letzten Jahres in “unserem Land” 199 Siedlungen ohne einen einzigen Einwohner gab. Jetzt dürfte die Zahl schon wieder höher liegen, immerhin haben wir bereits Anfang Mai. Zu den 199 Siedlungen ohne einen einzigen Einwohner kommen unzählige mit nur einem Einwohner oder einem plus X. In Anlehnung an den bekannten Song “Sag mir, wo die Blumen sind? Wo sind sie geblieben?” (das Lied ist von Pete Seeger, die Melodie geht auf russische und ukrainische Musik zurück), frage ich mich immer öfter: “Sag mir, wo die Bulgaren sind? Wo sind sie geblieben?” Ich habe auch eine Antwort: Unter anderem in Deutschland. Ein Beispiel gefällig? Laut Euractiv lag 2023 das Durchschnittsalter einer bulgarischen Krankenschwester in “unserem Land” bei 58 Jahren. Das durchschnittliche Verhältnis zwischen Krankenschwestern und Ärzten sollte 2:1 betragen, in Bulgarien kommen 0,9 Krankenschwestern auf einen Arzt. Sei ehrlich: Wie heißt die Pflegekraft, die sich für wenig Geld um deine Angehörigen kümmert? Ist es noch die Olga aus Polen? Oder bereits die billigere Borislawa aus Bulgarien?