Tag der Volksaufklärer

Im Großen Saal
Gestern Abend wurde im Großen Saal in der Botschaft Bulgariens in Berlin Mitte nicht Halloween, sondern die Volksaufklärung gefeiert. Denn heute am 1. November ist der „Tag der Volksaufklärer“, auf bulgarisch „Ден на народните будители“ („Den na narodnite buditeli“). An diesem Feiertag ehrt man in Bulgarien die Gelehrten, Schriftsteller und Freiheitskämpfer, die zur nationalen Wiedergeburt und kulturellen Identität Bulgariens beigetragen haben, indem sie Bildung, Literatur und Geistigkeit verbreiteten und sich gegen die osmanische Herrschaft auflehnten. Zu den Volksaufklärern zählen unter anderem Freiheitskämpfer wie Hadschi Dimitar und Wassil Lewski sowie die Mönche, die über Jahrhunderte das bulgarische Kulturerbe bewahrten. In den Ansprachen betonten sowohl die Sprecherin der Botschaft, als auch der Leiter des bulgarischen Kulturinstituts, wie wichtig es ist, das Volk aufzuklären. Und dass nicht nur in der Vergangenheit, sondern insbesondere auch in unseren Tagen. Der Bulgare, wer ihn kennt, weiß das, ist kein Mann der großen Worte, sondern der Taten, aber vor allem des Tanzes. Vermutlich ist die Aufforderung Nietzsches, das Leben zu tanzen, vom Bulgaren inspiriert. Dazu muss man wissen, dass die Bulgaren in gewisser Weise die Indianer Europas sind. Ihre farbenfrohen Kostüme sind also nicht nur Verkleidung. Zum Schluss passierte auch gestern in der bulgarischen Botschaft das, was beim Bulgaren immer passiert, und zwar dass alle mitmachen beim großen Tanz. Auch der Chef des bulgarischen Kulturinstituts war mit von der Partie, und wenn der Botschafter anwesend gewesen wäre, hätte er mit Sicherheit auch das Tanzbein geschwungen. Angeführt wurden die Tänzer und Tänzerinnen, weitere Geschlechter waren nicht anwesend, von einem Fahnenträger. So weit ich informiert bin, wurde deswegen aber kein Staatsschutz gerufen. Aber gut, die Veranstaltung war in der bulgarischen Botschaft und damit exterritorial. Hierzulande muss man neuerdings aufpassen, da kann das hissen der hiesigen Nationalflagge schonmal den Staatsschutz auf den Plan rufen.

Im Foyer